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Berliner Fernsehturm wird 50

2. Oktober 2019

Früher war er ein Prestigeobjekt der DDR, heute ist er das Wahrzeichen ganz Berlins: Der Fernsehturm am Alexanderplatz wird 50 Jahre alt. Zur Feier gibt es ein Volksfest am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit.

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Berlin Fernsehturm Fußball-WM 2006
Bild: picture-alliance/dpa/Euroluftbild

Majestätisch überragt seine elegant glitzernde Turmkugel die einst geteilte und inzwischen wiedervereinte Stadt. Mit 368 Metern misst der Fernsehturm (Ost) direkt neben dem Alexanderplatz beinah 220 Meter mehr als der Funkturm (West) auf dem Berliner Messegelände - das höchste Gebäude Deutschlands.

Bei der Fertigstellung im Oktober 1969 war er noch der zweithöchste Fernsehturm der Welt. Nur die Sowjets hatten einen höheren Turm gebaut -  den Ostankino in Moskau (537 Meter). Heute spielen die - später gebauten - Fernsehtürme in Tokio, Guangzhou, Toronto, Schanghai, Teheran und Kuala Lumpur ebenfalls in dieser Liga.

Als DDR-Staatschef Walter Ulbricht das Bauwerk am 20. Jahrestag des Bestehens der DDR - am 3. Oktober 1969 - eröffnete, da sollte die Welt staunen über die Leistungskraft der sozialistischen Wirtschaft.

Berlin Mitte mit Fernsehturm
Kilometerweit sichtbar: Der Fernsehturm im Osten überragt allesBild: Imago Images/Panthermedia/Elxeneize

Damals: "Versprechen auf die Zukunft"

Und tatsächlich ist der Turm eine ingenieurtechnische Meisterleistung, was auch Baumeister jenseits der Mauer im Westen neidlos anerkannten. Mit seinen 26000 Tonnen Gewicht bringt er ungefähr so viel auf die Waage wie 216 Lokomotiven oder 866 Güterwaggons voller Kohle. Allein die Last der Kugel sei so groß, heißt es, als hätte man da oben 40 Loks aufgebaut.

"Der Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz entstand als Paradebau der Ost-Moderne", sagt der Architekturexperte Ben Kaden. Damit  sei er Teil des modernen Ensembles gewesen, das sich im Osten vom Straußberger Platz über die Karl-Marx-Allee bis zum Alexanderplatz zog. "Es ging darum, den Sozialismus auch nach außen sichtbar als überlegenes System zu inszenieren", so Kaden.

Doch die DDR habe mit ehrgeizigen Projekten, wie der Karl-Marx-Allee, auch sowas wie "ein Potemkinsches Dorf" errichtet: Dahinter erstreckten sich große Brachflächen. Kaden vergleicht es mit einer Messe, die zeigen sollte, was eines Tages der Standard für alle sein wird. "Ein nicht einlösbares Versprechen auf die Zukunft, gespeist aus einer Sehnsucht nach Weltniveau."

Die Berliner Weltzeituhr am Alexanderplatz
Die Berliner Weltzeituhr am AlexanderplatzBild: picture-alliance/Bildagentur-online/Schöning

Dass sogar die Zeit für den Sozialismus arbeitete, sollte auch die spektakuläre Urania-Weltzeituhr zeigen, die man gleich neben dem Fernsehturm aufgestellt und wenige Tage vor der Eröffnung, am  30. September 1969 der Öffentlichkeit übergeben hatte. Entworfen von dem deutschen Designer Erich John, enthält die Uhrenanlage auf ihrer metallenen Rotunde die Namen von 146 Orten und einen zusätzlichen Eintrag zur Datumsgrenze.

Heute: Das Wahrzeichen Berlins

Einstweilen wurde das Fundament des Fernsehturm tief im Märkischen Sand am "Alex"verankert, was sich bis heute als standfest erwies. Dabei sollte der Turm für die Ausstrahlung von Fernseh- und UKW-Programmen ursprünglich in den Müggelbergen gebaut werden. Dort hätte er mitten in einer Einflugschneise zum Zentralflughafen Schönefeld gestanden. Also gab man diesen gefährdeten Standort wieder auf.

Die Betonröhre unter der glitzernden Kugel beherbergt drei Aufzüge, Leitungen und jede Menge Kabel. Eine Nottreppe zählt 936 Stufen. Jeden Tag rauschen die Fahrstühle 4500 Menschen rauf und wieder runter. Im Jahr sind es 1,6 Millionen Besucher.

Aus der Ferne sieht man den Berliner Fernsehturm
Prägnantes Wahrzeichen: Erinnerungsbild aus dem privaten Fotoalbum von Ben KadenBild: Ben Kaden

Sie speisen mal in luftiger Höhe im Drehrestaurant, trinken Kaffee oder entdecken eine Etage tiefer auf dem "Panoramadeck" die deutsche Hauptstadt von oben. Seit der Eröffnung des Turms im Jahr 1969 haben 60,9 Millionen Menschen diesen Ausblick auf Berlin genossen.

Längst ist aus dem DDR-Vorzeigeprojekt ein gesamtdeutsches Wahrzeichen für Berlin geworden. Der Fernsehturm gehört heute der Deutschen Funkturm GmbH, einer Telekom-Tochter. Eine eigene Gastronomie-Gesellschaft kümmert sich um das leibliche Wohl der Besucher. Wer möchte, kann den schlanken Jubilar als Bild oder Grafik auf T-Shirts, Tassen oder Gläsern spazieren tragen.