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Sterne aus Herrnhut

Jana Wochnik25. Dezember 2012

In Herrnhut herrschte in den vergangenen Wochen Hochsaison. Denn aus dem kleinen Ort in Sachsen kommen die berühmten Herrnhuter Sterne. Das Besondere: Das Unternehmen gehört einer kleinen Kirchengemeinde.

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Herrnhuter Stern (Foto: DW/Jana Wochnik)
Herrnhuter HolzwerkstättenBild: DW/Jana Wochnik

Die dreieckigen und viereckigen Spitzen aus Papier oder Plastik müssen genau zueinander passen. In filigraner Handarbeit setzen die Kleberinnen der Herrnhuter Sterne GmbH die Konstrukte zusammen. Mathematisch genau. Und mit Mathematik hat die Geschichte des weltweit bekannten Advents-Sternes auch begonnen, erzählt die Sterne-Kleberin Kathrin Drescher. "Der Stern hat 17 viereckige und acht dreieckige Zacken. Es war ein Mathematiklehrer, der das mit den Schülern im Unterricht gebastelt hat, um den Kindern im Internat die Zeit im Advent zu verschönern."

Patent seit 87 Jahren

Damals vor 160 Jahren sollten die Kinder geometrische Formen besser verstehen. Es dauerte aber nicht lange und die Herstellung der Sterne wurde ein wichtiger Wirtschaftszweig in Herrnhut - einem kleinen Ort im sächsischen Erzgebirge. Die Sterne wurden so beliebt, dass 1925 das Patent angemeldet wurde. Heute liefert die Manufaktur der Herrnhuter Sterne GmbH jährlich 300.000 Sterne in die ganze Welt. In der Hochsaison arbeiten dafür 130 Mitarbeiter.

Firma Dürninger, Herrnhuter Holzwerkstätten (Foto: DW/Jana Wochnik)
Eine Kleberin braucht ungefähr zwei Stunden für ein PapierexemplarBild: DW/Jana Wochnik

Umsatz für das täglich Brot

Das Besondere: Ihr Arbeitgeber ist die Herrnhuter Brüdergemeine. Die kleine evangelische Freikirche siedelte sich hier im 18. Jahrhundert an. Ihre Mitglieder brauchten Lohn und Brot, die Gemeine (so heißt das wirklich) Geld für ihre missionarische Arbeit und die Diakonie. Dafür gründete sie Webereien, Holzwerkstätten, Geschäfte. Bis heute sorgen auch ihre Unternehmen für das Einkommen der Brüder-Gemeine, die weltweit 800.000 Mitglieder hat. "Wir haben eigene Immobilien und Wirtschaftsbetriebe, eine Buchhandlung. Außerdem haben wir die Losungen, ein weltweit verbreitetes Andachtsbuch mit Bibelworten für jeden Tag, wo wir auch einen Gewinn erzielen durch den Verkauf", berichtet Thomas Przyluski von der Brüdergemeine.

Textil als Kerngeschäft

Auch eines der ältesten Unternehmen kommt aus der Unität - die Abraham Dürninger & Co GmbH. Seit 265 Jahren gibt es das Unternehmen. Einst war es einer der bedeutendsten Textilproduzenten. Heute findet sich in den alten Gemäuern eine hochmoderne Textildruckerei. Aber auch die Herrnhuter Holzwerkstätten. Sakralmöbel wie Altare oder Kanzeln werden hier getischlert, aber zum Beispiel auch Brandschutztüren für ein Hotel in Wien. Geschäftsführer Albrecht Kittler erklärt, dass die Unterstützung der Kirchengemeinde bei der Arbeit eine Rolle spielt, am Ende aber zählen schwarze Zahlen - kirchlicher Gesellschafter hin oder her.

Firma Dürninger, Herrnhuter Holzwerkstätten (Foto: DW/Jana Wochnik)
Zur Firma Dürninger gehören auch die Herrnhuter Holzwerkstätten: Sie produzieren auch SakralmöbelBild: DW/Jana Wochnik

Zwischen Tradition und Markt

"Das normale Wirtschaften ist natürlich völlig losgelöst von der Brüdergemeine, da müssen wir uns dem Wettbewerb stellen. Und da zählt auch nicht immer Tradition, sondern da zählt nur das Jetzt und Hier und der halbe Cent Preisunterschied zum Wettbewerb." Genauso sieht das auch Olaf Scholz, der Chef der Sterne-Manufaktur. Er weiß, die Unternehmen der Herrnhuter Gemeine stehen in der Pflicht ihrer Tradition und müssen aber gleichzeitig auf dem Markt bestehen. Dennoch macht es die Herrnhuter Sterne-Bauer stolz, dass ein Teil der Gewinne in Schulen, Altenpflege und Jugendarbeit fließt. Ganz im Sinne der Botschaft des Sternes - als christliches Symbol für den Stern von Betlehem.