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Suchen, finden und kaufen in China

Julia Elvers11. August 2005

Es ist die bisher größte ausländische Investition in eine chinesische Technologiefirma: Für eine Milliarde Dollar übernimmt der US-Internetkonzern Yahoo 40 Prozent an Chinas zweitgrößtem Online-Auktionshaus Alibaba.com.

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Yahoo strebt in den OstenBild: dpa Zentralbild

Durch die Transaktion entsteht eine der größten Internet-Gesellschaften in China. Der neue Online-Handelsriese wird die Auktionen von Alibaba mit der Internet-Suche Yahoos vereinen. Der Betreiber der Suchmaschine erhält 35 Prozent der Stimmrechte bei Alibaba.

Internet-Suche und Auktionen

"Eine interessante Hochzeit", findet Stephan Kaiser, Berater bei Pierre Audoin Consultants (PAC), einer europäischen Beratungs- und Marktanalysegesellschaft für Software und IT-Services. Kaiser hält es für eine klare strategische Entscheidung von Yahoo, "den chinesischen Markt zu beackern und sich von dort aus weiter auf dem asiatischen Raum auszubreiten."

Tatsächlich vereinbarten beide Seiten eine langfristige Partnerschaft, um die Präsenz von Yahoo in China auszubauen, wie Yahoo am Donnerstag (11.8.2005) in New York mitteilte. Dafür soll das China-Geschäft der Amerikaner mit Alibaba zusammengelegt werden. "Die Investition unterstreicht das langfristige Engagement von Yahoo auf dem chinesischen Markt", sagte Yahoo-Chef Terry Semel.

Auch die chinesische Seite freut sich über den Deal: "Das Zusammengehen mit Yahoo erlaubt uns, eine unerreichte Bandbreite an E-Commerce-Diensten für Unternehmen und Verbraucher in China anzubieten", sagte Alibaba-Chef Jack Ma in Peking.

15 Millionen Kunden

Alibaba.com ist 1999 gegründet worden. Heute hat das Auktions- und Handelshaus mehr als 15 Millionen Kunden, darunter 100.000 Unternehmen, die zwischen 250 und 10.000 US-Dollar im Jahr für die Online-Dienste zahlen. 2004 soll das Unternehmen, das 2000 Mitarbeiter beschäftigt, Handelsgeschäfte im Umfang von schätzungsweise mehr als vier Milliarden US-Dollar ermöglicht haben.

Dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes zufolge ist das Hauptgeschäft des chinesischen Online-Auktionshauses, Bedürfnisse chinesischer und ausländischer Firmen aufeinander abzustimmen. Ausländische Firmen können sich über Alibaba bei chinesischen Unternehmen Waren beschaffen. Doch auch chinesische Firmen handeln über die Alibaba-Seite miteinander.

Außerdem hat Alibaba eine Auktionsseite für Verbraucher. Nach dem Zusammenschluss mit Yahoo wird das Unternehmen zu einem großen Konkurrenten des Online-Auktionshauses Ebay, das die Hälfte des Auktionsmarktes in China beherrscht.

Angriff auf die Konkurrenz

Für Stephan Kaiser von PAC ist der Coup ein klares Angriffssignal in Richtung Ebay. "Angestachelt vom erfolgreichen Ebay-Konzept, will Yahoo sein Geschäftsmodell in dieser Richtung erweitern." Yahoo sei als Informationsportal breiter aufgestellt als die Handelsplattform Ebay. Kaiser ist daher gespannt, "was Ebay tun wird, um sich zu diversifizieren."

Neben Yahoo investieren auch Microsoft, Google, eBay und Amazon.com kräftig in China. So hat Amazon den größten chinesischen Online-Buchverkäufer Joyo.com für 75 Millionen Dollar übernommen; Ebay kaufte die Auktions-Site EachNet für 180 Millionen Dollar.

Chinesen wollen ins Web

Das Interesse der Internet-Firmen an China ist nicht überraschend: Derzeit zählt das Land laut Forbes rund 100 Millionen Internet-Nutzer und ist damit - nach den USA - schon jetzt der zweitgrößte Internet-Markt weltweit. Bei einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen ist abzusehen, dass diese Zahl in den kommenden Jahren weiter steigen wird.

Einige Prognosen gehen davon aus, dass China Amerika bereits 2010 mit der Zahl der Web-Surfer überholen könnte. Das Online-Geschäft zwischen Unternehmen soll sich in dem Markt bis 2007 jedes Jahr fast verdoppeln.