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Streikfront in Südafrika bröckelt

23. August 2010

Seit Tagen streiken über eine Million Beschäftigte im öffentlichen Dienst Südafrikas. Sie fordern deutliche Lohnsteigerungen um 8,6 Prozent. Doch die Regierung bleibt hart und jetzt bröckelt die Streikfront.

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In Südafrika streiken Lehrer, Polizisten und Klinikmitarbeiter (Foto: AP)
Gewalt und Protest beim Streik in SüdafrikaBild: AP

Seit Mittwoch (18.08.2010) stehen weite Teile des öffentlichen Lebens in Südafrika still. 1,3 Millionen Lehrer, Polizisten, Verwaltungsangestellte und Angestellte öffentlicher Banken haben die Arbeit niedergelegt. Auch die Mitarbeiter von Krankenhäusern haben sich dem Streik angeschlossen. Doch jetzt hat ein Arbeitsgericht entschieden: Ihr Streik ist ungesetzlich. Denn die Bevölkerung habe einen grundsätzlichen Anspruch darauf, behandelt und versorgt zu werden. Auch die Arbeit in Gefängnissen dürfe nicht niedergelegt werden.

Die Regierung begrüßte erwartungsgemäß das Urteil. Regierungssprecher Themba Maseko erklärte, dass die betroffenen Mitarbeiter jetzt umgehend an ihre Arbeitsplätze zurückkehren müssten.

Polizei löst Blockaden auf

Lehrerstreik in Südafrika (Foto: AP)
Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei wurden Streikende verletztBild: AP

Schon einen Tag nach Beginn des Streiks hatte es heftige Auseinandersetzungen zwischen Klinikmitarbeitern und Polizisten gegeben, die noch im Einsatz sind. Streikende hatten Blockaden vor Krankenhäusern aufgebaut und Patienten daran gehindert, die Klinikräume zu betreten. Daraufhin hatte die Polizei mit Gummigeschossen auf die Streikenden geschossen.

Präsident Jacob Zuma erklärte am Wochenende, der Streik würde das Image des Landes beschädigen. Nicht einmal während der Streiks zur Zeit der Apartheid seien Krankenschwestern daran gehindert worden, zur Arbeit zu gehen. Auch in der Öffentlichkeit sinkt die Zustimmung für die Streikenden, nachdem bekannt geworden war, dass selbst Schwerverletzte nicht behandelt wurden. Mehrere Tausend Angestellte in den Gemeindeverwaltungen haben zudem erklärt, dass sie sich einem „Solidaritäts-Streik“ anschließen werden, zudem Streikende sie aufgefordert hatten.

Auch Streiks in Automobilbranche?

Die Gewerkschaften fordern neben der Lohnerhöhung von 8,6 Prozent ein Wohngeld von umgerechnet 107 Euro im Monat. Die Regierung hat bislang 7 Prozent angeboten und ein Wohngeld von etwa 72 Euro. Die Inflationsrate in Südafrika liegt derzeit bei 4,2 Prozent.

Unterdessen droht schon ein weiterer Streik: Der Chef der Metaller-Gewerkschaft kündigte an, dass von Ende August an, 70.000 Mitarbeiter in der Auto-Zuliefererbranche streiken werden. Sie fordern 15 Prozent mehr Lohn.

Autor: Dirk Bathe (afp, rtr)
Redaktion: Stephanie Gebert