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Stichwort: Schmerz

Gudrun Heise14. Oktober 2015

"Autsch" – ein kurzer Schmerz, wenn man sich in den Finger geschnitten hat, vergeht schnell wieder. Aber es gibt auch Schmerzen, die unerträglich sind.

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Symbolbild Wunde
Bild: picture-alliance/blickwinkel/McPHOTOs

"Schmerz ist ein Warnsignal, das unser Körper aussendet. Und jeder erlebt Schmerzen anders. Die einen sind schmerzempfindlich, andere wiederum können Schmerzen besser ertragen. Es gibt unendlich viele Beschreibungen für diese Empfindung: stechender, bohrender, brennender Schmerz, drückender Schmerz, leichte oder schwere Schmerzen bis hin zu unerträglichen Schmerzen, etwa bei einer Krebserkrankung. Weh tun kann uns alles, das mit Nerven versehen ist: der Kopf und der Bauch, die Ohren und die Knochen, jedes einzelne Organ.

Der Körper warnt uns

Schmerzen machen uns darauf aufmerksam, dass etwas in unserem Körper nicht stimmt. Kommen Verletzungen von außen, können wir reagieren und so größere Schmerzen oder dauerhafte Schädigungen oft vermeiden.

Wenn wir uns beispielsweise verbrennen, ziehen wir sofort und automatisch die Hand zurück und schützen uns so vor Schlimmerem. Diese Reflexe werden über die Schaltstelle im Rückenmark gesteuert. Aber nicht vor jeder Art von Schmerz können wir uns schützen. Auf viele Schmerzen aber haben wir keinen Einfluss, bei einer Krebserkrankung beispielsweise.

Wie entsteht Schmerz?

Symbolbild Gehirn Nervenzellen Synapsen (Foto: psdesign1/Fotolia.com)
Schmerz wird über Nervenzellen zum Gehirn geleitetBild: psdesign1/Fotolia.com

Ausgelöst werden Schmerzen in unseren Organen und auf der Haut. Dort sind die so genannten Nozizeptoren für die Wahrnehmung von Schmerz zuständig. Es sind spezielle Fühler. Diese sensorischen Nervenendigungen senden Signale aus. Die wiederum werden über Schmerzfasern ins Rückenmark geleitet. Dort werden sie dann verarbeitet und an das Gehirn weitergegeben, wo verschiedene Bereiche angeregt werden. Sie befinden sich in der Hirnrinde, im Zwischenhirn und im Hirnstamm. Diese Prozesse haben Einfluss darauf, wie wir akute Schmerzen wahrnehmen.

Wichtig für unser Schmerzempfinden ist auch, wie oft wir Schmerzen schon erlebt haben und welche Art von Schmerz. Denn dabei werden Nervenzellen des Gehirns und des Rückenmarks verändert. Diese Nervenzellen können ankommende Impulse verstärken oder hemmen und so den Grad unseres Schmerzes beeinflussen.

Somatisch oder viszeral

Haben wir uns eine Prellung zugezogen oder verletzen wir uns an der Haut, aktivieren wir unsere Schmerzfühler. Wir empfinden dann sogenannte somatische Schmerzen. Sie betreffen unseren Körper. Diese Art Schmerz empfinden wir beispielsweise bei Muskelverletzungen oder bei Knochenbrüchen.

Betreffen die Schmerzen eines unserer Organe, sind sie viszeral. In der Übersetzung bedeutet dieser Begriff so viel wie "zu den Eingeweiden gehörend". Das kann zum Beispiel ein entzündetes Organ sein, aber auch Krebserkrankungen und Tumoren fallen unter diese Bezeichnung.

Wenn die Nervenfasern geschädigt sind

Wundverband (Foto: Photo_Ma Portfolio ansehen Bildnummer 4566693 Land Deutschland)
Schmerzen sind ein Warnsignal des KörpersBild: Fotolia/Photo_Ma

Sind die Nervenfasern geschädigt, die für die Reizleitung zuständig sind, kann das zu einem Dauerschmerz führen. Das ist bei neuropathischen Schmerzen der Fall. Durch die Beschädigung funktionieren die Nerven nicht mehr richtig. Sie senden ständig Impulse und der Körper erhält falsche Informationen. Das ist beim Phantomschmerz der Fall. Menschen, denen eine Gliedmaße amputiert wurde, empfinden oftmals gerade in diesem Körperteil starke Schmerzen, obwohl es ihn ja gar nicht mehr gibt. Der Körper betrügt den Menschen dann also, gaukelt ihm etwas vor, was gar nicht so ist.

Der Körper erinnert sich

Wenn wir einmal starke Schmerzen erlitten haben, kann es sein, dass sich unser Körper gewissermaßen an diese Schmerzen erinnert und sie chronisch werden. Es geht dann nicht mehr um eine Körperstelle, die weh tut. Das Problem ist der Schmerz an sich, er hat sich verselbständigt und ist ständig da. Die Rezeptoren im Rückenmark und im Gehirn haben sich biochemisch und physiologisch verändert. Bei der Therapie dieser Beschwerden verordnet der Arzt meist eine Kombination verschiedener Behandlungsformen. Sie reichen von der Medikamentengabe bis hin zu Psychotherapie und werden auch in speziellen Schmerzzentren durchgeführt.

Wenn gar nichts weh tut

Keine Schmerzen zu haben, egal wie groß eine Verletzung auch sein mag - im ersten Moment scheint das ein großer Segen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Weltweit gibt es etwa 100 Menschen, die kein Schmerzempfinden haben und darunter stark leiden. Schuld daran ist ein Gendefekt. Er sorgt dafür, dass die Fasern, die den Schmerz von der Verletzung zum Gehirn leiten, diese Signale eben nicht weitergeben.

Auch bei Diabetikern ist das Schmerzempfinden manchmal gestört. Ist ihre Erkrankung fortgeschritten, sind die Nervenenden geschädigt. Wenn sie in einen Nagel treten, ziehen sie ihren Fuß nicht automatisch zurück. Warum auch? Die Stelle, wo der Nagel eingedrungen ist, tut ja nicht weh. Aber sie entzündet sich vermutlich, und auch das merkt der Betroffene nicht.

Auf Schmerzen können wir sicher alle gut verzichten. Geht es aber darum, dass wir uns geschnitten oder verbrannt haben, dann haben Schmerzen auch etwas Gutes: Sie sind ein klares und einzigartiges Alarmsystem für unseren Körper.