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Stephen Lewis: „Afrika an jeder Ecke zu betrügen passt leider zu westlichem Verhalten“

17. August 2006

UN-Sondergesandter gegen Aids im Interview von DW-WORLD.DE

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"Aber Afrika kann es nicht allein schaffen. Es ist zu arm": Stephen LewisBild: AP
„Die Tendenz, Afrika an jeder Ecke immer wieder zu betrügen, passt leider zu westlichem Verhalten. Afrika bittet nur darum, dass die G 8-Länder ihre Versprechen einhalten.“ Das sagte Stephen Lewis, UN-Sondergesandter für den Kampf gegen Aids in Afrika, in einem Interview von DW-WORLD.DE, dem Internet-Angebot der Deutschen Welle. Am Rande der bislang größten internationalen Aids-Konferenz in Toronto (Kanada) wies Lewis darauf hin, Afrika benötige „einen Strom von Ressourcen für Medikamente und die Behandlung von Krankheiten, um einen Durchbruch gegen die Pandemie zu schaffen“. Der Kontinent sei sich des Problems „absolut bewusst und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um mit Aids fertig zu werden“, so Lewis weiter. „Aber Afrika kann es nicht allein schaffen. Es ist zu arm. Ein Grund für diese Armut ist das Verhalten der westlichen Welt.“

Mit Blick auf das mögliche Ende seiner Amtszeit im Dezember 2006 sagte der kanadische UN-Beauftragte: „Es fühlt sich zunehmend unangenehm an, als Weißer Sondergesandter für Afrika zu sein. Wir haben den Punkt erreicht, an dem das ein Afrikaner sein sollte − und vor allem eine Frau.“

Lewis, der das Amt seit 2000 bekleidet, sprach sich in der Deutschen Welle für eine Veränderung der Gesundheitspolitik Südafrikas aus. „Das Land ist eine Art Signalgeber für den Kontinent. Hier sterben täglich 800 Menschen an Aids“, so Lewis. Die Regierung in Pretoria sei „bemerkenswert unsensibel, wenn es darum geht, sich um die Aidsbehandlung des eigenen Volkes zu kümmern. Das ist eine Tragödie, für die es keine Worte mehr gibt. Wenn wir die Situation in Südafrika ändern könnten, würden alle anderen afrikani-schen Länder folgen.“
17. August 2006
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