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Stoppt Brasiliens Armee die Riesen-Feuer?

26. August 2019

Im brennenden Regenwald im Amazonas-Gebiet sind inzwischen tausende Soldaten im Einsatz. Weit entfernt im französischen Biarritz beraten die G7-Staaten über das Thema - das zeigt, wie viel auf dem Spiel steht.

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Brasilien Rondonia:  Waldbrände
Bild: Greenpeace/Victor Moriyama

Nach der weltweiten Empörung über die verheerenden Brände im brasilianischen Amazonasgebiet greifen nun die Streitkräfte des Landes ein. In Porto Velho im Bundesstaat Rondônia starteten zwei Löschflugzeuge der Luftwaffe vom Typ Hercules zu ihren Löscheinsätzen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Videos zeigen, wie die Piloten über den Waldbrandgebieten Tausende Liter Wasser abwarfen. 

Zudem wurden Feuerwehrleute der Streitkräfte nach Rondônia verlegt. Die Einheit sei speziell für die Bekämpfung von Waldbränden ausgebildet und werde die lokalen Einsatzkräfte bei den Löscharbeiten unterstützen, hieß es aus dem Ministerium.

Unterdessen bitten immer mehr Bundesstaaten das Militär um Hilfe. Auch der Bundesstaat Amazonas forderte Unterstützung durch die Streitkräfte an. Damit können die Soldaten nun in sieben Bundesstaaten bei den Löscharbeiten helfen und Brandstifter verfolgen: Neben Amazonas und Rondônia forderten auch Roraima, Pará, Tocantins, Acre und Mato Grosso Hilfe an. Insgesamt stehen in der Region mehr als 43.000 Soldaten zur Verfügung

Ein Tropfen auf den heißen Stein

Zuvor hatte Präsident Jair Bolsonaro den Einsatz des Militärs im Inneren per Dekret erlaubt. Für die Bekämpfung der Waldbrände stellte die brasilianische Regierung zusätzliches Geld zur Verfügung, wenn auch nicht viel. Das Wirtschaftsministerium habe mit sofortiger Wirkung 38,5 Millionen Reais (8,3 Mio Euro) freigegeben, berichtet das Nachrichtenportal G1. Damit sei einer Anforderung des Verteidigungsministeriums entsprochen worden.

In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Januar nahm die Zahl der Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 82 Prozent zu. Insgesamt wurden von der Weltraumagentur INPE per Satellit mehr als 79.000 Brände registriert. Betroffen sind meist Flächen in Privatbesitz, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen Feuer aus.

Bolsonaro in der Kritik

Umweltschützer werfen dem rechten Präsidenten Bolsonaro vor, ein politisches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodung ermutigt sehen. Der Staatschef hat immer wieder klar gemacht, dass er die Amazonasregion wirtschaftlich stärken möchte. Hier sei noch viel Potenzial für Wirtschaftswachstum, betont Bolsonaro stets. Hilfe aus dem Ausland beim Umweltschutz lehnte er lange Zeit ab. Dabei äußerte er sich provokativ und polemisch.

Der Regenwald im Amazonasgebiet kann riesige Mengen CO2 binden und ist deshalb im Kampf gegen den Klimawandel von globaler Bedeutung. Beim G7-Gipfel im französischen Biarritz sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, wenn die Brände gelöscht seien, müssten die betroffenen Länder in Südamerika bei der Wiederaufforstung unterstützt werden.

"Die Lunge unserer gesamten Erde ist betroffen und deshalb müssen wir hier auch gemeinsame Lösungen finden" betonte die Kanzlerin. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte das Thema als Gastgeber kurzfristig auf die Tagesordnung des G7-Gipfels gesetzt. Auch er stellte die Bedeutung des Regenwaldes als existentiell für den gesamten Planeten heraus.

Kolumbien will Pakt zum Regenwald-Schutz   

Angesichts der schweren Brände will Kolumbien den Vereinten Nationen einen regionalen Pakt für den Schutz des Regenwaldes vorschlagen. Präsident Iván Duque sagte, er wolle den Pakt im September vor der UN-Vollversammlung präsentieren. Zwar gebe es in seinem Land derzeit keine Waldbrände vom gleichen Ausmaß wie in Brasilien; die Amazonas-Länder müssten sich aber vorbereiten. Duque äußerte sich bei einem Besuch eines Eingeborenen-Dorfes im Amazonas-Gebiet nahe der Grenzen zu Brasilien und Peru. 

sti/haz/cw (dpa, afp)