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Panorama

Tatverdächtiger in Norwegen in U-Haft

15. Oktober 2021

Nach dem tödlichen Angriff mit Pfeil und Bogen muss der Taterdächtige für vier Wochen in Untersuchungshaft in einer medizinischen Einrichtung. Es mehren sich Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des Mannes.

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Norway Bow And Arrow Attack
Vier Frauen und ein Mann starben in den Häusern, zu denen sich der Schütze Zugang verschaffteBild: Terje Bendiksby/NTB/AP/dpa/picture alliance

In den ersten zwei Wochen der Untersuchungshaft werde der Tatverdächtige aus Sicherheitsgründen isoliert, entschied die Richterin Ann Mikalsen. Außerdem verhängte das Gericht in Buskerud ein Besuchs-, Medien- und Briefverbot. Aufgrund seines Gesundheitszustandes sei der Tatverdächtige in einer geschlossen medizinischen Einrichtung untergebracht, sagte ein Polizeisprecher. Man halte es für wahrscheinlich, dass der Mann psychisch krank sei. "Unsere Hypothese ist, dass der Hintergrund eine Erkrankung ist", sagte Polizeiinspektor Thomas Omholt.

Nach Gewalttat in Norwegen
Polizeiinspektor Thomas Omholt vermutet, dass der Hintergrund der Tat eine psychische Erkrankung istBild: Terje Bendiksby/NTB/AP/dpa/picture alliance

Mindestens zwei Rechtspsychiater sollen nun beurteilen, ob der Mann zurechnungsfähig ist. Bislang werde ihm keine Terrortat, sondern fünffacher Mord vorgeworfen. Das werde allerdings fortlaufend neu bewertet. Der 37-jährige Däne hatte eingeräumt, am Mittwochabend in Kongsberg mehrere Menschen mit Pfeil und Bogen und anderen Waffen angegriffen zu haben. Schuldig bekannte er sich jedoch nicht.

Ministerpräsident Jonas Gahr Støre besucht Kongsberg

Der Sicherheitsdienst der norwegischen Polizei hatte die Tat zunächst als Terrorhandlung eingestuft, den Verdacht aber später abgeschwächt.

Der neue norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre und Justizministerin Emilie Enger Mehl besuchten am Freitagnachmittag Kongsberg. Die Anwohner sind schwer betroffen von den Vorfällen. Hunderte Kerzen und Blumen wurden in der Innenstadt abgelegt. Bürgermeisterin Kari Anne Sand sprach von einer tragischen Tat, die die Gemeinschaft viele Jahre mit sich tragen werde.

Polizisten wurden mit Pfeilen beschossen

Die Polizei gab inzwischen weitere Details zum Tathergang bekannt. Demnach trafen zwei Beamte zum ersten Mal in einem Supermarkt auf den Täter. Sie wurden mit Pfeilen beschossen, konnten aber selbst nicht auf den Angreifer schießen, wie ein Polizeisprecher sagte. Während die Beamten Schutzkleidung holten, gelang dem Täter die Flucht. Danach lief der Täter weiter durch die Innenstadt und drang auch in Wohnungen ein, wo er Menschen tötete. 

Nach Gewalttat in Norwegen
Vor einem Geschäft in Kongsberg, in das der Angreifer eindrang, stehen Blumen und KerzenBild: Terje Bendiksby/NTB/AP/dpa/picture alliance

"Ich bin völlig am Boden zerstört. Darüber werde ich nie hinwegkommen", sagte der 75-jährige Rentner Svein Westad, der bei dem Angriff zwei Nachbarinnen und Freundinnen verlor. "Sie hätten ihn sofort fassen müssen", sagte er und griff damit die zuletzt laut gewordene Kritik an der Polizei auf, die den Angreifer eine halbe Stunde nach dem ersten Notruf festgenommen hatte.

Staatsanwältin Ann Irén Svane Mathiassen sagte dem Fernsehsender TV2, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass der Mann die Tat geplant habe. "Es deutet auch nichts darauf hin, dass es eine Situation im Laden gab, die dies ausgelöst hat." 

Nach Gewalttat in Norwegen
Stilles Gedenken in KongsbergBild: Terje Bendiksby/NTB/AP/dpa/picture alliance

Die Polizei versucht nun, ein klareres Bild vom Leben des Verdächtigen zu bekommen. Menschen aus dem Umfeld des Mannes sagten dem norwegischen Rundfunk NRK, der Däne leide seit langem unter psychischen Problemen und sei schon als Jugendlicher ein Außenseiter gewesen. Außerdem gab es Hinweise, dass er zum Islam konvertiert war und radikale Ansichten hatte.

Bundesregierung spricht Anteilnahme aus

Die Bundesregierung sprach den Hinterbliebenen der Opfer ihre Anteilnahme aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die gesamte Bundesregierung seien "schockiert über die brutale Gewalttat", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz in Berlin.

nob/uh (dpa, afp)