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Studie: Milliarden-Chance durch KI-Einsatz

25. September 2023

Weil Chatbots wie ChatGPT von OpenAI und Bard von Google künftig immer mehr Routineaufgaben übernehmen, könnte die Wirtschaft in Deutschland erheblich vom KI-Einsatz profitieren.

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Symbolbild KI Künstliche Intelligenz
Bild: Knut Niehus/chromorange/picture alliance

Systeme mit Funktionen generativer Künstlicher Intelligenz (KI) könnten nach einer Studie zur Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft in Zukunft rund 330 Milliarden Euro beitragen. Dies könne erreicht werden, wenn mindestens die Hälfte der Unternehmen entsprechende Technologien einsetzten, lautet das Ergebnis einer Studie des Forschungsinstituts IW Consult im Auftrag von Google, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. IW Consult ist eine Tochter des arbeitgebernahen  Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.

Generative KI ist eine Variante der Künstlichen Intelligenz, mit der man neue, originelle Inhalte schaffen ("generieren") kann. Mit Hilfe von Algorithmen und so genannter Sprachmodelle können Inhalte wie Texte, Bilder und Videos aber auch Musik oder Programmcodes erzeugt werden. Die Vorgaben für das KI-System müssen nicht programmiert, sondern können in natürlicher Sprache übermittelt werden. Als Durchbruch für die generative KI wird die Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT durch das Start-up OpenAI im November 2022 gewertet. Google bietet mit Bard seit einem halben Jahr ein eigenes Dialogsystem für generative KI an, das mit ChatGPT konkurriert.

In der Wirtschaft in Deutschland ergibt sich das Potenzial von Künstlicher Intelligenz für die Wertschöpfung laut IW Consult unter anderem durch die effizientere Nutzung vorhandener Ressourcen. Die Forscher haben errechnet, dass in den Firmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Durchschnitt 100 Stunden im Jahr durch die Verwendung dieser Technologie und die frei werdende Zeit für produktivere Tätigkeiten einsetzen könnten.

Homepage der generativen KI-Bots ChatGPT
Der Start von ChatGPT löste im Herbst 2022 einen regelrechten KI-Hype ausBild: John Walton/picture alliance

Skepsis bei Digitalverband

Eine zuvor veröffentlichte Umfrage des Digitalverbands Bitkom nährt allerdings Zweifel an einem KI-Wirtschaftswunder, da sie große Widerstände bei der Nutzung dieser Technologie offenbart. Bei der Bitkom-Erhebung stimmten zwar 42 Prozent der dort Befragten der Einschätzung zu, dass der Einsatz dieser Technologie einen Wettbewerbsvorteil bringe. Allerdings gaben 60 Prozent an, dass der Einsatz von Generativer KI kein Thema sei oder sie sich noch nicht damit beschäftigt hätten.

Die Forscher des IW gehen unterdessen davon aus, dass mit dem KI-Zuwachs ein Schrumpfungsprozess ausgeglichen werden kann, der durch den Mangel an Arbeitskräften entsteht, weil mehr Menschen in Deutschland in Rente gehen als neu auf den Arbeitsmarkt kommen.

Als Ausgangspunkt der Studie wurden 2068 Unternehmen und 1012 Personen in Deutschland zur Rolle digitaler Anwendungen in Betrieb und Alltag befragt. Die Umfrage ist laut IW Consult repräsentativ.

Danach setzen hochgerechnet rund 600.000 Unternehmen in Deutschland bereits Künstliche Intelligenz ein. Das entspricht rund 17 Prozent aller Unternehmen in Deutschland.

"In Summe ergibt sich ein möglicher zusätzlicher Beitrag zur Wertschöpfung von 330 Milliarden Euro durch generative KI", erklärte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther.

Im Jahr 2022 lag die Bruttowertschöpfung der Wirtschaft in Deutschland bei rund 3,5 Billionen Euro. Damit entspricht das in der Studie errechnete KI-Potential von rund 330 Milliarden Euro fast zehn Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes im vergangenen Jahr.

KI gegen Fachkräftemangel und für mehr Produktivität

Der Einsatz von KI sei aber nicht nur wegen der Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt sinnvoll. Für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts sei es von entscheidender Bedeutung, den Vorsprung bei der Produktivität zu verteidigen und auszubauen, sagte Hüther. Aktuell liege die Produktivität der deutschen Industrie im Durchschnitt um 14 Prozent höher als die der europäischen Nachbarn. "Doch in den vergangenen Jahren ist das Produktivitätswachstum zurückgegangen und hat sich im Verarbeitenden Gewerbe teilweise sogar negativ entwickelt. Durch eine konsequente Nutzung von KI haben wir die große Chance, diese Entwicklung zu drehen und wieder auf einen langfristigen Wachstumspfad zu kommen." Hüther warnte deshalb vor einer überzogenen Regulierung, weil sonst ein erheblicher Teil der Produktivitätszuwächse wieder verschwinden werde.

tko/ul (dpa, rtr)