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Stars sind erste Wahl

Daniel Wortmann18. August 2002

Bei Jung- und Erstwählern sinkt die Wahlbeteiligung. Wo Schröder und Stoiber versagen, springen jetzt Scooter und Wonderwall in die Bresche. Zusammen mit anderen Stars wollen sie junge Leute an die Wahlurnen locken.

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Jeanette Biedermann wirbt für die BundestagswahlBild: AP

Die Popkomm in Köln war dieses Jahr mehr als nur ein Branchentreff der Musikindustrie. Sie bildete gleichzeitig die Bühne für eine ganz besondere Initiative. Musiker, Plattenfirmen und Fernsehsender haben sich zusammengeschlossen, um mit ihrer Kampagne "Vote 2002" gegen die geringe Wahlbeteiligung bei Jung- und Erstwählern vorzugehen. Mit dieser Aktion wollen Stars wie Scooter, Milka und Tobi Schlegl die Jugend zum Wählen ermutigen.

"Ohne Stimme hört dich keiner"

Unter dem Motto "Ohne Stimme hört dich keiner" wendet sich die Sängerin Jeanette Biedermann an die jungen Wähler: "Wenn keiner mehr wählen geht, bleibt die Mittelmäßigkeit zurück. Das dürfen wir nicht zulassen." eLa von Wonderwall erklärt, warum eine solche Kampagne Sinn macht: "Die Jugendlichen können sich mit den Politikern nicht identifizieren. Uns hören sie wenigstens zu."

In ihrer neuen Rolle als Botschafter von Politik und Demokratie machen einige der Stars noch einen recht unbeholfenen Eindruck. H.P. von Scooter und Jeanette geben zu, natürlich alles andere als Politik-Experten zu sein. Und doch könne jeder für sich die richtige Tendenz finden. Jule von Wonderwall gibt zu bedenken, dass keine der Parteien die perfekte Wahl sein könne: "Aber jeder kann herausfinden, welche Partei am besten zu einem passt."

Demokratie und Spaßgesellschaft

Jay von Scooter ist der Meinung, man dürfe sich nur über Missstände beschweren, wenn man zuvor die Möglichkeit genutzt habe, mit seiner Stimme etwas zu bewirken. H.P. fügt hinzu, dass die Party-Generation von heute nur in einer freiheitlichen Demokratie existieren könne. Diese müsse man vor dem Einfluss radikaler Kräfte bewahren. VIVA-Moderatorin Milka weist darauf hin, dass die Jugend ihre Zukunft noch vor sich habe und sie deshalb mitgestalten müsse.

Unterstützt wird "Vote 2002" unter anderem von Plattenfirmen wie Universal, Warner und EMI sowie von den Fernsehsendern Pro Sieben und VIVA. Tim Renner, Deutschlandchef von Universal Music, nennt die Initiative eine Besinnung auf die eigene Stärke: "Die Musikindustrie hat das Know-How, Jugendliche zu emotionalisieren und damit auch für etwas zu motivieren."

Bis zur Bundestagswahl werden die Musiker auf Plakaten und in Werbespots dem Motto entsprechend mit zugenähtem Mund zu sehen sein. Auslöser für die Kampagne waren Studien, die belegen, dass etwa bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2000 von den 18- bis 24-jährigen über 60 Prozent nicht zur Wahl gegangen sind. Nur 43 Prozent der Jugendlichen in Deutschland sind laut einer Umfrage überhaupt politisch interessiert.