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Studie: Hohe Todesrate nach OPs in Afrika

4. Januar 2018

Viele notwendige Operationen sind in Afrika erst gar nicht möglich. Und wenn sich dann ein Patient unter das Messer legt, geht er ein hohes Risiko ein, an Komplikationen zu sterben, beklagen afrikanischer Forscher.

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Operation in Klinik in Afrika Symbolbild
Herzoperation in einer Klinik im Senegal Bild: picture-alliance/BSIP/GODONG

Auch diese Studie afrikanischer Wissenschaftler bestätigt offensichtlich das schlechte Image des dortigen Gesundheitssystems. Patienten in Afrika sterben doppelt so häufig nach Operationen wie im weltweiten Durchschnitt, haben sie herausgefunden und in der britischen medizinischen Fachzeitung "The Lancet" nun veröffentlicht. Demnach entwickelte rund jeder Fünfte der stationären Klinikpatienten in Afrika nach einer OP Komplikationen, meistens eine Infektion. Etwa zwei Prozent der Menschen starben nach der OP, wobei dies bei einem Großteil (94 Prozent) nach dem Tag des Eingriffs geschah.

Obwohl die Patienten jünger und fitter waren 

Die Forscher haben in 25 afrikanischen Ländern Daten von über 11.400 erwachsenen Patienten ausgewertet, die in einer Woche im Frühjahr 2016 in knapp 250 Krankenhäusern operiert wurden. Die Untersuchung ergab zudem, dass die afrikanischen OP-Patienten im globalen Vergleich jünger waren, ein geringeres Risiko hatten und sich meist kleineren Eingriffen unterzogen.

Viele der Todesfälle hätten wahrscheinlich vermieden werden können, betonen die Forscher. Sie vermuten, dass der Zustand der Patienten nach dem Eingriff nicht ausreichend überwacht worden sei, da es an Chirurgen, Geburtshelfern und Anästhesisten fehle. Laut der Studie kommen in Afrika auf 100.000 Menschen durchschnittlich nur etwa 0,7 Spezialisten. Notwendig wären aber 20 bis 40. Auch gebe es wenige Intensivpflegebetten.

Togo Krankenhaus in Lome
Stundenlanges Warten und fehlende technische Spezialgeräte: Alltag in afrikanischen Krankenhäusern, hier in Togo Bild: DW/K. Gänsler

Generell zu wenig Operationen 

Bei den Recherchen wurde auch bestätigt, dass die Gesamtzahl der Operationen in Afrika sehr niedrig ist. Das wirklich Traurige sei, dass offensichtlich viele notwendige Operationen gar nicht erfolgten, sagte der Kapstädter Professor Bruce Biccard, der an der Studie beteiligt war, der britischen Zeitung "The Guardian". Biccard: "Das ist wahrscheinlich ein großer Killer in Afrika."

Der Studie nach waren weniger als 43 Prozent der Operationen in Afrika geplant, der Großteil bestand aus dringenden Eingriffen oder Notfällen. Der Kaiserschnitt ist laut der Studie mit etwa 33 Prozent die am häufigsten vorgenommene Operation.

Für die Studie wurden unter anderem Daten aus Algerien, Ägypten, Mali, Libyen, dem Kongo und Südafrika ausgewertet.

SC/gri (epd, afpe)