1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Stunde Null am Hindukusch

21. Januar 2002

Nach Jahrzehnten des Krieges kann Afghanistan ohne fremde Hilfe nicht überleben. Auf der Geberkonferenz in Tokio soll der Wiederaufbau des Landes gesichert werden.

https://p.dw.com/p/1jN8
.Bild: AP

Die internationale Gemeinschaft will sich auch nach dem Ende des Krieges weiter in Afghanistan engagieren und hat der Übergangsregierung des Landes Aufbauhilfe in Milliardenhöhe zugesagt. Die auf der Geberkonferenz für Afghanistan in Tokio vertretenen rund 60 Staaten sicherten dem Chef der Übergangsregierung, Hamid Karsai, am Montag Finanzhilfen von bislang mehr als 1,5 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) zu. Deutschland beteiligt sich nach Angaben von Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul in den nächsten vier Jahren mit 320 Millionen Euro am Wiederaufbau des zerstörten Landes.

EU finanziert Löwenanteil

Der größte Teil der Finanzhilfe für Afghanistan stammt von der EU, die im ersten Jahr rund 550 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Japan und die USA beteiligen sich mit 500 Millionen Dollar beziehungsweise 290 Millionen Dollar am Wiederaufbau. Der Finanzbedarf Afghanistans wird von den Vereinten Nationen allein im ersten Jahr auf fast zwei Milliarden Euro geschätzt. UN-Generalsekretär Kofi Annan erklärte zu Beginn der zweitägigen Konferenz, der Wiederaufbau des Landes werde in den nächsten fünf Jahren rund zehn Milliarden Dollar (11,3 Milliarden Euro) kosten. Es gehe darum, Afghanistan zu helfen, sich selbst zu helfen, betonte er.

Hilfsappell und Warnung

Der Chef der afghanischen Übergangsregierung appellierte an die Delegierten, sein Land zu unterstützen. "Ich stehe vor ihnen als ein Bürger eines Landes, das 20 Jahre lang nichts anderes gesehen hat als Krieg, Brutalität und Verwüstung", sagte Karsai in Tokio. Er erinnerte die Delegierten an die Millionen von Menschen in seinem Land, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken können und nicht einmal für einfache Krankheiten medizinische Hilfe bekommen.

Ohne dauerhafte internationale Hilfe drohe Afghanistan wieder ins Chaos stürzen und eine Quelle für Instabilität für die Welt und die Region zu werden, sagte Karsai. Die Konferenz zeige, dass die Weltgemeinschaft ein erneutes Straucheln Afghanistans nicht wolle, fügte er hinzu.

Langfristiges Interesse Deutschlands

Als deutsche Vertreterin auf der Geberkonferenz betonte Bundesentwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul das dauerhafte Interesse der Bundesrepublik am Wiederaufbau Afghanistans. Deutschlands Unterstützung konzentriere sich auf langfristige Programme im Bereich Gesundheit, Erziehung sowie die Errichtung eines unabhängigen Rechtssystems, sagte sie. Dabei wolle man sich besonders für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Beteiligung von Frauen am Entwicklungsprozess einsetzen. Die Menschen in Afghanistan müssten nach dem Ende des Taliban-Regimes schnell Veränderungen bemerken, sagte Wieczorek-Zeul. (mik)