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Staatstrauer in Peru

17. August 2007

Nach dem schweren Erdbeben steigt die Zahl der Toten weiter. Zu einigen der betroffenen Gegenden gebe es noch keinen Kontakt, sagen die Behörden. Das Ausland hat Hilfslieferungen und Gelder angekündigt.

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Flagge auf Halbmast, Quelle: AP
Flagge auf Halbmast vor dem Regierungssitz in LimaBild: AP

Beim schwersten Erdbeben seit 37 Jahren in Peru sind hunderte Menschen getötet worden. Der Zivilschutz bezifferte am Donnerstagabend Ortszeit (16.8.07) in Lima die Zahl der Todesopfer auf mindestens 437, andere Quellen sprechen von mindestens 510 Toten. Allein im schwer betroffenen Departement Ica, etwa 300 Kilometer südlich der Hauptstadt Lima, seien durch die Naturkatastrophe am Mittwoch mehr als 80.000 Menschen obdachlos geworden. Nach Medienberichten soll es weit mehr als 1300 Verletzte gegeben haben. Die Stärke des Bebens wurde vom Geologischen US-Institut von 7,9 auf 8,0 nach oben korrigiert. Die Regierung in Lima ordnete unterdessen eine dreitägige Staatstrauer bis Samstag an.


Die Feuerwehr des südamerikanischen Landes rechnet damit, dass die Opferzahl auf weit mehr als 500 Tote steigen wird. Die Chancen, in den Trümmern Überlebende zu finden, seien rund 24 Stunden nach der Tragödie praktisch gleich Null, sagte Feuerwehrsprecher Roberto Ognio der Onlineausgabe der Zeitung "El Comercio". In vielen zerstörten Gemeinden seien die Rettungs- und Bergungsarbeiten noch in vollem Gange.

Ausland verspricht Hilfe

Teisl zerstörte Straße neben Wasserfläche. Im Hintergrund Lichter (Quelle: AP)
Eine zerstörte Küstenstraße in einem Vorort der HauptstadtBild: AP

Das Beben ereignete sich am Mittwoch kurz nach Einbruch der Dunkelheit zur Hauptverkehrszeit um 18.41 Uhr Ortszeit (1.41 Uhr MESZ). Das Institut für Geophysik in Lima berichtete, es habe am Donnerstag Hunderte von Nachbeben gegeben. Eines davon habe die Stärke 6,0 erreicht. Das Epizentrum des Hauptbebens, das auch in Brasilien, Ecuador, Kolumbien und Bolivien zu spüren war, lag in 41 Kilometern Tiefe im Meer vor der Pazifik-Küste, etwa 150 Kilometer südlich von Lima. Für das Departement Ica wurde der Notstand ausgerufen.

Bundespräsident Horst Köhler schickte ein Beileidstelegramm an seinen Amtskollegen Alan García. Papst Benedikt XVI. rief in Rom zu schnellen Hilfen für die Betroffenen auf, und die internationale Hilfswelle rollte bereits an: Das Auswärtige Amt stellte 200.000 Euro für Soforthilfemaßnahmen zur Verfügung. Dringender Bedarf bestehe an Decken, Notunterkünften, Sanitätsmaterial und Hygieneartikeln, hieß es in Berlin. Italien stellte die gleiche Summe bereit. Kanada kündigte Hilfen in Höhe von umgerechnet 1,4 Millionen Euro an. Die Europäische Union will im Schnellverfahren mindestens eine Million Euro bereitstellen, teilte die EU-Kommission mit. Schnelle Hilfe versprachen auch UN-Agenturen, das Internationale Rote Kreuz sowie viele Länder wie Spanien, die Schweiz oder Brasilien.

Große Zerstörungen südlich von Lima


Erwachsene und Kinder sitzen und stehen eng beieinander (Quelle: AP)
Eine Familie in Lima kampiert im FreienBild: AP

Am schlimmsten waren die Städte Ica und Pisco etwa 300 Kilometer südlich von Lima betroffen. Allein in der Küstenstadt Pisco, 250 Kilometer südlich von Lima, wurden nach Zivilschutz-Angaben bereits mehr als 250 Leichen gezählt. Medien berichteten von Plünderungen. Die 60.000-Einwohner-Stadt sei zu 70 Prozent zerstört, sagte Bürgermeister Juan Mendoza. Man habe weder Trinkwasser noch Strom. Patienten würden auf der Straße behandelt.

Auch in der Provinzhauptstadt Ica mit 160.000 Einwohnern stürzten zahlreiche Gebäude ein. Die Stromversorgung brach zusammen. Da viele Brücken zusammengebrochen und die Straßen unpassierbar waren, konnte die Stadt zunächst auf dem Landweg nicht erreicht werden. Die Armee errichtete eine Luftbrücke. In der peruanischen Kleinstadt Chincha flohen 600 Häftlinge aus einem Gefängnis, das bei dem Erdbeben zerstört wurde. Zu einigen Gegenden sei noch kein Kontakt hergestellt worden.

Am 31. Mai 1970 waren bei einem Beben der Stärke 7,9 bis zu 70.000 Menschen ums Leben gekommen. Dammbrüche, Überschwemmungen und Erdrutsche führten damals dazu, dass dieses Beben zu einem der schlimmsten der Nachkriegszeit in ganz Amerika wurde. (rri)