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Stahlkocher hoch verschuldet

18. August 2016

Stahlkochen ist ein stark konjunkturabhängiges Geschäft. In der Flaute muss man halt durchhalten. Doch jetzt hat die Verschuldung der größten Stahlkocher einer Studie zufolge Besorgnis erregende Ausmaße erreicht.

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Symbolbild Deutschland als Krisengewinner
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Die Verschuldung der 30 größten Stahlfirmen ist laut einer Untersuchung mit 150 Milliarden Dollar auf Rekordniveau. "Viele Stahlproduzenten sind in einer Notlage, einige am Rande der Insolvenz", heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Analyse der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, vormals Ernst&Young.

Ein riesiges Überangebot drückt seit längerem auf den Stahlpreis und setzt vielen Anbietern zu. Vor allem China ist in die Kritik geraten, weil Unternehmen aus der Volksrepublik den Weltmarkt mit billigem Stahl fluten. Dort ging im Juli die durchschnittliche tägliche Rohstahlproduktion etwas zurück. Der Tagesausstoß schrumpfte auf 2,15 Millionen Tonnen nach einem Rekordwert von 2,32 Millionen Tonnen im Juni, wie aus Zahlen der chinesischen Statistikbehörde hervorgeht.

China verspricht Drosselung

In den ersten sieben Monaten dieses Jahres ist die Stahlproduktion in China um 0,5 Prozent auf 466,5 Millionen Tonnen geschrumpft. Das ist mehr als das Zehnfache der Jahresproduktion in Deutschland. Die chinesische Regierung hat unter dem Druck Europas und der USA zugesagt, die Stahl-Kapazitäten in diesem Jahr um 45 Millionen Tonnen und bis 2020 um 140 Millionen Tonnen zu reduzieren. Sie trifft dabei aber in einigen Provinzen auf Widerstand.

Billigimporte aus China lösen fast automatisch den Ruf nach Sanktionen und nach Erhaltungssubventionen aus. Die Hilfsbemühungen vieler Regierungen würden aber nur fruchten, wenn es in den Firmen tiefgreifende Restrukturierungen gebe, heißt es in der EY-Studie. Die Unternehmen bräuchten tragfähige Geschäftsmodelle.

Laut EY ist die Verschuldung der Unternehmen im Kampf um Marktanteile in die Höhe geschossen. Viele Firmen reagieren aber darauf. So verhandelt etwa der deutsche Thyssenkrupp-Konzern mit der indischen Tata-Gruppe über eine Fusion. Der deutsche Konzern stand Ende Juni mit 4,77 Milliarden Euro in der Kreide, nachdem es vor Jahresfrist noch 4,39 Milliarden waren.

Um dies zu ändern, sollen nun unter anderem Immobilien veräußert werden. Branchenprimus ArcelorMittal hat seine Kapitalausstattung mit einer drei Milliarden Dollar schweren Finanzspritze aufgebessert. Hinzu kamen Beteiligungsverkäufe. Dadurch wurde die Verschuldung zuletzt innerhalb von drei Monaten um mehr als vier Milliarden Dollar reduziert.

wen/ae (rtr, EY)