1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Starker Anstieg der Asylanträge

6. Januar 2016

Die Zahl der Asylgesuche in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf einen historischen Höchststand gestiegen. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wurden 476.649 formelle Anträge gestellt.

https://p.dw.com/p/1HZ73
Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle in Ellwangen/Baden-Württemberg (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Puchner

Die sind 273.815 Asylanträge oder 135 Prozent mehr als 2014, wie das Bundesinnenministerium in Berlin mitteilte. Nach den Worten von Ressortchef Thomas de Maiziere ist dies die höchste Zahl von Asylbewerberzugängen, die jemals in Deutschland verzeichnet worden ist.

Insgesamt kamen im vergangenen Jahr knapp 1,1 Millionen Flüchtlingen nach Deutschland. Diese Zahl ist höher, da die Asylanträge häufig zeitlich verzögert gestellt werden und etliche Flüchtlinge, die nach Deutschland eingereist sind, in andere EU-Staaten weiterziehen.

"Dieser enorme Zustrom hat uns vor Herausforderungen gestellt, wie es sie seit der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht mehr gegeben hat", sagte de Maiziere. Deutschland könne stolz sein auf die große Hilfsbereitschaft und das intensive Bemühen, diese Flüchtlinge zu versorgen und unterzubringen.

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (Foto: Imago)
Bundesinnenminister de MaiziereBild: Imago

Dank an Helfer

Der CDU-Politiker dankte Haupt- und Ehrenamtlichen in Behörden, Kirchen und anderen Organisationen, "die teilweise bis zur Erschöpfung da waren, wenn ihre Hilfe gebraucht wurde". Auf allen Politikfeldern werde man jetzt darauf hinwirken, dass die Zahl der nach Deutschland kommenden Asylsuchenden "deutlich verringert wird", betonte de Maiziere.

Syrer die größte Gruppe

Allein 162.510 Asylbewerber kamen aus dem Bürgerkriegsland Syrien; das waren 34 Prozent aller Asylanträge. Unter den zehn Hauptherkunftsländern finden sich zudem vier aus der Balkanregion: Serbien, Kosovo, Mazedonien und Albanien. Zusammen mit den Asylbewerbern aus Bosnien-Herzegowina und Montenegro kamen im Jahresdurchschnitt etwa 30 Prozent aller Asylbewerber aus den sechs Staaten des Westbalkans. Allerdings verringerte sich deren Anteil in der zweiten Jahreshälfte nach Angaben des Ministeriums kontinuierlich und lag im Dezember nur noch bei acht Prozent.

Mehr 350.000 unerledigte Anträge

Entschieden hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 2015 über rund 282.700 Anträge. Fast die Hälfte (48,5 Prozent) der Asylsuchenden erhielt den Schutzstatus nach der Genfer Flüchtlingskonvention und damit ein Aufenthaltsrecht in Deutschland. Der Berg nicht erledigter Asylanträge beim BAMF ist zum Jahresende auf 364.664 gestiegen.

Zuwanderung auf Rekordniveau

Auch jenseits des Zustroms von Flüchtlingen liegt die Zuwanderung nach Deutschland auf Rekordniveau. "Für 2015 rechne ich mit der höchsten Zuwanderung, auch Netto-Zuwanderung, seit Beginn der Erfassung im Jahr 1950", erklärte der Innenminister. Zuvor hatte das Bundeskabinett den Migrationsbericht 2014 verabschiedet. Er sehe keine Fehler bei der deutschen Zuwanderungspolitik, sagte de Maiziere. Vor allem die EU-Zuwanderung sei sehr positiv. Angesichts der aktuellen Diskussion betonte der Minister, es sei nötig, zwischen Asylsuchenden, Arbeitsmigration, Familiennachzug und EU-Binnenwanderung zu unterscheiden.

Laut Migrationsbericht stieg die Zuwanderung nach Deutschland 2014 auf den höchsten Stand seit 1992. Mehr als 1,46 Millionen Menschen wanderten nach Deutschland ein. 2013 waren 1,2 Millionen Menschen nach Deutschland gekommen. Der Großteil der Zuwanderer, etwa 60 Prozent, kam aus anderen EU-Staaten in die Bundesrepublik. Auch bei ausländischen Studenten und Fachkräften gab es einen Anstieg. Nach dem Bericht stieg 2014 auch die Zahl der Menschen, die Deutschland verließen, um etwa 100.000 auf 914.000. Davon waren etwa 150.000 deutsche Auswanderer, die vor allem in die Schweiz zogen. Insgesamt ergab sich damit für das Jahr 2014 ein "Wanderungsgewinn" von etwa 550.000 Menschen.

wl/kle (dpa, afp, rtr, epd, kna)