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Wie friedlich ist die Welt?

28. Dezember 2009

Die klassische Kriegsform Staat A gegen Staat B ist hinlänglich bekannt. Moderne Kriege finden aber immer seltener zwischen Staaten statt. Eine Bestandsaufnahme anlässlich des Weltfriedenstages.

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Soldaten in Afghanistan neben einem Panzer (Foto: AP)
Bild: AP

Krieg bezeichnet einen organisierten, mit Waffen ausgetragenen Konflikt zwischen Staaten. Diese Kriegsdefinition beschreibt den klassischen Kriegstypus, wie er im 19. Jahrhundert dominierte. Ein Staat erklärt dem anderen den Krieg, es kommt zum Kampf beider Armeen gegeneinander und am Ende steht entweder ein Friedensschluss oder der Sieg einer der beiden Armeen. Ein Beispiel ist der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71. "Zwischenstaatliche Kriege sind aber extrem selten geworden", sagt Lotta Mayer vom "Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung" (HIIK). Deshalb sei die Kriegsdefinition umfangreicher und differenzierter geworden.

Viele innerstaatliche Kriege

Die "Arbeitsgemeinschaft für Kriegsursachenforschung" (AKUF) in Hamburg definiert Krieg als einen "gewaltsamen Massenkonflikt". "Wir gehen davon aus, dass es sich um eine größere bewaffnete Auseinandersetzung handeln muss. An den Kämpfen sind zwei oder mehrere bewaffnete Streitkräfte beteiligt, bei denen es sich mindestens auf einer Seite um Streitkräfte der Regierung handelt. Zusätzlich müssen sich die bewaffneten Operationen mit gewisser Kontinuierlichkeit ereignen", definiert Wolfgang Schreiber von der AKUF.

Auf Basis dieser Kriegsdefinition hat die AKUF für das Jahr 2008 insgesamt 24 Kriege gezählt. Eine Beispiel dafür sind die beiden Konflikte auf den Philippinen: Auf Mindanao, der Insel im Süden der Philippinen kämpft die "Moro Islamistische Befreiungsfront" gegen den Zentralstaat für ihre Unabhängigkeit. Im Zentrum des Landes führt die kommunistische "Neue Volksarmee" einen ideologischen Krieg ebenfalls gegen die Zentralregierung.

Hohe Zahl an gewaltsamen Konflikten

Die Konflikte auf den Philippinen sind nach Definition des HIIK allerdings keine Kriege, sondern ernste Krisen.

Das HIIK unterscheidet drei Konfliktstufen, bei denen es zur Gewaltanwendung kommt. Die erste Stufe ist die "gewaltsame Krise". 95 dieser Konflikte zählte das HIIK im Jahr 2008. Bei dieser Art des Konflikts wird sporadisch Gewalt eingesetzt. Der Konflikt zwischen Rebellengruppen und der Regierung in Myanmar wurde 2008 als eine solche Krise eingestuft.

Die darauf folgende Stufe ist die "ernste Krise", von denen es 2008 insgesamt 30 gab. Gewaltsame Auseinandersetzungen wiederholen sich in organisierter Form. Dazu zählt der FARC-Konflikt in Kolumbien, einem Guerillakampf zwischen der FARC und dem kolumbianischen Militär.

Die letzte Stufe des HIIK-Definitionssystems bildet der eigentliche "Krieg" und wird definiert als einen "gewaltsamen Konflikt, in dem Gewalt mit gewisser Kontinuität und systematisch ausgeübt wird, so dass das Ausmaß der Zerstörung massiv und von langer Dauer ist". Insgesamt zählte das Institut für das Jahr 2008 neun Kriege. Dazu zählte der russisch-georgische Krieg, der Krieg der Türkei gegen kurdische Rebellen der PKK im Nordirak und der Krieg in Sri Lanka.

Krisenregionen weltweit(Grafik:DW)

Veränderte Kriegsführung

Bundeswehr Mannschaftstransporter Fuchs in Afghanistan (Foto: dpa)
Staatliche Armeen sind oft zu unbeweglich im Kampf gegen RebellenBild: picture-alliance/ dpa

Die AKUF unterscheidet vier Kriegstypen: Antiregime-Kriege wie in Sri Lanka, Autonomie- und Sezessionskriege wie in Israel, zwischenstaatliche Kriege wie der russisch-georgische Krieg 2008 und Dekolonialisierungskriege.

Zahlreiche Kriege lassen sich mittlerweile allerdings keinem eindeutigen Kriegstypus mehr zuordnen, weil sich verschiedene Typen miteinander vermischen oder sich die Art des Krieges innerhalb der Kampfhandlungen verändert.

Im 21. Jahrhundert hat sich die Kriegsführung durch veränderte Akteure hin zur so genannten asymmetrischen Kriegsführung entwickelt. Oft kämpfen nicht mehr zwei Armeen gegeneinander, sondern eine Armee gegen Guerilla-Gruppen oder Terroristen. Diese veränderte Kriegsführung wird in Zukunft eine der größten Herausforderungen für staatliche Armeen sein.

Autorin: Sabine Schröder

Redaktion: Kay-Alexander Scholz