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Führungselite von morgen

Isabel Ernst29. November 2008

Die weltgrößte Studentenorganisation, AIESEC, wird dieses Jahr 60. Ihr Ziel ist unverändert geblieben: Man möchte die Welt ein Stück besser machen - durch interkulturellen Austausch und Ausbildung von Führungskräften.

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Beim internationalen Studentenkongress AIESEC 2004 in Hannover unterhalten sich aus Afghanistan angereiste Studenten mit dem afghanischen Botschaftssekretär Mir Moshref (l.) (Quelle: dpa)
Interkulturelle Verständigung ist der Grundgedanke von AIESECBild: picture-alliance/dpa

Als sich 1948 - nur drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg - Studenten aus sieben europäischen Ländern in Stockholm trafen, wollten sie einen Beitrag dazu leisten, die Völkerverständigung auf dem Kontinent wieder zu stärken und zu fördern. Darum gründeten sie die Organisation AIESEC (Association Internationale des Etudiants en Sciences Economiques et Commerciales), die sich zunächst vor allem an Studenten der Wirtschaftswissenschaften richten sollte. Ziel war es, internationale Praktika zu vermitteln und sozial verantwortungsbewusste Führungspersönlichkeiten auszubilden.

Studentin aus Ghana bei einer Vorlesung (Quelle: AP)
Studenten aus der ganzen Welt engagieren sich bei AIESECBild: AP

Heute, 60 Jahre später, ist AIESEC die größte Studenten-Vereinigung weltweit: sie ist an rund 1100 Universitäten in über 100 Ländern mit 23.000 Studenten vertreten. Die ursprüngliche Abkürzung AIESEC wurde 1990 in einen Eigennamen umgewandelt, da sich die Organisation schon längst nicht mehr nur an Wirtschaftsstudenten und angehende Juristen richtet. Nuno Monteiro, der Vorstandsvorsitzende von AIESEC Deutschland, erklärt, dass die Organisation generell eigentlich jeden Studenten ansprechen möchte: "Grundsätzlich wollen wir Leute anziehen, die Lust haben, über den Tellerrand hinauszuschauen und etwas zu verändern. Leute, die Gesellschaftsverantwortung übernehmen möchten." Mit einem bestimmten Studiengang, dem Alter oder gar der ethnischen Herkunft hätte das wenig zu tun.

Höheres Niveau an Selbstmanagement

Ehrenamtliches Engagement wird von den Studenten verlangt, wenn sie Teil des großen Netzwerkes von AIESEC werden möchten. Doch durch den erhöhten Studiendruck, dem sich Studenten heute aufgrund von verkürzten Studiengängen gegenüber sehen, bleibt für so etwas nur selten Zeit. Dennoch ist Nuno Monteiro überzeugt, dass es möglich ist, die notwendige Zeit für die Arbeit bei AIESEC aufzubringen: "Wir merken immer wieder, dass die Leute, wenn sie zu AIESEC kommen, ein anderes Niveau an Selbstmanagement erreichen können." Man könne oft beobachten, dass Studenten besser an der Uni würden, wenn sie sich ehrenamtlich engagierten.

Richard von Weizsäcker am Schreibtisch
Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist Schirmherr von AIESECBild: dpa

Dass Hochschulabsolventen, die finanziell noch von ihren Eltern unterstützt werden, eher die Zeit für ein Engagement bei AIESEC aufbringen können, als Studenten, die neben dem Studium noch arbeiten müssen, ist naheliegend. Dennoch meint Nuno Monteiro, dass dies auf AIESEC-Studenten eigentlich nicht zutreffe. Und von einem elitären Umfeld sei erst Recht nicht zu sprechen. "Man merkt schon, dass bei AIESEC sehr viele Leute arbeiten, die einfach Macher sind, die voran kommen wollen, sowohl in der Uni als auch bei der Arbeit. Aber elitär im Sinne von sozialer Hintergrund und gut betuchte Eltern, das ist keineswegs der Fall."

AIESEC ist auf Unternehmen als Partner angewiesen

Der Vorstandsvorsitzende von AIESEC Deutschland betont, dass das Engagement für AIESEC auch keine Arbeit, sondern Spaß sei. Deshalb wäre die Anzahl neuer Mitglieder in den letzten Jahren auch relativ konstant geblieben.

BWL-Student im Park (dpa)
Die Auslandspraktika, die von AIESEC vermittelt werden, sind vor allem für BWL-Studenten interessantBild: PA/dpa

Doch AIESEC hatte über die Jahre auch immer wieder Probleme, sich klar zu positionieren. Das soziale Engagement wurde von den beteiligten Unternehmen zwar generell gut aufgenommen, doch es kamen durchaus Zweifel auf, ob die sozialpolitische Orientierung nicht zu Lasten der Praktikantenaustausche gehen könnte. Und AIESEC ist auf die Zusammenarbeit mit den Unternehmen angewiesen. Gerade Partner wie Greenpeace, DHL, Coca Cola, Microsoft und Lufthansa machen das freiwillige Engagement für AIESEC so attraktiv. Darum ist man auch weiter auf dem Standpunkt geblieben, dass "eines der Kernelemente von AIESEC nach wie vor das Auslandspraktikum ist", wie Nino Monteiro erklärt. Studenten mit einem wirtschaftsorientierten Studiengang sind dafür natürlich einfacher zu vermitteln.

So bleibt AIESEC doch bei seinen Wurzeln und konzentriert sich weiter darauf, die wirtschaftlichen Führungskräfte von morgen auszubilden. Doch gerade das soziale und globale Bewusstsein, das ein AIESEC-Student mit sich bringt, sei der Schlüssel zu dem großen Erfolg der Organisation, meint Monteiro: "AIESECer sind ihren Kollegen, die sich nicht neben der Uni engagiert haben, immer zwei, drei Schritte voraus."