Start-up-Wettbewerb: MEDIA LOVES TECH zeichnet Gewinner-Teams aus | Nahost/Nordafrika | DW | 07.12.2018
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Nahost/Nordafrika

Start-up-Wettbewerb: MEDIA LOVES TECH zeichnet Gewinner-Teams aus

And the winner is... DotMap! 10.000 Euro Preisgeld für ein interaktives Datenvisualisierungstool für Journalisten - beim Wettbewerb MEDIA LOVES TECH der DW Akademie in Tunesien wurde jetzt die stärkste Idee prämiert.

DW Akademie Preisverleihung Wettbewerb Media Loves Tech

Das Gewinnerteam, die Entwickler von Dotmap, Mohamed Marrouchi und Bechir Nemlaghi, zusammen mit Vera Möller-Holtkamp (DW Akademie)

Bei der Preisverleihung am 4. Dezember in Tunis wurde es spannend. Der Start-up-Wettbewerb, bei dem digitale Lösungen für Qualitätsjournalismus in Tunesien gefragt waren, fand seinen Höhepunkt. Mehr als 60 Teams hatten sich beworben. Zehn schafften es in die zweite Runde, nun ging es um ein stattliches Preisgeld für das beste Team.

Das Projekt MEDIA LOVES TECH hatte sich zum Ziel gesetzt, Tunesiens Start-up-Szene mit dem Journalismus zusammenzubringen – zwei Welten, die bislang kaum Berührungspunkte haben. Dahinter steht die Annahme, dass technologische Innovation, interdisziplinäres Arbeiten und eine unternehmerische Denke, wie man sie aus der Start-up-Szene kennt, wichtig sind für guten Journalismus. Das Pilotprojet MEDIA LOVES TECH wurde finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Der Prototyp DotMap überzeugte die Jury. Zwei tunesische Informatiker hatten eine funktionierende Version für ein Open Source-Datenvisualisierungstool entwickelt, das es ermöglicht, ohne viel technisches Vorwissen Daten in Karten zu übertragen – und so sichtbar und verständlich zu machen. Datenvisualisierung können sich bislang nur große Medienhäuser leisten. Für Freelancer und kleinere Medien gibt es nun DotMap. Bernd Rößle, Ländermanager Tunesien der DW Akademie und Jury-Mitglied, war beeindruckt von der technischen Innovation, die hier entstand: „Das Tool funktioniert ähnlich wie ein Plug-in und ist damit vielseitig einsetzbar. Außerdem bietet es die Möglichkeit, kollaborativ zu arbeiten. Für Journalisten, die im Team zum Beispiel an investigativen Projekten arbeiten, ist das sehr hilfreich.“

DW Akademie Preisverleihung Wettbewerb Media Loves Tech

Den zweiten Platz teilen sich gleich drei Teams, hier die Entwickler der Content-Plattform Editorialy.

Preisverleihung mit vielen Überraschungen

Die DW Akademie und ihr tunesischer Partner Al Khatt, eine NGO, die investigativen Journalismus in Tunesien fördert und an den Panama-Papers beteiligt war, hatten bei der Verleihung noch eine Überraschung vorbereitet: Unerwartet wurden drei weitere Projekte mit jeweils 2.000 Euro ausgezeichnet, die die Jury ebenfalls für preiswürdig hielt. Den zweiten Platz teilen sich drei Teams: Editorialy – eine Content-Plattform, die mithilfe eines speziell entwickelten Algorithmus journalistische Produkte ausspielt, je nach Interessenprofil des Anwenders. Editorialy will zudem ein Fact-Checking-Gütesiegel entwickeln und nur Inhalte anbieten, die Autorenrechte achten.

DW Akademie Preisverleihung Wettbewerb Media Loves Tech

Ebenfalls den zweiten Platz erhalten Mohamed Arbi Soualhia und Mohamed Khedher von VstoRies.

Ebenfalls auf Platz zwei: VstoRies, eine Plattform für Virtual-Realitiy- und 360-Grad-Content. Sie soll Medienhäusern und Journalisten den Zugang zu dieser technischen und erzählerischen Innovation erleichtern. Der Prototyp ist ein benutzerfreundliches Interface, also eine Schnittstelle, die es auch Laien ermöglicht, diese neuen Erzählformen selbst zu produzieren und zu konsumieren.

Crowdsourcing für ein Umweltgefahren-Warnsystem

DW Akademie Preisverleihung Wettbewerb Media Loves Tech

Auch die Entwickler des Crowdsourcing-Warnsystems Rakib für Umwelt-Notfälle wurden mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.

Ebenfalls ausgewählt wurde das Projekt Rakib, entwickelt von Radiojournalisten der Region Sfax. Die Plattform ist ein Crowdsourcing-Warnsystem für Umwelt-Gefahren. Bürger könnten bald über diese Plattform Notmeldungen abgeben. Die Plattform sorgt, gestützt durch Künstliche Intelligenz, für deren Verifizierung und versteht sich als Bindeglied zwischen Bürgern, Journalisten und Lokalbehörden. Damit bietet diese Plattform eine technische Innovation für den Bürgerjournalismus in Tunesien – im Kampf gegen die starke Umweltverschmutzung einer ganzen Region.

Der deutsche Botschafter in Tunesien, Dr. Andreas Reinicke, zeigte sich beeindruckt von den technologischen Innovationen. Natürlich seien diese Tools nur so lange eine Bereicherung für den Journalismus, wie sie von neugierigen und verantwortungsvollen Journalisten genutzt würden. „Sonst bleiben diese Tools eine leere Hülle.“ Andreas Reinicke überreichte die Preise und ließ sich Details dazu erklären.

DW Akademie Preisverleihung Wettbewerb Media Loves Tech

Die vierköpfige Jury, bestehend aus Malek Khadraoui (Al Khatt), Bernd Rößle (DW Akademie), Amel Saidane (TunisianStartups) und Noomane Fehri (B@labs)

Tunesische Inkubatoren für die Gewinnerteams

„Wir freuen uns, dass  sich dieses Projekt so schnell in Tunesien verankern konnte. Start-up-Wettbewerbe im Medienbereich hat es in dieser Form in Tunesien noch nicht gegeben und auch für uns war es ein neues Feld. Es gibt sehr viel Innovation in Tunesien – und ein großes Interesse, den Journalismus besser zu machen. Die DW Akademie will die prämierten Projekte auch weiterhin unterstützen“, so Projektmanagerin Vera Möller-Holtkamp.

Das Abenteuer MEDIA LOVES TECH der DW Akademie in Tunesien ist damit noch nicht zu Ende: Alle vier Teams erhalten weiterhin die Unterstützung des neuen Medien-Inkubators von Al Khatt. Zudem hat der Inkubator und Accelerator B@labs angeboten, die Gewinnerteams in einem mehrmonatigen Programm kostenfrei zu begleiten. Auch das war eine überraschende Nachricht für die Gewinner am Abend der Preisverleihung.