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Politik

Tödlicher Streit von Köthen vor Gericht

5. Februar 2019

Ein Deutscher stirbt - nach Schlägen und Tritten, so die Anklage. Dann ziehen rechte Gruppen durch die Stadt in Sachsen-Anhalt. Was in der Tatnacht geschah, versucht eine Schwurgerichtskammer zu klären.

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Prozess Köthen Schlägerei Herzinfarkt
Bild: picture alliance/dpa/S. Willnow

Fünf Monate nach dem Tod eines 22-Jährigen in Köthen hat vor dem Landgericht Dessau der Prozess gegen zwei junge Afghanen begonnen. Zum Auftakt der Verhandlung äußerte einer der Angeklagten sein Bedauern über den Todesfall und sprach von einem "schrecklichen Unfall". Erst später habe er erfahren, dass jemand gestorben sei. Das sei der "größte Schock seines Lebens" gewesen.

Dem 17-Jährigen wirft die Staatsanwaltschaft ebenso wie dem 18 Jahre alten Mitangeklagten gemeinschaftliche Körperverletzung mit Todesfolge vor. Der 22-jährige Deutsche war laut Obduktionsergebnis im September an einem Herzinfarkt gestorben - nachdem er einen Streit zwischen einer Gruppe Afghanen hatte schlichten wollen. Der Mann litt an einer angeborenen schweren Herzerkrankung.

"Viel Alkohol im Spiel"

Bei der Befragung vor Gericht schilderte der 17-Jährige zunächst die Auseinandersetzung, bei der offenkundig auch viel Alkohol im Spiel war. Bei dem Streit unter den Afghanen ging es um eine junge Frau - und die Frage, von wem diese schwanger sei. Daraufhin hätten sich mehrere Deutsche eingeschaltet, so der Angeklagte. Einige von ihnen hätten auch die Afghanen geschlagen. Zum späteren Opfer und der ihm vorgeworfenen Tatbeteiligung äußerte sich der 17-Jährige zunächst nicht.

Dem Deutschen soll bei seinem Schlichtungsversuch so heftig ins Gesicht geschlagen worden sein, dass er zu Boden fiel. Dann habe der 18-jährige Angeklagte ihm mindestens einmal mit dem Fuß gegen Oberkörper oder Kopf getreten, so die Staatsanwaltschaft. Der Verdächtige streitet dies ab. Er lässt über seinen Verteidiger erklären, er habe den zu Tode Gekommenen gar nicht wahrgenommen.

Erinnerungen an Chemnitz

Nach dem Tod des 22-Jährigen gab es in Köthen rechtsgerichtete Demonstrationen sowie Gegenproteste. Der Fall erinnerte an Chemnitz. Dort war wenige Wochen zuvor ein Mann nach einem Streit mit Asylbewerbern gestorben. Er wurde erstochen. Beide Fälle hatten rechte Gruppen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren versucht.

jj/uh (dpa, afp)