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Taiwan China Investition

28. April 2011

Der taiwanesische Unternehmer Gao Weibang wollte mit einer Investition auf dem chinesischen Festland reich werden – und scheiterte. Nun warnt er seine Landsleute und kämpft gegen die Annäherungspolitik der Regierung.

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Gao Weibang, taiwanesischer Geschäftsmann (Foto: DW / Mathias Bölinger)
Gao Weibang hat auf dem chinesischen Festland viel Geld verlorenBild: DW/M.Bölinger

Manchmal lacht Gao Weibang unvermittelt auf, so als ob er seine eigene Geschichte selbst kaum glauben könnte. Eine Geschichte, die ihn in die nordostchinesische Provinz Hebei führte, wo er mit Blumenvasen aus Kunststoff viel Geld verdienen wollte. Zwei Jahre später stand er vor einer leeren Fabrik. Sein chinesischer Manager war mit zehn Lastwagen gekommen, um das gesamte Inventar mitzunehmen. "Sie haben alles leergeräumt, selbst die Computer und sämtliche Akten haben sie mitgenommen", sagt er.

"Diese Sache ist sehr kompliziert"

Die Skyline von Peking (Foto: AP)
China wirbt offensiv um ausländische InvestorenBild: AP

Gao Weibang hatte in den USA in Chemie promoviert und dann in seiner Heimat Taiwan eine kleine Firma gegründet, die Bodenplatten aus Kunststoff herstellte. Über einen Bekannten fand er Kontakt zu einem jungen Geschäftsmann aus China. Gao investierte Geld in eine Fabrik im Yanjiao-Industriepark in der nordchinesischen Provinz Hebei und machte den jungen Mann zum Manager. Sie stellten Ziervasen und Übertöpfe aus Kunststoff für den Export auf den amerikanischen Markt her. Das Geschäft sei gut angelaufen, sagt er. Doch dann habe der chinesische Manager immer unverhohlener Anspruch auf das Unternehmen angemeldet, habe bei der Bank Kredite auf Gaos Namen aufgenommen und schließlich gemeinsam mit der Konkurrenz die Fabrik ausgeräumt. Gao versuchte, sein Geld vor Gericht zurückzubekommen – doch sein Manager hatte beste Beziehungen zur Justiz. "Der Vater war ein ranghohes Parteimitglied", erzählt er. Und der habe dann seine Beziehungen eingesetzt, um bei der Justizverwaltung zu intervenieren. "Danach habe ich von den Behörden nur noch gehört: 'Diese Sache ist sehr kompliziert' – mein Fall wurde nicht mehr bearbeitet."

Zurück in Taiwan

Gao Weibang sitzt in der Filiale einer Kaffee-Kette in Taiwans Hauptstadt Taipeh. Am Nachbartisch beugen sich Studenten über ein Referat. Sonst ist es noch ruhig an diesem Vormittag. Inzwischen hat Gao auch seine Firma in Taiwan aufgeben müssen, heute ist er ein Rentner mit Mission. Gemeinsam mit anderen Geschäftsleuten, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, gründete er die "Victims of Investment in China Association". Er sammelt und veröffentlicht Geschichten wie seine und warnt vor der chinafreundlichen Politik der Regierung. Taiwan dürfe sich nicht noch enger an das Festland binden, glaubt er. Bereits heute, so Schätzungen, leben ein bis zwei Millionen Taiwanesen dauerhaft auf dem chinesischen Festland. Für die Regierung ist deshalb klar, dass die Zukunft der taiwanesischen Wirtschaft sich auf dem Festland entscheidet. Schließlich mache die Mehrheit der taiwanesischen Unternehmer dort gute Geschäfte, sagt Chun-Fu Chang, Leiter des Büros für Außenhandel im taiwanesischen Wirtschaftsministerium. Es gebe eine Vereinigung der taiwanesischen Unternehmer auf dem Festland, die die Interessen der taiwanesischen Unternehmer vertrete. Und im Rahmen der Kooperationsverträge, die die Regierungen auf beiden Seiten der Taiwan-Straße miteinander schließen, solle schon bald eine Schiedskommission eingerichtet werden. "Wir werden eine Plattform schaffen, die diese Probleme löst."

Den Behörden auf die Nerven gehen

Buchcover zweier Bücher von Gao Weibang (Foto: DW / Mathias Bölinger)
Investitionsopfer Gao Weibang warnt in seinen Büchern vor einer wirtschaftlichen Annhäherung beider SeitenBild: DW/M.Bölinger

Es sind Probleme, die Unternehmer aus aller Welt in China haben. Allerdings kommt für die Taiwanesen bisher erschwerend hinzu, dass China sich weigert, internationale Schiedsgerichte in solchen Fragen zuzulassen. Peking möchte Konflikte zwischen Taiwanesen und Festländern als innerchinesische Angelegenheit behandelt sehen.

Gao Weibang hat bereits drei Bücher über scheiternde Unternehmer in China geschrieben. Und er will weiter tun, was er kann, um Unternehmen vor unüberlegten Schritten auf das Festland zu warnen. Etwa 100 Unternehmer hätten sich bei ihm bisher gemeldet, die ähnliche Erfahrungen gemacht hätten. "Es gibt auch einige Besitzer, die ihre Angelegenheit lösen konnten", sagt er. Aber dafür brauche man starke Nerven und dürfe nichts mehr zu verlieren haben. Und riskant sei es außerdem. "Das einzige, was Du machen kannst, ist, immer wieder Lärm zu machen." Man müsse sich mit Plakaten vor den Regierungssitz stellen, sich verhaften lassen, wieder freikommen und wieder protestieren. "Erst wenn du ihnen so richtig auf die Nerven gehst, finden sie einen Weg, dir einen Teil des Geldes zurückzugeben."

Autor: Mathias Bölinger
Redaktion: Ana Lehmann