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Software für Stahlhersteller

Insa Wrede1. Oktober 2012

Vor 40 Jahren kam etwa ein Drittel des weltweit produzierten Stahls aus Europa, heute sind es nur noch rund 11 Prozent. Allerdings wird weltweit der Stahl häufig mit deutschem Know how und deutscher Software produziert.

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Elektroofen von SMS von Edelstahlwerk Shanghai im Baosteel. Copyright: SMS Group Bild geliefert von Franz Nawrath, Director Sales Management, PSI Metals GmbH, durch DW/Insa Wrede.
Elektroofen im Edelstahlwerk Shanghai im BaosteelBild: SMS Group

Die Stahlindustrie war einst der Stolz der deutschen Wirtschaft. Heute jedoch wird der globale Stahlmarkt von anderen dominiert. Fast die Hälfte des Stahls kommt inzwischen aus China und dort werden weiter neue Stahlwerke errichtet. Auch in anderen Teilen der Welt wird immer mehr Stahl produziert. Dagegen ist in Deutschland in den letzten dreißig Jahren die Menge an produziertem Rohstahl in etwa unverändert geblieben. Trotzdem gab es auch hier viel Bewegung. Denn in diesem Zeitraum wurden rund 70 Prozent weniger Menschen in der Stahlherstellung beschäftigt, gleichzeitig hat sich die Produktivität pro Beschäftigten aber mehr als verdoppelt.

Software wird immer wichtiger für Stahlbranche

Der Strukturwandel in der Stahlbranche wurde von einer großen Absatzkrise getrieben. "In der Stahlindustrie musste man automatisieren, um sich den erhöhten Qualitätsanforderungen in Europa zu stellen," erklärt Franz Nawrath von dem IT-Unternehmen PSI Metals in Düsseldorf. Durch die Automatisierung sei aber auch massiv Personal abgebaut worden. "Dieser Strukturwandel hat dazu geführt, dass auf solche IT-Unternehmen, wie es eben die PSI Metals ist, ein erhöhter Bedarf zu kam.“

Denn: Automatisierung – das bedeutet: Einsatz von Software und die liefert beispielsweise das deutsche Unternehmen PSI Metals. Inzwischen wird die Stahlherstellung bis ins kleinste Detail per Computer gesteuert. Das heißt: Alle Produktionsprozesse von der Flüssigphase bis zur individuellen Bearbeitung des Stahls auf Kundenwunsch und auch alle geschäftlichen Prozesse vom Kundenauftrag bis zur Bereitstellung aller Daten für die Abrechnung gegenüber dem Kunden werden über Software gelenkt.

Nordrhein-Westfalen/ Ein Stahlarbeiter entnimmt waehrend eines Abstichs im neuen Hochofen 8 der ThyssenKrupp Steel AG in Duisburg eine Materialprobe aus dem Roheisen. Foto: dapd.
Immer weniger Menschen arbeiten in der StahlindustrieBild: dapd

Strukturwandel bei PSI

Von Thyssen Krupp über Arcelor Mittal bis zu Posco - zu den Kunden von PSI Metals gehört das Who ist Who der internationalen Stahlhersteller. "Wir haben uns in den vergangenen Jahren zu einem sehr relevanten, wenn nicht sogar zum führenden internationalen Anbieter entwickelt", sagt Karsten Pierschke, Leiter Investor Relations bei PSI. Und die anhaltende Dynamik auf dem Stahlmarkt, erfordere auch eine ständige Anpassung der Softwarelösungen.

Um die Anforderungen der Kunden gut erfüllen zu können, war auch bei PSI ein Strukturwandel nötig. "Früher haben wir auf die Kundenanforderung hin einen Softwareentwurf gemacht und die Software dann programmiert. Mit der Zeit haben wir versucht, diese individuell hergestellte Software so auszurichten, dass man sie wieder verwenden kann bei anderen Projekten." Genau das sei heute das Alleinstellungsmerkmal von PSI, einen solchen Grundbaustein zu haben, der individuell angepasst werden kann. Die Schwierigkeit dabei, liege darin, dass die Kundenanforderungen - obwohl es immer um Stahlwerke geht - tatsächlich immer individuell verschieden seien.

Karsten Pierschke, PSI Metals vor dem Hauptsitz der PSI AG, Berlin, eine Software-Hersteller für Energieversorger und die Rohstoffindustrie
Karsten Pierschke, PSI MetalsBild: DW

Auch in Zukunft müssen die Mitarbeiter von PSI die Software weiter anpassen. "Die deutsche Stahlindustrie spezialisiert sich immer weiter, muss also immer höhere Qualitäten in den Stählen erzeugen können," erklärt Nawrath. Mittlerweile gibt es rund 2.500 verschiedene marktrelevante Stahlsorten und jedes Jahr kommen etwa 30 neue hinzu. Um international mithalten zu können, müssen die deutschen Stahlhersteller qualitativ führend sein. "Dadurch ergeben sich auch für uns immer wieder neue Herausforderungen.“

nstitute erwarten für 2006 kräftiges Wirtschaftswachstum Caption:     ARCHIV - Ein Arbeiter im Kaltwalzwerk Beeckerwerth der ThyssenKrupp Steel AG in Duisburg überwacht die Verladung fertiger Stahlcoils (Archivfoto vom 17.06.2005). Die deutsche Wirtschaft wird nach Ansicht der sechs führenden Forschungsinstitute 2006 mit 2,3 Prozent so kräftig wachsen wie seit sechs Jahren nicht mehr. Der Aufschwung werde neben dem stark steigenden Export zunehmend auch von der Inlandsnachfrage getragen, teilten die Institute am Donnerstag (19.10.2006) in ihrem Frühjahrsgutachten in Berlin mit. Foto: ThyssenKrupp (zu dpa 0258) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Besonders in Deutschland wird innovativer Stahl auf individuelle Kundenanfragen hin produziertBild: picture-alliance / dpa

Energie rückt in den Fokus

Heute sei die deutsche Stahlindustrie trotz des zunehmenden Wettbewerbsdrucks nach wie vor hervorragend aufgestellt, um auch weiterhin eine sehr wichtige Rolle im globalen Stahlmarkt spielen zu können, sagt Joachim Rotering von der Unternehmensberatung Booz & Company. "Zum einen ist sie dadurch gekennzeichnet, dass in der deutschen Stahlindustrie hoch qualifizierte technische Mitarbeiter arbeiten. Zweitens, sind die wesentlichen Hütten in Deutschland technologisch führend." Auch im Bereich Innovation, Forschung und Entwicklung sowie Werkstoffkompetenz, seien deutsche Stahlunternehmen ausländischen Stahlunternehmen überlegen. "Und die deutsche Stahlindustrie ist ein integrierter Bestandteil von Lieferketten und damit eben auch eine wesentliche Basis für die Leistungsfähigkeit der Automobilindustrie und der stahlverarbeitenden Industrie.“

Das nächste große Thema, das Franz Nawrath in der Stahlherstellung sieht, ist, mehr Energieeffizienz zu erreichen. Natürlich mit Hilfe der Software. "Wir wollen gerne Produktionsplanungssysteme für die Stahlindustrie liefern können, die zum Beispiel die Energieversorgungsverträge als Restriktion mit berücksichtigt." Es sollen also nicht nur die Produktionsanlagen vernünftig ausgelastet, Termintreue optimiert, Lagerbestände reduziert werden, sondern auch der Energieverbrauch soll optimiert werden. "Und das ist ein Produktionsfaktor geworden, genau so wie eine Maschine. Also, die Energiekosten machen über 30 Prozent der Herstellungskosten in der Stahlindustrie aus. Das lohnt sich, da etwas zu tun.“