1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Suche nach Europas Seele

Silke Bartlick26. November 2004

Europa braucht wieder eine Seele, meinte 1992 der damalige EU-Kommissionspräsident Jacques Delors. Mittlerweile wurde die Union größer, die Probleme aber nicht kleiner. Die Kultur soll helfen.

https://p.dw.com/p/5u6v
Kultur als europäischer Leuchtturm?Bild: EU

"Wir haben Europa im Blick", sagt Volker Hassemer, ehemaliger Berliner Senator für Stadtentwicklung und kulturelle Angelegenheiten und nun einer der Initiatoren der Konferenz für europäische Kulturpolitik. Unter dem Titel "Europa eine Seele geben" findet sie am 26. und 27. November 2004 in Berlin statt.

Im Mai 2004 ist die Gemeinschaft der Europäischen Union (EU) auf 25 Mitglieder angewachsen. Euphorisch tanzten seinerzeit Menschen auf Brücken, die bis 1989 tödliche Grenzen markierten. Dennoch ließ die Beteiligung bei der Wahl zum Europäischen Parlament wenige Wochen später zu wünschen übrig. Hatte der Funke eines Gemeinschaftsgefühls in den europäischen Bevölkerungen noch nicht gezündet?

Kultur als Komponente des Einigungsprozesses

Dabei könnte dieses Europa aus seinen geistigen und kulturellen Quellen doch jene Kraft schöpfen, die zum Überwinden von Gegensätzen und zur Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft unabdingbar sind, sagt Kulturstaatsministerin Christina Weiss. Überprüft werden soll nun auf der Konferenz, ob mit der politischen Einheit auch die Kultur Europas wieder in Einklang und in Zusammenklang zu bringen ist.

Kultur als Komponente des Einigungsprozesses in Europa - die Bedeutung des Themas, so Christina Weiss und Volker Hassemer, zeige sich auch darin, dass der neue EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso seinen ersten Auftritt in Deutschland mit einem Besuch der Konferenz "Europa eine Seele geben" in Berlin verknüpfe. Und der neue EU-Kommissar für Bildung und Kultur, Jan Figel, nimmt ebenfalls an dem Austausch teil, den Bundeskanzler Gerhard Schröder am Freitag (26.11.) eröffnet hat.

An den Diskussionen beteiligen sich unter anderem Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, der Künstler Luc Tuymans, die Regisseure Istvan Szabo und Wim Wenders, der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Andreas Schlüter, nationale und internationale Kulturpolitiker sowie Parlamentspräsidenten, Europa- und Außenminister mehrerer Länder.

Kultivierung der Politik

Fragen gibt es viele: Wie zeigt sich Europa nach außen? Warum ist Europa wichtig in der Welt? Welche Rolle kann die Kultur im Interesse dieser Aufgabe spielen? Und: Wozu Europa? Was ist das Selbstverständnis? Nachhaltige Impulse und ein erweitertes kulturelles Bewusstsein erhofft sich Staatsministerin Christina Weiss von dieser Konferenz, denn Europa sei mehr als eine Finanzgemeinschaft und eine Währungsunion: "Wir brauchen einen Mentalitätswechsel, eine neue Möglichkeit der Annäherung an die europäische Idee."

Mit diesem Austausch, sagt auch Hortensia Völkers, künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, die die Konferenz ausrichtet, verfolge man nicht die Absicht, die Kultur zu politisieren. Vielmehr gehe es um eine Kultivierung der Politik. Man wolle dazu anregen, den Nutzen der Kultur für Europa wirklich auszuschöpfen.