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Malerei: Sylvester Stallones Leidenschaft

Brenda Haas
3. Dezember 2021

Lange bevor Sylvester Stallone als "Rocky" und "Rambo" in Hollywood Furore machte, betätigte er sich als Maler. Ein Museum zeigt jetzt seine Kunstwerke.

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Schauspieler Sylvester Stallone steht in einem schwarzen T-Shirt vor einer Leinwand, auf der er malt.
Der Schauspieler Sylvester Stallone bei seiner eigentlichen Leidenschaft: der MalereiBild: Galerie Gmurzynska/Artwork Sylvester Stallone

Als Sylvester Stallone in den frühen 1970er-Jahren die Idee zu einem Protagonisten kam, der sich von nichts und niemandem unterkriegen lässt, hielt er diese Figur zunächst auf der Leinwand fest. Weil dieser Held ein durch die Härten des Lebens gestählter Mann war, verzichtete Stallone auf einen Pinsel und ritzte sein Bild mit einem Schraubenzieher in den Stoff. Das war die Geburtsstunde von "Rocky".

In dreieinhalb Tagen schrieb Stallone ein 90-seitiges Drehbuch über den armen italienisch-amerikanischen Boxer Rocky Balboa, der die Chance erhält, Weltmeister im Schwergewicht zu werden - auf der Kinoleinwand.

Ein Kunstwerk von Sylvester Stallone zeigt eine muskulöse männliche Figur.
Vorlage zum Welterfolg: Vor dem Drehbuch zu "Rocky" schuf Stallone ein Bildnis auf LeinwandBild: Galerie Gmurzynska/Artwork Sylvester Stallone

Der mit kleinem Budget umgesetzte Film erschien 1976 und katapultierte Stallone in der Rolle des Rocky direkt in den Olymp der Hollywood-Stars. Es folgten eine Reihe von Fortsetzungen - zuletzt 2018 "Creed II - Rocky's Legacy" mit Michael B. Jordan in der Hauptrolle.

Auf den Erfolg von "Rocky" folgte bald ein weiterer Film über einen Mann, den das Leben hart gemacht hat: "Rambo" kam 1982 in die Kinos. Erzählt wird die Geschichte eines Vietnamkriegsveteranen, der aufgrund seiner posttraumatischen Belastungsstörung nicht ins normale Leben zurückfindet. Und natürlich gab es auch für John Rambo viele Fortsetzungen auf der Kinoleinwand.

Stallones Ruf als Hollywood-Actionstar war besiegelt - und überschattete schnell die ursprüngliche Leidenschaft des Schauspielers: die Malerei.

"Ich bin ein viel besserer Maler"

Schon in jungen Jahren hatte der New Yorker seine Liebe zur Malerei entdeckt, seine frühen experimentellen Arbeiten signierte er als "Mike Stallone". Die Malerei blieb auch neben der Hollywood-Karriere ein fester Bestandteil von Stallones kreativem Schaffen.

"Ich glaube, ich bin ein viel besserer Maler als Schauspieler", sagte er im vergangenen August dem Online-Portal Outsider.com. Malen sei persönlicher und er könne sich treiben lassen. "In der Schauspielerei kann man nicht so viel sprechen, wie man möchte", so Stallone weiter. Helden müssten stoisch wirken. Und bekannte: "Ein Leben als Maler hätte ich dem als Schauspieler vorgezogen."

Ein Kunstwerk von Sylvester Stallone zeigt eine Figur in der Hölle, hinter ihr schwebt Satan.
In seinen häufig düsteren Werken verarbeitete Stallone auch den Tod seines ManagersBild: Galerie Gmurzynska/Artwork Sylvester Stallone

Bis in die 1980er-Jahre schuf Stallone düstere, ausdrucksstarke Werke, in denen er etwa den Tod seines damaligen Managers verarbeitete. Zu dieser Zeit arbeitete er vor allem mit illustrativen, grafischen Linien und leuchtenden Farben.

Das änderte sich um 1990, als der begeisterte Kunstsammler in die Welt der zeitgenössischen Kunst eintauchte und Künstler wie Picasso, Gerhard Richter oder Anselm Kiefer studierte. Inspiriert von den abstrakten Werken Mark Rothkos, entwickelte er seinen eigenen Stil und schuf zahlreiche expressionistische Werke, darunter auch Selbstporträts.

"Das ist es, was ich an der Malerei liebe, sie ist die einzig wahre Kommunikation, die man haben kann", sagte Stallone einmal. "Die Malerei ist der schnellste und reinste Spiegel des Unterbewusstseins. Wenn etwas in einem vorgeht und man auf die Leinwand trifft, ist es schwer, es zu fälschen."

50 Gemälde seit den 1960er-Jahren

Unter anderem die eingangs erwähnte Schraubenzieher-Schnitzarbeit "Finding Rocky" aus dem Jahr 1975 ist nun Teil der Ausstellung "Sylvester Stallone - Retrospektive zum 75. Geburtstag" (den er bereits am 6. Juli feierte), die vom 4. Dezember bis zum 20. Februar 2022 im Osthaus Museum Hagen zu sehen ist.

Ein Kunstwerk von Sylvester Stallone zeigt in Gelb und Rot die Konturen eines Menschen und seiner Rippen.
Das durchgetaktete Leben ist ein weiteres wiederkehrendes Motiv im Werk von Sylvester StalloneBild: Galerie Gmurzynska/Artwork Sylvester Stallone

Die Sammlung, die das Schaffen des Schauspielers von den späten 1960er-Jahren bis heute umfasst, zeigt rund 50 Gemälde. Die Werke wurden zuvor im Staatlichen Russischen Museum in St. Petersburg (2013) und im Musée d'Art Moderne et d'Art Contemporain in Nizza (2015) ausgestellt.

"Sylvester Stallones ausdrucksstarke Gemälde führen uns energisch vor Augen, was unsere Existenz ausmacht", sagt Tayfun Belgin, Direktor des Osthaus Museums Hagen, der auch einen zweisprachigen Katalog zu Stallones Werken verfasst hat. Dessen Themen kreisten um Träume und harte Realitäten, um den Glauben und um den Tod.

"Alles ist getaktet"

Eines der vorherrschenden Themen in Stallones Werk ist die Zeit, die Uhr ist ein wiederkehrendes Motiv. Während der Retrospektive in Nizza sagte der Schauspieler dem "Hollywood Reporter": "Schon früh in meinem Leben habe ich erkannt, dass der Mensch von dem Gefühl der rasenden Zeit total bedrängt wird. Alles ist getaktet. Also habe ich angefangen, meine Bilder mit Uhren zu versehen, meistens denen von Schauspielern."

Schauspieler James Dean und Popstar Michael Jackson gehören zu den Prominenten, die Stallone gemalt hat, während zu den Sammlern seiner Werke sein ehemaliger Rivale und Action-Star Arnold Schwarzenegger und John Travolta zählen.

Bereits vor fast 50 Jahren malte Sylvester Stallone den amerikanischen Schriftsteller und Dichter Edgar Allen Poe. An dessen Leben ist er auch als Drehbuchautor interessiert, der ein Biopic über Poe umsetzen will - nicht als Hauptdarsteller, sondern als Regisseur.

Die Ausstellung "Sylvester Stallone - Retrospektive zum 75. Geburtstag" ist vom 4. Dezember 2021 bis zum 20. Februar 2022 im Osthaus Museum Hagen zu sehen.

Adaption aus dem Englischen: Torsten Landsberg