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Studie: Etwas mehr Frauen in den Vorständen

Brigitte Scholtes
9. Januar 2018

Die Zahl der Frauen in den Vorständen börsennotierter Firmen in Deutschland ist zum fünften Mal hintereinander gestiegen - aber immer noch sehr niedrig, so eine neue Studie: Es sind keine zehn Prozent.

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Frauenquote Symbolbild
Bild: imago/blickwinkel

Die Chance, in einem börsennotierten Unternehmen in Deutschland auf ein weibliches Vorstandsmitglied zu treffen, ist gering. Der Anteil der Frauen liegt hier genau bei nur 7,3 Prozent. Das hat eine Studie ergeben, die das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY halbjährlich erstellt. Immerhin aber ist der Frauenanteil leicht gesteigen; vor einem Jahr lag er noch bei 6,5 Prozent.

Untersucht wurden 160 Unternehmen, die in den Börsensegmenten Dax, MDax, SDax und TecDax notiert sind. Die Zahl der Vorstandsposten hat im Jahresvergleich insgesamt zugenommen, und Männer haben davon besonders profitiert: Demnach sind jetzt 636 Vorstände männlich, zwölf mehr als vor einem Jahr. 50 Vorstände sind weiblich, sieben mehr als ein Jahr zuvor.

In drei Viertel aller Unternehmen sind Vorstandssitzungen reine Männerveranstaltungen, bei 27 Prozent der Firmen sitzt mindestens eine Frau im Vorstand, und nur bei vier Prozent sind es zwei oder mehr Frauen. Nur vier kleinere Unternehmen werden von Frauen geführt, je zwei Firmen, die im SDax bzw. TecDax notiert sind. Sieben meist größere Unternehmen beschäftigen zwei oder mehr Frauen im Vorstand, u.a. Allianz, Daimler, Deutsche Bank, SAP und Siemens.

Langsamer Wandel

All das zeige, dass der Weg von Frauen in die Führungsspitzen der Unternehmen mühsam und steinig bleibe, sagt Ulrike Hasbergen, Partnerin bei EY: "In den Vorstandsetagen sitzen mehrheitlich Männer, daran ändert sich trotz freiwilliger Quoten und öffentlicher Debatten wenig." Sollte die Zahl der Frauen in den Vorstandsgremien weiter so langsam steigen wie 2017, werde es bis zum Jahr 2038 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsposten mit Frauen besetzt ist.

Eine Quote gibt es für Vorstände noch nicht, anders als für Aufsichtsräte. Seit 2016 müssen in den Kontrollgremien mindestens 30 Prozent der Mandate mit Frauen besetzt sein. Die Quote gilt für neu zu besetzende Aufsichtsratsposten in 101 Firmen, die börsennotiert und voll mitbestimmungspflichtig sind. Das sind in der Regel Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und einem Aufsichtsrat, der zu gleichen Teilen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite besetzt wird.

Das immerhin habe geholfen, sagt Hasbergen. Allerdings bestehe bei kleineren Firmen im TecDax und SDax noch Nachholbedarf bestehe, moniert Jella Benner-Heinacher, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Und auch in den anderen Firmen würden die wirklich machtvollen Positionen fast  immer noch von Männern besetzt.

Quote für Vorstandsfrauen?

Aber das Beispiel der Aufsichtsräte zeige: Es gibt genügend Frauen, die die nötige Qualifikation für den Vorstand haben. Ausreden zählten nicht mehr, mahnt EY-Partnerin Hasbergen. Unternehmen seien gut beraten, Frauen zu fördern und ihnen auch die Chance auf Vorstandsposten zu geben. "Ansonsten dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir auch dafür eine gesetzliche Quote bekommen", glaubt die EY-Partnerin.

Denn wegen der guten Konjunktur werde der Fachkräftemangel immer deutlicher. "Gut ausgebildete Frauen werden heute dringender in den Konzernen benötigt denn je." Wer ihnen keine attraktiven Angebote machen könne, werde im Wettbewerb um Fachkräfte das Nachsehen habe.

Schon im März vergangenen Jahres hatte die damalige Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig damit gedroht, auch eine Quote für Vorstände einzuführen. Ihre Nachfolgerin Katarina Barley hatte im Sommer, noch vor der Bundestagswahl, angekündigt, man gebe der Wirtschaft noch ein Jahr Zeit, die Sache selbst zu regeln. Ob eine neue Bundesregierung diese Ankündigung wahrmacht, ist derzeit wegen der laufenden Sondierungsgespräche offen.

Immerhin ist die Zahl der Vorstandsfrauen in den großen Dax-Unternehmen am stärksten gestiegen, während es in den MDax-Firmen keine Veränderung gab. In 21 der 30 Dax-Unternehmen arbeitet mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied, vor einem Jahr waren es nur 17. Dabei ist die Telekommunikationsbranche besonders offen für Frauen, ebenso die Finanz- und Logistikunternehmen. Am häufigsten (28 Prozent) verantworten sie operative Bereiche wie Produktion oder Logistik, während je 24 Prozent für Personal oder andere Zentralfunktionen zuständig sind.