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Taliban greifen Kabul an

18. Januar 2010

Die Taliban-Rebellen lieferten sich in der afghanischen Hauptstadt Kabul stundenlange Gefechte mit Regierungstruppen. Mindestens 12 Menschen sind bei der Angriffsserie im Regierungsviertel getötet worden.

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Brennendes Einkaufszentrum in Kabul (Foto: AP)
Rauch steigt aus einem Einkaufszentrum in KabulBild: AP

Rund 20 radikal-islamischen Taliban war es im morgendlichen Berufsverkehr am Montag (18.01.2010) gelungen, in das Regierungsviertel einzudringen und mehrere Gebäude zu besetzen. Selbstmordattentäter sprengten sich an mehreren Stellen in die Luft. Die Taliban-Kämpfer versuchten offenbar, den Präsidentenpalast und mehrere Ministerien zu stürmen. Als dies scheiterte, verschanzten sie sich in einem nahe gelegenen Einkaufszentrum. Sie lieferten sich stundenlang Gefechte mit Polizei und Armee. Erst am Mittag hatten die Sicherheitskräfte die Situation nach eigenen Angaben wieder unter Kontrolle.

Ein afghanischer Polizist in Kabul, im Hintergrund ein brennendes Einkaufszentrum (Foto: AP)
Afghanische Polizisten hatten die Lage im Regierungsviertel erst nach Stunden wieder unter KontrolleBild: AP

Mindestens zwölf Tote

Bei dem Angriff auf das streng bewachte Regierungsviertel sind nach jüngsten Angaben mindestens zwölf Menschen getötet worden. Sieben Angreifer hätten sich entweder selbst in die Luft gesprengt oder seien von Sicherheitskräften erschossen worden, teilten die afghanischen Behörden mit. Daneben seien auch vier Sicherheitskräfte und ein Zivilist bei den Kämpfen ums Leben gekommen, sagte Innenminister Mohammed Hanif Atmar am Montag. Mehr als 70 Menschen wurden laut dem Minister verletzt, darunter 35 Zivilisten. Von ihnen seien die meisten nach kurzer Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Karsai und Holbrooke verurteilen Angriff

Neben dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai verurteilten auch die USA die Attacke. Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Richard Holbrooke, bezeichnete den Angriff als "Verzweiflungstat" der Taliban. "Die Leute, die das tun, werden einen solchen Angriff sicher nicht überleben, noch werden sie damit Erfolg haben", sagte Holbrooke in Neu-Delhi.

Sicherheitskräfte in Kabul (Foto: AP)
Sicherheitskräfte in KabulBild: AP

Präsident Karsai versuchte die Bevölkerung zu beruhigen. Die Lage sei unter Kontrolle, die Ordnung wiederhergestellt, sagte er. Als die Kämpfe vor dem weitläufigen Gelände des Präsidentenpalastes ausbrachen, nahm er gerade den neuen Mitgliedern seiner Regierung den Amtseid ab. Inmitten der Angriffsserie legten 14 Minister ihren Amtseid ab - 27 weitere Kandidaten hatte das Parlament zuvor durchfallen lassen.

Erneuter Rückschlag für Karsai

Für eine neue Initiative Karsais zur Wiedereingliederung der Taliban in die afghanische Gesellschaft sind die Attacken ein herber Rückschlag. Mit ihr sollen gemäßigtere Taliban dazu gebracht werden, ihre Waffen niederzulegen. Der Präsident will sie bei der internationalen Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London vorstellen.

Zuletzt griffen Taliban am 28. Oktober vergangenen Jahres ein Gästehaus der Regierung in Kabul an. Elf Menschen wurden getötet, darunter fünf UN-Mitarbeiter und drei Angreifer. Am 8. Oktober sprengte sich ein Selbstmordattentäter vor der indischen Botschaft in die Luft und riss 17 Menschen mit in den Tod.

Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, afp, rtr)

Redaktion: Julia Elvers-Guyot