1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Gute Chancen - aber nicht für alle

20. März 2017

Vor dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag zeichnen die Veranstalter ein durchwachsenes Bild der Situation junger Menschen in Deutschland. Der Bildungserfolg hängt immer noch vom Elternhaus ab.

https://p.dw.com/p/2ZZ0C
Deutschland Jugendliche in Düsseldorf Symbolbild
Gut gerüstet? Laut Studie stieg die Zahl der Abiturienten und Studierenden - die der Schulabgänger ohne Abschluss sankBild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

Mehr als jeder vierte Minderjährige in Deutschland ist laut der Kinder- und Jugendhilfe sozial ausgegrenzt oder von Armut bedroht. "Startchancen in das Leben werden nach wie vor vererbt", sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe, Karin Böllert bei der Vorlage ihrer Studie in Berlin. Laut dem "Deutschen Kinder- und Jugendmonitor 2017" gehören 3,7 Millionen Kinder und Jugendliche zu den Verlierern ihrer Generation - das sind 28 Prozent. Allein 19 Prozent aller jungen Menschen sind von Armut bedroht. Jeder Zehnte wächst in einem Elternhaus auf, in dem weder Vater noch Mutter erwerbstätig sind. 11 Prozent wachsen in Familien auf, in denen kein Elternteil eine abgeschlossene Berufsausbildung hat.

Kinder- und Jugend-Monitor 2017
Enttäuscht sind die Kinder- und Jugendhelfer von der Ganztagsschule in DeutschlandBild: picture alliance / Christophe Gateau/dpa

"Die 'Chancen-Ampel' für die Generation unter 27 Jahren steht auf Hellgrün - aber noch längst nicht auf Dunkelgrün", bilanzierte Böllert. Dabei hob sie hervor, dass viele junge Menschen gute Startchancen hätten - Tendenz steigend. Zudem nehme das Bildungsniveau zu: 41 Prozent der Schüler machten Abitur. Mit 2,8 Millionen Studenten sei deren Zahl laut Statistischem Bundesamt gegenüber 2010 um 27 Prozent gestiegen.

Bildung wird europäisch

Dazu kommt, dass hunderttausende junge Menschen beispielsweise zum Studieren ins europäische Ausland gingen. "Bildung wird europäisch." Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss sei auf zuletzt 5,7 Prozent gesunken. In diesem Zusammenhang forderte Böllert eine Reform des Kindergelds, so dass Kinder aus Elternhäusern mit niedrigem Einkommen besser gefördert werden.

Enttäuscht zeigten sich die Kinder- und Jugendhelfer von den Ganztagsschulen. Sie könnten das starke Niveaugefälle zwischen den Schülern oft nicht ausgleichen: "Beim Ziel, Kindern hier gleiche Startchancen zu geben, ist die Ganztagsschule gescheitert."

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe ist ein Netzwerk bundeszentraler Organisationen und Institutionen der freien und öffentlichen Jugendhilfe. Sie richtet den Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag aus, zu dem vom 28. bis 30. März in Düsseldorf mehr als 30.000 Besucher erwartet werden.

uh/ww (dpa, epd)