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Studie: Keine bessere Luft durch Pflanzen

6. November 2019

Pflanzen im Büro oder zu Hause sehen nicht nur schön aus, sie sorgen auch für eine bessere Luftqualität. Richtig? Nicht ganz! Laut einer neuen Studie ist zumindest das mit der guten Luft nichts weiter als ein Mythos.

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Zimmerpflanzen giessen
Bild: picture-alliance/dpa Themendienst/C. Klose

Pflanzen sind gut für das Raumklima, sagt man. Dieser Logik folgend, habe ich ohne einen einzigen grünen Daumen jahrelang um das Überleben von Generationen von Topfpflanzen gekämpft und verloren. Mit den Pflanzen starb auch die Hoffnung auf gute Luft. Bis jetzt.

Eine Metastudie der US-Wissenschaftler Michael Waring und Bryan Cumming von der Drexel University in Philadelphia ist nun zu dem - für Pflanzenkiller erfreulichen - Schluss gekommen, dass das eingetopfte Grün weder die Luft im Büro, noch im heimischen Wohnzimmer besser macht. 

Die Wissenschaftler durchforsteten Publikationen der letzten 30 Jahre und veröffentlichten ihr Ergebnis in der Fachzeitschrift Journal of Exposure Science and Environmental Epidemiology. Fazit: Jedes geöffnete Fenster verdünnt potentiell schädliche organische Verbindungen (dazu gehören beispielsweise Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehyde und organische Säuren) in der Luft von Innenräumen schneller, als Pflanzen diese Verbindungen aufnehmen könnten. 

Woher rührt dann der Mythos der luftreinigenden Zimmerpflanze? Die NASA war's! Die amerikanische Raumfahrtbehörde verkündete im Jahr 1989, als sie nach Möglichkeiten suchte, die Luft in den Raumstationen zu reinigen, dass Pflanzen den Job ganz hervorragend machen und krebserregende Stoffe aus der Luft herausfiltern würden. 

Das Leben ist keine Raumstation

Dazu wurde eine Pflanze in einer abgedichteten Kammer platziert und mit einer einzigen organischen Verbindung konfrontiert. Deren Zerfall und Abbau wurde über Stunden oder Tage verfolgt. Das Problem ist, dass diese Bedingungen wenig mit dem alltäglichen Leben in Innenräumen auf der Erde gemein haben, sagen die Forscher Waring und Cummings. Hier lüftet man, weil das schneller geht. Da kann auch die NASA nichts für. 

Haben die Pflanzen also genügend Zeit, reinigen sie die Luft im Büro tatsächlich. Um allerdings mit einem Belüftungssystem mithalten zu können, müsste der Raum mit Grünzeug vollgestopft werden: Zehn bis 1000 Pflanzen pro Quadratmeter wären nötig. Das kann man machen. Ich öffne einfach ein paar Fenster.

DW Mitarbeiterportrait | Julia Vergin
Julia Vergin Teamleiterin in der Wissenschaftsredaktion mit besonderem Interesse für Psychologie und Gesundheit.