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Suche nach den Ursachen

3. Juli 2002

Einen Tag nach einem der schwersten Flugzeugunglücke in Deutschland rückt die Frage nach der Ursache in den Mittelpunkt. Während die Suche nach Opfern weitergeht, prüfen Ermittler das Verhalten der Fluglotsen.

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Im Blickpunkt der Behörden: Die FluglotsenBild: AP

Nach Einschätzung des Leiters der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU), Peter Schlegel, könnte eine Warnung 50 Sekunden vor der Kollision an eine der Unglücksmaschinen durch die Fluglotsen möglicherweise zu spät gekommen sein. Er warne jedoch vor voreiligen Schlüssen, betonte Schlegel. Beim Zusammenstoß einer Frachtmaschine und eines russischen Passagierflugzeugs in der Nähe des Bodensees waren in der Nacht zum Dienstag (2. Juli 2002) 71 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon russische Kinder und Jugendliche.

Verspätete Warnung?

Nach Angaben deutscher Behörden waren die Maschinen zunächst auf Kollisionskurs. 50 Sekunden vor dem Aufprall sei die Tupolew der russischen Fluggesellschaft Bashkirian Airlines von der Schweizer Flugsicherung Skyguide zum Sinken aufgefordert worden. Die Tupolew habe erst nach einer zweiten Aufforderung 25 Sekunden vor dem Aufprall den Sinkflug eingeleitet. Nach einer Warnung durch das bordeigene Kollisions-Warnsystem TCAS sei die DHL-Frachtmaschine vom Typ Boeing aber ebenfalls gesunken.

"Wenn die Boeing ihren Kurs beibehalten hätte, hätte es keinen Zusammenstoß gegeben", sagte ein Sprecher von Skyguide. Die Maschine der Bashkirian Airlines war nach Angaben deutscher Behörden fünf Minuten vor dem Unglück von der deutschen Flugsicherung an Skyguide übergeben worden.

Schwere Vorwürfe

Unterdessen richtete der Chef der Bashkirian Airlines schwere Vorwürfe an die Fluglotsen. "Es ist die Auffassung unseres Unternehmens, dass die Luftverkehrskontrolle die Schuld trägt", sagte Nikolai Odegow, der sich mit einer 21 Personen starken russischen Delegation in Deutschland aufhielt. Der stellvertretende russische Verkehrsminister Pawel Roschkow, der die Delegation anführte, sagte, er wolle erst die Fakten wissen, bevor er jemandem die Schuld zuweise. Spekulationen über die Qualifikation der russischen Piloten wies das russische Verkehrsministerium zurück. Beide Piloten seien erfahren gewesen und verfügten über sehr gute Englischkenntnisse.

Aufschluss über die Ursache des Unglücks erhoffen sich die Behörden von der Auswertung der gefundenen Flugschreiber und Sprachrekorder. Dies könne bis zu drei Wochen dauern, erklärte die für die Unfallermittlung federführende BFU. An der Untersuchung sollen sich neben russischen Luftfahrtexperten auch Spezialisten der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB beteiligen. (mik)