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Stichwort: Petersberg

24. November 2001

Von Leonid Breschnews Unfall bis zu Michael Schumachers Hochzeit - nicht nur der Bund nutzt das Gästehaus Petersberg seit Jahrzehnten.

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Mit der UN-Konferenz zu Afghanistan rückt am Montag ein Ort wieder ins Blickfeld, der in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende von Staatsgästen beherbergte. Auf dem Petersberg bei Bonn ist es seit dem Regierungsumzug nach Berlin im Sommer 1999 stiller geworden. Als Gästehaus des Bundes wird die zum Luxushotel umgebaute Residenz oberhalb des Rheins aber nach wie vor genutzt.

In rund 330 Metern Höhe genießen die Gäste den unverbaubaren Blick auf das Rheintal und das auf dem anderen Ufer des Stromes liegende Bonn. Die Serpentinen zum nahe des Ortes Königswinter gelegenen Gästehaus sahen ganze Generationen von Staats- und Regierungschefs passieren. Den Auftakt machte 1938 während der Sudeten-Krise der britische Premierminister Neville Chamberlain, seitdem weilten auch zahlreiche gekrönte Häupter von Queen Elizabeth II., Äthiopiens Kaiser Haile Selassie, der persische Schah und Griechenlands König Paul bis zu Japans Kaiser Akihito in der Residenz. Der südafrikanische Präsident Nelson Mandela machte ebenso auf dem Petersberg Station wie US-Präsident Bill Clinton, Palästinenserpräsident Jassir Arafat, der einstige Sowjetchef Michail Gorbatschow und Tschechiens Präsident Vaclav Havel.

Mit Mercedes in den Graben

Berühmt wurde die Visite von Leonid Breschnew 1973: Der nagelneue Mercedes-Sportwagen des Kreml-Chefs, den ihm Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) gerade als Geschenk überreicht hatte, rutschte auf dem Petersberg in den Graben, die Ölwanne schlug leck. Das Haus auf dem Berg war eigens zum Breschnew-Besuch für wenige Tage wiedereröffnet worden: Eigentlich hatte es seine Pforten schließen müssen, nachdem 1969 ein Pachtvertrag mit dem Bund abgelaufen und somit die wichtigste Geldquelle versiegt war.

1979 erwarb die Bundesregierung den Petersberg mit seiner im 18. Jahrhundert errichteten Kapelle. Für rund 129 Millionen Mark (66 Millionen Euro) wurde der Komplex fast ein Jahrzehnt lang umgebaut. 1989, als die skandalumwitterten Arbeiten abgeschlossen waren, fiel die Berliner Mauer, in der Folge beschloss die Regierung ihren Umzug nach Berlin. Die Höhepunkte werden seltener. 1992 beschließt die WEU, Truppen der Organisation für begrenzte Einsätze in Sachen Krisenmanagement, Friedenssicherung oder im humanitären Bereich bereitzustellen - die so genannten "Petersberg-Aufgaben".

Petersberg als Ehe-Hafen

Ein Glanzlicht setzte 1995 Formel-Eins-Weltmeister Michael Schumacher, der auf dem Petersberg seine Corinna ehelichte - strengstens abgeschirmt vor Neugierigen. 1999 kam der Petersberg in die Schlagzeilen, als dort Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zum informellen EU-Gipfel lud und wenige Monate später die Außenminister der sieben wichtigsten Industriestaaten und Russlands erfolgreich über den Kosovo-Konflikt verhandelten.

Für ihre Staatsgäste sucht die Bundesregierung inzwischen zumeist Nobelherbergen in Berlin. Und das elektronische Gästebuch des mit fünf Sternen dekorierten Hotels Petersberg verzeichnet als letzten Eintrag den Besuch von Schröder und Bundespräsident Johannnes Rau zur Verleihung der Silbernen Lorbeerblätter an erfolgreiche deutsche Sportler. (pg)