Syriens Machthaber zeigt sich unbeeindruckt
14. August 2011Syriens Machthaber Baschar al-Assad geht weiter gegen Aktivisten vor. Bei einer neuen Offensive am Sonntag (14.08.2011) haben syrische Sicherheitskräfte von Kanonenbooten aus mehrere Bezirke der Stadt Latakia beschossen. Dabei sollen mindestens zehn Menschen getötet worden sein, wie Augenzeugen und Oppositionelle berichteten. Auch Bodentruppen hätten die Küstenstadt angegriffen und mehrere Viertel gestürmt, erklärte Rami Abdul Rahman, Leiter des Observatoriums für Menschenrechte und des Netzwerks des Örtlichen Koordinationskomitees. Die gesamte Stadt soll von lauten Explosionen erschüttert worden sein.
Massive Kritik, die offenbar an Assad abprallt
Das Weiße Haus in Washington teilte am Samstag mit, US-Präsident Barack Obama habe telefonisch mit dem britischen Premierminister David Cameron und dem saudischen König Abdullah enge Konsultationen über das weitere Vorgehen gegen Syriens Führung vereinbart. Man sei über die blutige Niederschlagung der Proteste "tief besorgt". Doch alle Appelle verhallen bisher ungehört.
Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten sind auch am Samstag bei mehreren Militäraktionen mindestens fünf Menschen getötet worden. Zwei Personen seien bei einer Schießerei in Slaibe - einem Viertel der Küstenstadt Latakia - ums Leben gekommen, teilte das Örtliche Koordinationskomitee mit, das die Proteste dokumentiert. Mindestens 20 weitere Menschen würden in den Krankenhäusern der Stadt behandelt, viele von ihnen mit Verletzungen, die von Granatsplittern herrührten.
Razzien und Militäraktionen
Auch in der Stadt Kusair nahe des Libanons sei ein Mann getötet worden, hieß es weiter. Bei einer Razzia der Sicherheitskräfte in Daraja, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus, habe es ebenfalls ein Todesopfer gegeben. Auch aus der Stadt Hama wurde ein Toter gemeldet.
In El Ramel, einem weiteren Viertel Latakias, seien Panzer aufgefahren, berichteten Oppositionelle. Man habe Gewehrfeuer gehört und gepanzerte Truppentransporter gesichtet. Zahlreiche Bewohner, vor allem Frauen und Kinder, seien aus dem Viertel, in dem viele Palästinenser leben, geflüchtet. Nach Agenturberichten rückten auch in die Stadt Kusair an der Grenze zum Libanon zahlreiche Sicherheitskräfte und regierungstreue Bewaffnete ein.
Die syrische Armee geht seit Mitte März mit großer Brutalität gegen die regierungskritischen Demonstranten vor. Mindestens 1700 Zivilisten und etwa 400 Sicherheitskräfte sollen seitdem ums Leben gekommen sein. Am Freitag waren in zahlreichen syrischen Städten wieder zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen das Regime von Machthaber Assad zu demonstrieren.
Autor: Marko Langer / Nicole Scherschun (dpa, rtr, dapd)
Redaktion: Christian Walz