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Straßenradsport

Tobias Oelmaier

Auf zwei schmalen Reifen zum Sieg: Während olympisches Gold in anderen Sportarten das höchste Ziel ist, kommt der Olympiasieg bei den Radsportlern nur an zweiter Stelle - immer noch hat die Tour de France mehr Renommee.

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Piktogramm für den Radsport bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, China. Foto: +++(c) Picture-Alliance / ASA+++
Bild: picture-alliance/ dpa

Olympisch ist der Radsport seit den ersten Spielen der Neuzeit, also seit dem Jahre 1896. Damals ging das Straßenrennen über 84 Kilometer, und der Sieger hieß Aristides Konstantinidis und kam aus Griechenland. Nach einer kurzen Unterbrechung kam der Straßenrennen dann wieder 1912 in Stockholm zu Olympischen Ehren - über 320 Kilometer. Womit auch schon die kürzeste und die längste Distanz der Geschichte genannt wären.

Inzwischen hat sich die Streckenlänge bei rund 200 Kilometern eingependelt. Neben dem Straßenrennen, bei dem alle gleichzeitig starten und derjenigen die Goldmedaille gewinnt, der als erster über die Ziellinie fährt, ist auch noch das Einzelzeitfahren olympisch. Jeweils bei den Frauen und bei den Männern also zwei Wettbewerbe.

Jens Voigt bei der Siegerehrung der Deutschland-Tour 2006 (AP Photo/Daniel Maurer)
Jens Voigt - hier Sieger der Deutschland-Tour 2006Bild: AP

Der deutsche Radprofi Jens Voigt war schon zweimal bei olympischen Spielen, gilt als guter Zeitfahrer und als ein Topmann im Straßenrennen, denn er bringt eine extreme Tempohärte mit. Wenn die Strecke halbwegs flach ist, fährt man um die 50 km/h Durchschnitt, das heißt, man ist rund eine dreiviertel Stunde unterwegs. Jens Voigt: „Beim Einzelzeitfahren muss man„45 Minuten lang ganz diszipliniert ganz kurz vorm roten Bereich fahren, um die maximale Leistung aus sich herauszukitzeln.“

Beim Straßenrennen geht es eher darum, „dass man die Tempowechsel mitgeht, sich davon erholen kann, dass man auch in der nächsten Runde wieder mitgehen kann, um bis zum Finale dabei zu sein.“


Profis erobern die Amateur-Domäne

Bis zu den Spielen 1992 in Barcelona waren ausschließlich Rad-Amateure zugelassen. Olympia diente damals als große Bühne, um sich für Profirennställe zu empfehlen. Die Niederländer Hennie Kuiper und Erik Dekker, die Däne Dag-Otto Lauritzen und Rolf Sörensen, die Deutschen Christian Henn und Olaf Ludwig, allesamt Medaillengewinner, schafften den Sprung in den Profizirkus.

Inzwischen sind die Spiele offen für alle. Das steigerte zwar das Medieninteresse, bei den Radfahrern selbst ist diese Regelung aber umstritten. Für Jens Voigt ist es wichtiger, ein großes Rennen wie Lüttich - Bastogne oder Paris - Roubaix zu gewinnen, oder eben die Tour de France als Olympia. „Ich persönlich finde,“, so sagt er „die U23-Kategorie hätte die Olympiade fahren sollen. Weil die Olympiade immer etwas mit Amateuren zu tun gehabt hat, und sie hätte auch nicht geöffnet werden müssen für die Berufssportler. Ich bin jetzt natürlich persönlich froh, dass ich die Olympiade zweimal erleben durfte, aber im größeren Bild betrachtet hätte ich schon gesagt: lasst das für die Amateure oder für die jüngeren Leute.“


Doping nimmt den Medaillen den Glanz

Jan Ullrich - hier bei der 12. Etappe der Tour de France in den Pyrenäen am 16. Juli 2004 (AP Photo/Peter Dejong)
Von Deutschlands prominentesten Radprofi zum bekanntesten Dopingsünder: Jan UllrichBild: AP

Zumal der Radsport durch die anhaltenden Doping-Skandale der letzten zehn Jahre immer wieder ins Zwielicht geraten ist. So fällt auch ein langer, dunkler Schatten auf die Olympischen Straßendisziplinen. Medaillen verlieren ihren Glanz, so wie von Jan Ullrich, als er im Jahre 2000 Gold gewann, vor seinen Team-Telekom-Gefährten Andreas Klöden und Alexander Winokurow. Alle drei mehr oder weniger belastet durch verschiedene Enthüllungen. Und so muss auch dieses Mal die Frage erlaubt sein: Wird der Sieger von Peking mit legalen Mitteln gewinnen?


Angst vor „dicker Luft“ in Peking

Das Feld der Radsportler passiert beim vorolympischen Testrennen am 18.08.2007 in Peking das als "Vogelnest" bezeichnete, im Bau befindliche Olympiastadion. Das "Good Luck Beijing"-Straßen-Einzelrennen führt über 174 km. Foto: Xinhua/Landov +++(c) dpa - Report+++
Radrennen vor dem Pekinger OlympiastadionBild: picture-alliance / dpa

Aber die Profis müssen sich nicht nur mit diesen Zweifeln auseinandersetzen. Wie kaum andere Sportler sind sie mit der Luftverschmutzung in China konfrontiert. Voigt ist vor Jahren die Tour of China gefahren in Hongkong und in Shanghai. „Das war in der Tat so, dass wir am helllichten Tag die Sonne wie durch den Nebel gesehen haben. Durch die Luftverschmutzung. Das merkt man dann auch, wenn man Sport treibt, am verstärkten Hustenreiz. Das ist in der Tat spürbar.“

Und im Gegensatz zum anspruchsvollen Kurs in Peking lässt sich dieser Umstand nicht trainieren. Radsportexperte Dr. Achim Schmidt von der Deutschen Sporthochschule in Köln rät zur normalen Vorbereitung, „da der Schaden, den man dem Körper zufügen würde, wesentlich größer ist, als der Nutzen, den man dadurch erzielen kann.“

Also: Augen zu und durch! Auch wenn die olympischen Medaillen im Radsport (noch) nicht ganz so hell glänzen wie ein Tour de France-Sieg.