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Studiogast: Dr. Brigitte Knopf, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

Kiron Kreuter19. Juni 2011

Brigitte Knopf erforscht wie man den Klimawandel vermeiden kann. Sie ist optimistisch. Bis zum Jahr 2050 könnten fast 80% des Weltenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

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DW-TV: Die natürlichen Vorräte an Windenergie sind begrenzt – Luftströmungen werden abgebremst, mit negativen Folgen für die Umwelt, so warnen einige Forscher des Max-Planck-Instituts in Jena. Verwirrend für den Laien: Wenn wir Windenenergie nutzen, ist das schädlich und dann sind auch noch die Vorräte begrenzt?

Brigitte Knopf: Zunächst einmal ist es so, dass es tatsächlich diese technische Grenze gibt, physikalisch gesehen. Aber auf die Welt-Energieversorgung hat das heute keinen Einfluss und auch für 2050 oder 2100 ist diese Windgrenze nicht relevant.

Das ist ja schon einmal sehr beruhigend. Sie arbeiten für den Weltklimarat, dem IPCC an dessen jährlichen Bericht. Worauf setzen Sie? Was sagt der Bericht?

Der Sonderbericht des IPCC beschäftigt sich mit erneuerbaren Energien, und was diese zur Vermeidung des Klimawandels beitragen können. Und dieser Bericht hat unter anderem eine Kernaussage: Bis zum Jahr 2050 können fast 80% des Weltenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Im Moment wird der Weltenergiebedarf hauptsächlich aus Öl, Erdgas und Kohle gedeckt. Erneuerbare Energien decken nur knapp 13% ab und der Anteil von Wind ist sogar verschwindend gering. Auch wenn es immer mehr wird, wie soll man das Ziel erreichen?

Der Weg ist tatsächlich noch weit. Aber es hat gerade in den letzten Jahren sehr große Fortschritte gegeben. Wind ist zum Beispiel im Jahr 2009 um 30% angewachsen. Und wenn man sich 2008 und 2009 zusammengenommen ansieht, dann ist der Zuwachs an der Stromproduktion zur Hälfte auf erneuerbare Energien zurückzuführen. Und das sind sehr gute Nachrichten für den Weg nach 2050 hin.

In der Theorie klingt das alles prima...

In der Theorie klingt es prima. In der Praxis ist es auch so, je mehr Erneuerbare ich habe, desto weniger kosten sie. Denn erneuerbare Energien sind sozusagen lernende Energien. Die haben noch nicht zu Ende gelernt. Und mit jeder weiteren Windkraftanlage oder Solaranlage sinken die Kosten. Damit werden sie auch tatsächlich konkurrenzfähig zu Kohle und Gas.

Was für Technologien wird es denn in Zukunft geben?

Wahrscheinlich wird es bei der Bioenergie sehr starke Entwicklungen geben, in technologischer Hinsicht. Eine Sache kann ich vielleicht noch nennen: Die sogenannten Solarkraftwerke bündeln das Sonnenlicht ganz stark und kommen dadurch auf hohe Temperaturen. Sie stellen sozusagen ein Solarkraftwerk dar, wie man das sonst von Kohlekraftwerken kennt, nur hier eben auf Solarbasis. Und solche Entwicklungen stimmen doch zuversichtlich.

Zur Deckung des weltweiten Energiebedarf reden wir oft nur darüber, wie wir den steigenden Bedarf bewältigen können. Aber geht es nicht auch um Einsparungen? Ist das nicht etwas worauf man unbedingt setzen muss?

Auf jeden Fall. Die Szenarien, diese Prognosen die wir für den Bericht untersucht haben, setzen auch alle ganz stark auf Energieeffizienz. Ohne Energieeffizienz wird es nicht gehen. Aber genauso wenig wird es ohne Erneuerbare gehen. Da ist auch noch sehr viel Potential auszuschöpfen.

Dass heißt, ich sollte mir möglichst sparsame Elektrogeräte kaufen?

Das ist natürlich ein Punkt. Trotzdem muss man aufpassen, dass es nicht einen gegenläufigen Effekt gibt. Wenn Sie Ihren Kühlschrank A++ kaufen - wunderbar! Wenn Sie aber gleichzeitig drei neue Elektrogeräte kaufen, dann wird der Gewinn, den Sie durch die Stromeinsparung haben, wieder zunichte gemacht.

Und schön nachts den Fernseher und den Computer ausmachen...

Brigitte Knopf, herzlichen Dank.

(Interview: Daniela Levy)