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Steinbach nimmt Kritik an Bartoszewski zurück

18. September 2010

Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach hatte dem Deutschland-Berater der polnischen Regierung, Wladyslaw Bartoszewski, einen schlechten Charakter bescheinigt. Jetzt tut ihr die Kritik an dem 88-Jährigen angeblich leid.

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Erika Steinbach (Foto: AP)
Überraschende Kehrtwende von Erika SteinbachBild: AP

"Ich bedaure meine Äußerungen über Herrn Bartoszewski, die in Polen und Deutschland für so viel Aufsehen gesorgt haben und ziehe sie zurück", sagte Erika Steinbach der "Bild am Sonntag". Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen fügte laut Vorabbericht vom Samstag (18.09.2010) hinzu, sie sei in den vergangenen Jahren oft gefragt worden, warum sie sich gegen Bartoszewskis Angriffe gegen sie nicht zur Wehr setze.

"Die Tatsache, dass Bartoszewski ein besonders schlimmes Schicksal unter den Nationalsozialisten erlitten hat und seine Leistungen für das deutsch-polnische Miteinander ließen mich alles hinnehmen", erklärte Steinbach. "In der vorigen Woche hat sich das bei mir - eher ungewollt - Luft verschafft. Das war aus vielerlei Gründen verkehrt."

Bartoszewski soll nachdenken

Zudem forderte die CDU-Politikerin Bartoszewski auf, sein Verhalten ihr gegenüber zu überdenken. Sie wünsche sich, "dass Wladyslaw Bartoszewski in stiller Stunde all das überdenkt, was er zu meiner Person in den letzten Jahren gesagt hat". Welche Äußerungen sie damit meinte, sagte sie nicht.

Steinbach hatte dem früheren polnischen Außenminister am Donnerstagmorgen in einem Fernsehinterview einen "schlechten Charakter" unterstellt und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Später erklärte sie in der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner", hinter ihrer Bemerkung stünden "persönliche Erfahrungen über zwölf Jahre". Gleichzeitig räumte sie aber bereits bei dieser Gelegenheit ein, in ihrer Kritik an dem KZ-Überlebenden und früheren Widerstandskämpfer einen falschen Ton angeschlagen zu haben. "Dass ich mich gegenüber einem 88-jährigen alten Herrn etwas freundlicher hätte ausdrücken sollen, gebe ich unumwunden zu", sagte sie.

SPD: Merkel soll sich distanzieren

Angela Merkel mit Erika Steinbach (Foto: AP)
Wie wird die Kanzlerin mir ihrer Parteikollegin umgehen?Bild: AP

Die SPD forderte die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, die Vertriebenenpräsidentin aus der Unions-Fraktionsspitze im Bundestag abzuberufen. "Angela Merkel muss sich entscheiden, ob sie ihren politischen Weg aus rein parteitaktischen Gründen weiter gemeinsam mit Frau Steinbach gehen will oder sich von ihr trennt", sagte Thomas Oppermann, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, der "Welt am Sonntag". Steinbach sei "eine schwere außenpolitische Belastung".

Merkel hatte am Rande des EU-Gipfels in Brüssel am Donnerstag das Gespräch mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk gesucht. "Sie hatte das Bedürfnis, ihre gegensätzliche Meinung dem polnischen Ministerpräsidenten kundzutun", sagte ein Regierungssprecher. Allerdings äußerte die Kanzlerin in einem Interview auch ihr Bedauern darüber, dass Steinbach den CDU-Vorstand verlassen will.

Autor: Thomas Grimmer (afp, dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Gerhard M Friese