1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Tarnkappenjet-Test in China überrascht Gates

11. Januar 2011

Während des Besuchs von US-Verteidigungsminister Robert Gates in China, hat der Prototyp eines chinesischen Tarnkappen-Kampfjets seinen ersten Testflug absolviert. Der Zeitpunkt scheint nicht zufällig gewählt.

https://p.dw.com/p/zwG7
Robert Gates und Hu Jintao geben sich die Hand (Foto: ap)
Während sich Hu Jintao und Robert Gates treffen, testet China TarnkappenjetsBild: AP

Laut einem Bericht der englischsprachigen Zeitung "Global Times" hat der Tarnkappenjet am Dienstagmittag (11.01.2011) einen rund 15-minütigen Flug absolviert. Start und Ziel des Testflugs war der Flughafen in der südwestchinesischen Stadt Chengdu. Dort ist das Flugzeug mit der Bezeichnung J-20 entwickelt worden. Das Tarnkappenflugzeug, das nicht vom Radar zu orten ist, sei von Maschinen des Typs J-10-S begleitet worden, berichteten chinesische Staatsmedien. Einige hundert Augenzeugen hätten sich den Flug angeschaut und ihn mit einem Feuerwerk gefeiert.

Test-Timing nur Zufall?

Die Nachricht von dem erfolgreichen Testflug überraschte Robert Gates, als er gerade mit Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao in Peking zusammentraf. Als Hong Lei, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, auf das Tarnkappenflugzeug angesprochen wurde, sagte er nur, dass China eine defensive Verteidigungspolitik verfolge. Mit der Entwicklung von Wissenschaft und Technik modernisierten alle Länder ihre militärische Ausrüstung. "Das ist nur normal", erklärte Hong Lei.

Robert Gates schreitet eine Formation chinesischer Soldaten in Peking ab (Foto: ap)
US-Verteidigungsminister Robert Gates sieht sich in Peking mit einem nach militärischem Selbstbewusstsein strebenden China konfrontiertBild: AP

Der Fortschritt des Tarnkappen-Projekts habe selbst den amerikanischen Geheimdienst überrascht, hatte US-Verteidigungsminister Robert Gates vor seinem Besuch in Peking gesagt. Die USA sind bisher davon ausgegangen, dass China frühestens 2020 oder 2025 Tarnkappenjets haben dürfe. Der Testflug zeigt, dass China mit der Entwicklung weiter ist als bisher angenommen. Nun wird damit gerechnet, dass die Volksrepublik einsatzfähige Flugzeuge bereits ab 2017 produzieren könnte.

Robert Gates und Liang Guanglie stehen nebeneinander und blicken auf die Soldaten (Foto: ap)
Amtskollegen mit ernster Miene: Robert Gates und Liang GuanglieBild: AP

Dass der erste Testflug gerade während des Chinabesuchs von Gates stattfand, dürfte wohl kaum Zufall gewesen sein, auch wenn Hu Jintao dies versicherte. Beobachter sehen den Test als ein demonstratives Signal an die Amerikaner, dass sie in Zukunft mit der Militärmacht China rechnen müssen. Ohnehin zeigte sich China selbstbewusst. Aus der Verärgerung von Rüstungsverkäufen der USA an die als abtrünnige Provinz betrachtete Insel Taiwan machte China kein Hehl. Diese Waffenlieferungen "gefährden chinesische Kerninteressen", so Chinas Verteidigungsminister Liang Guanglie am Montag (10.01.2011). Vor Journalisten und im Beisein Gates fügte er noch hinzu: "Wir wollen nicht, dass so etwas noch einmal passiert".

Nachdem die USA vor gut einem Jahr Waffen im Wert von 6,4 Milliarden US-Dollar an Taiwan geliefert hatten, setzte die chinesische Regierung die militärischen Kontakte weitgehend aus. Der Besuch von US-Verteidigungsminister Robert Gates verschob sich dadurch um sieben Monate.

Militärische Beziehungen sollen sich verbessern...

Soldaten der chinesischen Marine stehen Spalier (Foto: ap)
Das chinesische Militär investiert viel Geld in Neuentwicklungen...Bild: AP

Am Montag (10.01.2011) hatten sich China und die USA auf einen Militärdialog der beiden Länder und einen Ausbau der Kooperation geeinigt. US-Verteidigungsminister Gates erklärte nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Guanglie: "Um die Möglichkeiten von Kommunikationsfehlern, Missverständnissen und Fehlkalkulationen zu verringern, ist es wichtig, dass unsere Militärbeziehungen solide, beständig und nicht wechselnden politischen Winden ausgesetzt sind." Er sehe "beachtliche Fortschritte" bei den militärischen Beziehungen, sagte Gates.

Bei ihrem Treffen vereinbarten Gates und Guanglie, dass sich eine Arbeitsgruppe mehrmals im Jahr treffen und einen neuen Mechanismus für den Militärdialog entwickeln soll. Auch soll eine engere Zusammenarbeit bei humanitären Einsätzen und im Kampf gegen die Piraten ausgelotet werden. "Wir müssen zusammenarbeiten, um unsere gemeinsamen Interessen auszuweiten und unsere Differenzen zu verringern", erklärte Guanglie. In diesem Zusammenhang kündigte er an, dass Generalstabschef Chen Bingde die USA in der ersten Jahreshälfte besuchen werde.

... bleiben aber auf absehbare Zeit wackelig

Soldaten der chinesischen Marine stehen Spalier (Foto: ap)
...und strebt damit nach mehr Geltung in der WeltBild: AP

Die USA haben bekannt gegeben, dass sie auch in Zukunft Taiwan bei der Verteidigung helfen werden. Chinas Verteidigungsminister Liang Guanglie sagte, dass die Waffenlieferungen auch in Zukunft Streitthema bleiben werden. Hier erscheint Streit vorprogrammiert. Auch zeigte sich Gates beunruhigt über das wachsende Selbstbewusstsein Chinas und über die Territorialstreitigkeiten mit seinen Nachbarn. Zudem hätte Chinas Armee heute "eindeutig das Potential, einige unserer Fähigkeiten in Gefahr zu bringen", so Gates. Darum werde er trotz der geplanten massiven Kürzungen im Etat des Verteidigungsministeriums einigen Investitionen hohe Priorität einräumen, um eine Antwort auf Chinas militärische Entwicklung zu geben.

Am Mittwoch (12.01.2011) wird Gates das Oberkommando der chinesischen Atomstreitkräfte besuchen. Anschließend reist er nach Japan und Südkorea weiter. Weitere Gespräche zwischen China und den USA auf höchster Ebene werden in der kommenden Woche stattfinden. Dann trifft Chinas Staatschef Hu Jintao in Washington mit US-Präsident Barack Obama zusammen.

Autor: Marco Müller (dpa, afp, rtr)
Redaktion: Silke Ballweg