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Studie: Aprilscherz schlecht für deutsche Wirtschaft

Hilke Fischer1. April 2016

Aprilscherze wirken sich negativ auf die Produktivität aus, mahnt die Deutsche Gesellschaft für Wirtschaftsforschung. Auch die Börsen reagieren am 1. April schnell nervös. Muss der Aprilscherz abgeschafft werden?

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Kalenderblatt 1. April Foto: Karl-Josef Hildenbrand
Bild: picture-alliance/dpa

Es ist eine liebgewordene Tradition in Deutschland - doch sie sorgt zunehmend für Ärger: "Der Aprilscherz beeinträchtigt die Konjunktur hierzulande erheblich", mahnt Hartmut Schneider von der Deutschen Gesellschaft für Wirtschaftsforschung (DGW). "Wenn wir an der schwarzen Null festhalten wollen, dann sollte sich die Bundesregierung ernsthaft überlegen, Aprilscherze zu verbieten."

In einer am Freitag veröffentlichten Studie hat Schneider mehr als 2500 Aprilscherze aus den vergangenen 227 Jahren der konjunkturellen Entwicklung am jeweiligen 1. April gegenübergestellt. "Meine Untersuchungen beginnen im Jahr 1789", so Schneider. Damals meldete eine Berliner Zeitung taubeneiergroße Hagelkörner in Potsdam. "Tausende Menschen sind daraufhin nicht zur Arbeit gefahren. Das hat sich extrem negativ auf die Produktivität vieler Unternehmen und damit auf die deutsche Wirtschaftsleistung insgesamt ausgewirkt."

Börsenexperten warnen vor Turbulenzen

Eine Erfahrung, die sich auch in der jüngsten Vergangenheit regelmäßig wiederholt hat: Im Jahr 2011 teilte ein regionaler Radiosender mit, dass das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg anlässlich des 60-jährigen Bestehens in einer Verlosung insgesamt 60.000 Punkte erlässt. In der Behörde standen die Telefone daraufhin drei Tage lang nicht mehr still. "Mehrere hundert Mitarbeiter konnten in dieser Zeit ihrer normalen Arbeit nicht mehr nachgehen", so Schneider.

Börsenverlauf nach unten Foto: Fotolia.com
Falschmeldungen am 1. April können verheerende Folgen für den Aktienmarkt habenBild: Fotolia/Dan Race

Die Angst, einem Aprilscherz zum Opfer zu fallen, vermindere die Produktivität der arbeitenden Menschen an diesem Tag massiv, sagt auch Sabine Weiler, Sprecherin des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI): "Um die Wirtschaftsleistung nicht mehr als nötig zu beeinträchtigen, plädieren wir daher dafür, den Aprilscherz künftig vom 1. April auf den 1. Sonntag im April zu verlegen. So ließe sich der volkswirtschaftliche Schaden begrenzen."

Auch Börsenexperten mahnen: Aprilscherze könnten zu chaotischen Zuständen an den Aktienmärkten führen: Am 1. April 2015 kündigte der Elektroauto-Bauer Tesla ein neues "Modell W" an - in Sekundenbruchteile sprang die Aktie des Unternehmens um 0,75 Prozent nach oben.

Spekulanten, die auf fallende Kurse wetteten, könnten mit einem prominent platzierten Aprilscherz ebenso leicht den Absturz einer Aktie herbeiführen, sagt Börsenexperte Dirk Möller im DW-Gespräch. "Aprilscherze öffnen Gerüchten und Manipulationen Tür und Tor. Sie sind ein unkalkulierbares Risiko, das im Falle von Kursabstürzen nicht einmal geahndet wird."

Studie: Höhere Motivation und besseres Betriebsklima

Das gewerkschaftsnahe Heinz-Werner-Meyer-Institut (HWMI) hingegen will am Aprilscherz festhalten. In einer ebenfalls am Freitag veröffentlichen Studie weisen Forscher des Instituts darauf hin, dass sich die Motivation "in den April geschickter" Mitarbeiter leicht erhöhe. "Aprilscherze zeugen davon, dass Menschen Spaß verstehen und lockern das Betriebsklima auf", so HWMI-Forscher Kurt Winkler.

Zwei Mädchen lachen neben einem Kalender, der den 1. April anzeigt Foto: Karl-Josef Hildenbrand
Aprilscherze zu verkraften, heißt, Sinn für Humor zu habenBild: picture-alliance/dpa

Für das kommende Jahr haben sowohl die Deutschen Gesellschaft für Wirtschaftsforschung als auch das Heinz-Werner-Meyer-Institut Folgestudien angekündigt - sie sollen am 1. April 2017 veröffentlicht werden.