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"Tag der Kippa" in Bonn

19. Juli 2018

Nachdem in Bonn ein Kippa tragender Mann angegriffen worden war, veranstaltet die Stadt nun einen "Tag der Kippa". Die Zahl religionsfeindlicher Straftaten ist in den vergangenen Jahren in Deutschland angestiegen.

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Ein Mann trägt eine Kippa
Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Ein jüdischer Wissenschaftler aus den USA wurde vergangenen Mittwoch von einem Mann in Bonn auf seine Kippa angesprochen und beleidigt. Nach Polizeiangaben habe der Angreifer, ein 20 Jahre alter Deutscher mit palästinensischen Wurzeln, dem 50-jährigen Hochschulprofessor mehrfach die Kopfbedeckung vom Kopf geschubst und ihm gegen die Schulter geschlagen. Dabei seien die Worte "Kein Jude in Deutschland" gefallen.

Die alarmierte Polizei hielt den Gastprofessor zunächst irrtümlich für den Täter und ging rabiat gegen ihn vor. Seitdem wird gegen vier Beamte ermittelt.

Tag der Kippa ursprünglich für November geplant

Als Reaktion auf diesen antisemitischen Angriff veranstaltet Bonn nun einen "Tag der Kippa", bei dem Teilnehmer gebeten werden, die religiöse Kopfbedeckung selbst mitzubringen. Ab 15 Uhr werden am 19. Juli auf dem Marktplatz der Stadt vor dem Alten Rathaus neben Oberbürgermeister Ashok Sridharan die Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn, Margaret Traub, und der Senior-Direktor für Politik- und Programmkoordination beim Klimasekretariat der Vereinten Nationen, Martin Frick, sprechen.

Der "Tag der Kippa" war laut Angaben der Stadt ursprünglich für November diesen Jahres geplant gewesen. Er werde aus aktuellem Anlass nun vorgezogen, so der Oberbürgermeister. Die Veranstaltung solle deutlich machen, dass Antisemitismus keinen Platz in Bonn habe.

Antisemitische Angriffe auch in Düsseldorf und Berlin

Deutschland Tag der Kippa in Bonn
Der "Tag der Kippa" 2018 in BonnBild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini

In den vergangenen Monaten wurden mehrere antisemitische Angriffe in Deutschland bekannt: Am vergangenen Freitag (13.07.2018) war in Düsseldorf ebenfalls ein junger Mann mit Kippa  offenbar aufgrund seiner jüdischen Religionszugehörigkeit beleidigt und angerempelt worden.

Für Aufsehen sorgte ein Angriff im April, der sich in Berlin ereignete. Ein junger Israeli mit einer Kippa wurde von einem 19-jährigen Syrer mit einem Gürtel attackiert und geschlagen. Das Opfer filmte den Angriff mit seinem Handy und stellte das Video ins Netz. In mehreren deutschen Städten kam es zu Solidaritätsbekundungen. Unter dem Motto "Berlin trägt Kippa" versammelten sich allein in der Hauptstadt mehr als 2000 Menschen.

Anstieg religionsfeindlicher Straftaten

Seit 100 Tagen gibt es in Deutschland die neu geschaffene Position eines Bundesbeauftragten für Religionsfreiheit. Markus Grübel hat diese Stelle inne und beklagt einen Anstieg der Zahl religionsfeindlicher Straftaten in Deutschland in den vergangenen Jahren. "Die Statistik weist für das vergangene Jahr 129 christenfeindliche, 1.075 islamfeindliche und 1.504 antisemitische Straftaten aus. Es gibt also auch bei uns Handlungsbedarf", sagte der 58-Jährige im Interview von katholisch.de.

Verglichen mit der Lage der Religionsfreiheit in vielen anderen Teilen der Welt "leben wir in Deutschland auf einer Insel der Seligen", betonte er allerdings. Wichtig sei, schon in der Schule stärker zur Toleranz zu erziehen, so Grübel. Das gelte auch für diejenigen, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind.

Unsere Bildergalerie zeigt, was das Tragen der Kippa bedeutet, und stellt weitere religiöse Kopfbedeckungen vor.

ld/suc (bonn.de, kna, dpa)