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Straßenkämpfe in Tripolis

4. November 2012

Rivalisierende, schwer bewaffnete Gruppen liefern sich in der libyschen Hauptstadt die heftigsten Gefechte seit Monaten. Ist die neue Regierung in der Lage, die Gewalt zu beenden und die Milizen zu entwaffnen?

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Armeesoldaten auf einem Fahrzeug verfolgen Milizionäre in Tripolis (foto:reuters)
Bild: Reuters

Entstanden sind viele der Milizen im Kampf gegen Muammar al-Gaddafi, andere betrachten sich als seine Erben. Beide verlangen sie nach dem Tod des einstigen Diktators ihren Anteil an der Macht. Die schweren Zusammenstöße der verfeindeten Gruppen in der Hauptstadt Tripolis hatten in der Nacht zum Sonntag begonnen und den ganzen Tag über angedauert. Nach ersten, noch widersprüchlichen Berichten der Behörden gab es Tote und Verletzte.

Die Milizen setzten demnach auch Panzerfäuste ein und zündeten ein ehemaliges Geheimdienstgebäude an. Ein Geschoss schlug in einem Krankenhaus im Zentrum der Stadt ein und löste dort Panik aus. Am Abend konnte die Armee die Kämpfe laut Augenzeugen zunächst eindämmen.

Hintergründe dubios

Der Vorsitzende des Obersten Sicherheitsausschusses in Libyen, Mohammed Suweisi, berichtete, Auslöser der Gefechte sei die Entführung und Ermordung eines Milizionärs gewesen. Nach anderen Quellen könnte es um einen Bandenkrieg um den Vertrieb von Drogen und Alkohol gehen. Angeblich soll es sich auf beiden Seiten um Gaddafi-Anhänger handeln.

Aus der Hafenstadt Bengasi wurde ein Bombenanschlag auf eine Polizeiwache mit mehreren Verletzten gemeldet. Auch benachbarte Gebäude sollen beschädigt sein.

Milizen nutzen Machtvakuum

Der neuerliche Gewaltausbruch zeigt die immensen Sicherheitsprobleme in dem nordafrikanischen Land. Die erst nach langen Querelen gewählte neue Regierung unter Ministerpräsident Ali Seidan will Armee und Polizei befähigen, eine einheitliche und souveräne Staatsgewalt durchzusetzen. Nach wie vor weigern sich viele militante Gruppen, ihre Waffen niederzulegen. Sie nutzen das Machtvakuum nach dem Sturz Gaddafis, um ihren Einfluss zu erweitern. Anhänger des alten Regimes unterwanderten immer noch die Institutionen des Staates, hatte der Staatschef Mohammed Magarief kürzlich eingeräumt.

SC/kle (afpe, rtr, dapd)