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Stichwort: Staatsfonds

Henrik Böhme27. Oktober 2008

Spätestens seit Präsident Sarkozy auch für die EU-Länder die Einrichtung von Staatsfonds fordert, wird verstärkt über das Für und Wider von Staatsfonds diskutiert. Nur: Was sind Staatsfonds eigentlich?

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Die Frankfurter BörseBild: AP

"Chinas Staatsfonds erhöht seinen Anteil am US-Finanzinvestor Blackstone" oder "Libyien steigt stärker bei italienischer Großbank Unicredit ein" oder auch "Spanien bittet Golfstaaten um Investitionen": Schlagzeilen der vergangenen Tage, in denen sogenannte Staatsfonds eine Rolle spielen.

Der Staat als Investor und Global Player

Bislang haben vor allem asiatische und ölreiche Länder des Nahen Ostens, Russland und Norwegen eigene Staatsfonds. Sie kontrollieren derzeit ein geschätztes Vermögen von 2,5 Billionen Dollar (rund 1,95 Billionen Euro). Mehrere Staatsfonds, zum Beispiel aus arabischen Ländern, werden von westlichen Unternehmen auch als langfristige Investoren geschätzt. Beim deutschen Autokonzern Daimler etwa ist die Kuwait Investment Authority schon lange Großaktionär.

Staatsfonds spielen seit etwa dem Jahr 2000 eine zunehmende Rolle für die internationalen Finanzmärkte. Sie sind im Besitz der jeweiligen Staaten und speisen sich beispielsweise aus den Gewinnen der Erdölförderung oder aus dem Export von Kupfer oder Diamanten. Eine andere Quelle des Fonds-Reichtums sind Devisenüberschüsse aus dem Handel und die Reserven der Zentralbanken, zum Beispiel in China.

Staatsfonds gibt es schon seit den 50ern

Größter Staatsfond ist nach Angaben von Deutsche Bank Research die Abu Dhabi Investment Authority mit einem Vermögen von angeblich 875 Milliarden Dollar, wobei das Emirat nie offizielle Zahlen genannt hat. Schätzungen reichen von 500 Milliarden Dollar bis 900 Milliarden Dollar. Danach folgen die Pensionsfonds von Norwegen und Singapur mit jeweils deutlich mehr als 300 Milliarden Dollar.

Ihre weltweit ausgeweiteten Aktivitäten haben die Staatsfonds in den vergangenen Jahren zunehmend ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Dabei kam eine Diskussion auf, inwieweit von ausländischen Regierungen kontrollierte Fonds gehindert werden sollten, strategisch bedeutsame Firmen zu übernehmen. In letzter Zeit überwiegt allerdings angesichts der Finanzmarktkrise die Haltung, dass die Staatsfonds zur Stützung angeschlagener Unternehmen und vor allem Banken willkommen sind.

Grund zu Befürchtungen?

Je mehr sich die Finanzmarktkrise zuspitzte, desto größer wurden die Investitionen solcher Fonds in Großbanken: Beispielsweise bekam Citigroup 7,5 Milliarden Dollar aus Abu Dhabi, die Schweizer UBS wurde von Singapur und einem ungenannten Investor aus dem Mittleren Osten gestützt.

Die Angst vor ausländischen Staatsfonds sei übrigens unbegründet, meinen Experten. Einer Analyse der deutschen DZ Bank zufolge gibt es bisher keine Anzeichen dafür, dass diese Fonds bei Investitionen im Ausland politische Ziele verfolgen. Kürzlich hätten sich die Länder, die solche Fonds haben, auf Prinzipien geeinigt: Darin verpflichtet sich der Großteil der Staatsfonds, ausschließlich Renditeziele und keine politischen Motive zu verfolgen.