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Jung, männlich, ungebildet

11. September 2014

Hunderte Islamisten aus Deutschland kämpfen für Terrorgruppen in Syrien. Eine Studie bestätigt, was man schon vermutete: Vor allem junge Männer am Rande der Gesellschaft ziehen von Deutschland aus in den Dschihad.

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Screenshot von einem deutschen Dschihadisten in Syrien (ohne Foto-Nachweis)

Die meisten Islamisten aus Deutschland, die sich militanten Gruppen in Syrien angeschlossen haben, sind eher ungebildet. Laut einer bislang unveröffentlichten Analyse im Auftrag der Innenministerkonferenz hat nur jeder Vierte von ihnen einen Schulabschluss. Gemäß der Studie, die der "Berliner Morgenpost" vorliegt, brachten lediglich sechs Prozent eine Ausbildung zu Ende, ein Studium nur zwei Prozent.

Für die Analyse wurden Daten der Länderpolizeien, des Bundeskriminalamtes und der Verfassungsschutzbehörden ausgewertet. Betrachtet wurden 378 Islamisten, die Deutschland seit Mitte 2012 Richtung Syrien verlassen haben. Ein Teil der militanten Islamisten war dem Verfassungsschutz schon vor der Ausreise aufgefallen. Ein größerer Teil dürfte erst später ins Visier der Sicherheitsbehörden geraten sein.

Elf Prozent Frauen

Mehrere deutsche Dschihadisten haben sich nach ihrer Ausreise mit großmäuligen Video-Botschaften aus Syrien zu Wort gemeldet, in denen sie auch Drohungen gegen die Bundesrepublik ausgestoßen haben. Einige der deutschen Kämpfer meldeten sich auch telefonisch oder per SMS bei ihren Angehörigen und fielen so auf. Elf Prozent der "Dschihad-Touristen" waren Frauen. Die Jüngsten unter den Islamisten waren bei der Ausreise nur 15 Jahre, der Älteste 64 Jahre alt. Jeder Dritte der Islamisten stammt aus der Gruppe der 21- bis 25-Jährigen. 20 Prozent waren arbeitslos gemeldet. Einer Beschäftigung gingen nur zwölf Prozent nach, die meisten mit einem Job im Niedriglohnsektor.

In Deutschland wurden rund 60 Prozent geboren, als Geburtsländer folgen Syrien (acht Prozent) und die Türkei (sechs Prozent). Einen deutschen Pass haben 233 der erfassten Ausgereisten, 92 dieser Gruppe besitzen mindestens eine weitere Staatsangehörigkeit, etwa die marokkanische, türkische oder syrische. 240 Islamisten wurden laut Analyse als Muslime geboren. Von 54 Personen ist bekannt, dass sie - meist deutschstämmige - Konvertiten sind.

Radikalisierung in der Salafistenszene

Wie die Studie des Verfassungsschutzes weiter zeigt, begann ihre Radikalisierung fast ausnahmslos in der Salafistenszene. 117 der Ausgereisten begingen bereits Straftaten, bevor sie sich radikalisierten. Meist handelte es sich um Gewalt-, aber auch Eigentums- oder Drogendelikte. 40 Islamisten aus Deutschland kamen laut Verfassungsschutz bisher im syrischen Bürgerkrieg ums Leben. Etwa ein Drittel der Ausgereisten kehrte inzwischen zumindest zeitweise nach Deutschland zurück.

sti/cr (dpa, epd)