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Kindermord in Liverpool

23. August 2007

Nach dem Aufsehen erregenden Mord an einem 11-jährigen Jungen bitten Polizei und Eltern um Mithilfe bei der Suche nach dem Täter. Das Verbrechen hat eine öffentliche Debatte über Waffenbesitz und Kriminalität entfacht.

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Freunde des Ermorderten werden getröstet, Quelle: AP
Freunde des Ermorderten müssen getröstet werdenBild: AP

Nach dem grausamen Mord an einem 11-Jährigen in Liverpool hat sich die Suche am Freitag (24.8.07) auf einen 13 bis 15-jährigen Jugendlichen konzentriert. Die Polizei rief die Bürger auf, bei der Suche mitzuhelfen und Hinweise an die Behörde zu geben. Der Verdächtige habe schwarze Kleidung getragen.

"Unser Sohn war erst elf, unser Baby. Das darf nicht sein, das darf nicht weitergehen, bitte helfen Sie uns", sagte die Mutter Melanie Jones. Sie betonte, ihr Sohn sei nie Mitglied einer Jugendbande gewesen.

Rhys Jones war am Mittwoch im Viertel Croxteth erschossen worden, als er vom Fußballspielen nach Hause ging. Der Täter soll die Schüsse von einem BMX-Rad aus abgegeben haben. Zwei Verdächtige im Alter von 14 und 18 Jahren waren am Donnerstag gegen Kaution wieder freigelassen worden.

Brown kündigt neue Gesetze an

Der britische Premierminister Gordon Brown sprach am Donnerstag von einem "abscheulichen Verbrechen, das das ganze Land schockiert hat". Brown kündigte ein schärferes Vorgehen gegen Gewalttäter: "Wo dafür neue Gesetze nötig sind, werden wir sie verabschieden."

Die neueste Gewalttat heizt die politische Debatte um Waffenbesitz Jugendlicher in Großbritannien weiter an. Die Zahl der wegen illegalen Waffenbesitzes strafrechtlich verfolgten Jugendlichen ist der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent gestiegen. Allein in London sind seit Februar nach Angaben der PA sechs Teenager erschossen worden.

"Was läuft falsch?"

Oppositionsführer David Cameron forderte, wir Briten "müssen uns fragen, was in diesem Land falsch läuft". Ähnlich äußerte sich der Bischof von Liverpool, James Jones, der an den Tatort eilte: "Wir müssen uns fragen: Was für eine Gesellschaft schaffen wir hier?"

Im Februar hatte der damalige Premierminister Tony Blair die Möglichkeit ins Gespräch gebracht, bereits 17-Jährige wegen Waffenbesitzes ins Gefängnis zu sperren. Dee Edwards von der Organisation Mütter gegen Mord und Gewalt kritisierte, es fehle nicht an Plänen, sondern an Taten. "Mittlerweile bringen Kinder fast täglich andere Kinder um. Die Leute haben sich daran gewöhnt." Es sei eine Tragödie, wie sehr die Gangkriminalität unter Jugendlichen um sich greife. (kas)