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Politik

Türkische Polizei schreitet gegen Frauen ein

25. November 2018

Tränengas in Istanbul: Die Polizei greift gegen einen Protestmarsch von Frauen durch, der anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen abgehalten werden sollte. Dabei sind die Polizisten nicht zimperlich.

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Internationaler Frauentag 2018 - Istanbul, Türkei
Bild: Getty Images/C. McGrath

Auf der zentralen Einkaufsstraße Istiklal in der türkischen Metropole haben die Sicherheitskräfte auch vereinzelt Tränengas gegen Hunderte Frauen eingesetzt, wie Beobachter berichteten und wie auf Videoaufnahmen türkischer Medien zu sehen war. Die Polizei hatte die Frauen zuvor aufgefordert, den Protest aufzulösen.

Die Demonstrantinnen skandierten: "Wir schweigen nicht, wir haben keine Angst, wir gehorchen nicht." Sie hielten unter anderem Schilder mit dem Foto der Studentin Özgecan Aslan hoch, die im Jahr 2015 ermordet worden war. Die Brutalität der Tat hatte damals für großes Aufsehen gesorgt.

Gewalt gegen Frauen ist ein weit verbreitetes Problem in der türkischen Gesellschaft. Erst Anfang November hatte der Fall der prominenten Sängerin Sila Gencoglu für Aufsehen gesorgt, die nach eigenen Angaben von ihrem damaligen Partner, einem Schauspieler, verprügelt worden war. Die Sängerin zeigte ihren Ex-Freund daraufhin an und ermutigte andere Frauen, über Gewalterfahrungen zu sprechen. Nach Angaben der Frauenrechtsplattsform "Wir werden Frauenmorde stoppen" wurden in der Türkei alleine in diesem Jahr mehr als 300 Frauen getötet.

Demos in Spanien und Syrien

Auch in etlichen spanischen Städten gab es Kundgebungen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. In Madrid, Barcelona, Sevilla, Valencia und Bilbao gingen zehntausende Menschen auf die Straßen. Sie skandierten Slogans gegen Sexismus und Gewalt und führten Schilder mit der Forderung nach Gerechtigkeit mit sich. In Madrid endete die Demonstration mit der Verlesung der Namen von 44 Frauen, die im Vorjahr durch häusliche Gewalt ums Leben kamen.

Internationaler Frauentag 2018 - Barcelona, Spanien
In Barcelona demonstrierten viele Menschen gegen die "patriarchale Ordnung"Bild: Getty Images/AFP/J. Lago

Nach Angaben der Justiz wurden im vergangenen Jahr bei spanischen Gerichten 160.000 Klagen wegen geschlechterbezogener Gewalt eingereicht, ein Plus von 16 Prozent gegenüber 2016. Am Sonntag bekräftigte Ministerpräsident Pedro Sánchez die Selbstverpflichtung der Regierung, die Gewalt gegen Frauen und die "Kultur" des Sexismus zu beseitigen.

Auch in den Kurdengebieten im Norden Syriens protestieren hunderte Frauen gegen sexuelle Gewalt. Die Demonstrantinnen in Kamischli hielten Schilder mit der Aufschrift "Kinderehen sind ein Verbrechen" und Fotos von Gewaltopfern in die Höhe.

Großkundgebung in Paris

Bereits am Samstag hatten anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen zehntausende Menschen in mehreren europäischen Ländern gegen sexuelle Gewalt demonstriert. Allein in Paris beteiligten sich am Samstag nach Angaben der Organisatoren rund 30.000 Frauen und auch Männer an den Protesten, landesweit waren es 50.000 Teilnehmer.

Viele Demonstrantinnen in Paris riefen Slogans wie "Schnauze voll von Vergewaltigung" oder "Schluss mit der Straflosigkeit für Angreifer". Auf Spruchbändern hieß es, "Eine Frau ist niemals selbst schuld an der Gewalt gegen sie". Präsident Emmanuel Macron äußerte seine Unterstützung für das Anliegen der Frauen: Der Kampf mache täglich Fortschritte, doch habe die Gesellschaft noch einen weiten Weg vor sich - der Kampf gehe alle an, erklärte er auf Twitter.

Die Proteste in Frankreich werden von der #NousToutes-Bewegung getragen. Diese wurde im September in Anlehnung an die "MeToo"-Kampagne gegen sexuelle Übergriffe ins Leben gerufen: Damals war die Zahl der angezeigten Fälle sexueller Übergriffe um fast ein Viertel gestiegen. Nach jüngsten Angaben der Regierung wurden im vergangenen Jahr in Frankreich rund 225.000 Fälle häuslicher Gewalt gegen Frauen registriert. Premierminister Edouard Philippe kündigte für Dienstag eine neue Online-Plattform an, auf der rund um die Uhr Fälle von sexueller Gewalt und Sexismus gemeldet werden können. Den Organisatorinnen der "feministischen Flutwelle" reicht dies nicht: Sie fordern deutlich mehr Geld im Kampf gegen das Problem.

kle/as (dpa, afpe, rtre)