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Politik

Tausende Katalanen fordern in Barcelona Unabhängigkeit

1. Oktober 2022

Am fünften Jahrestag des illegalen Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien haben erneut Tausende für eine Trennung der Region von Spanien demonstriert. Die Separatisten fordern zudem den Rücktritt der Regionalregierung.

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Spanien, Barcelona | 5. Jahrestag des Unabhängigkeitsreferendums
Befürworter der Unabhängigkeit von Spanien versammeln sich in BarcelonaBild: Josep Lago/AFP/Getty Images

Die Befürworter einer Unabhängigkeit von Spanien versammelten sich am Triumphbogen im Zentrum von Barcelona. Nach einer Schätzung der Polizei nahmen an der Kundgebung etwa 11.000 Menschen teil. Die Demonstranten forderten unter anderem den Rückzug der Regional-Regierung von Ministerpräsident Pere Aragonés, der ihrer Meinung nach hinsichtlich der Gründung einer unabhängigen katalanischen Republik zu zögerlich agiert. Bisher habe er sein entsprechendes Wahlkampfversprechen nicht eingelöst.

Die Präsidentin der Bürgerbewegung ANC, Dolors Feliú, forderte von Aragonés "einen Plan zur Verwirklichung der Unabhängigkeit".  Sie stellte klar: "Wenn sie (die Politiker) das nicht schaffen, werden wir das tun. Man wird uns nicht stoppen können." Man werde Neuwahlen fordern und mit einer eigenen Partei antreten. Ähnlich äußerte sich in ihrer Rede die Präsidentin der Handelskammer von Barcelona, Mònica Roca. "Revolutionen werden von der Zivilgesellschaft und den Bürgern gemacht, nicht von den Politikern-" Die Unternehmer Kataloniens seien auch deshalb mehrheitlich für eine Abspaltung, weil die Region von der Zentralregierung wirtschaftlich benachteiligt werde.

Spanien, Barcelona | 5. Jahrestag des Unabhängigkeitsreferendums
300 Wahlboxen des Referendums von 2017 stehen vor dem Sitz der RegionalregierungBild: Josep Lago/AFP/Getty Images

Aragonés versicherte unterdessen in einer Mitteilung, seine Koalitionsregierung strebe weiterhin die Unabhängigkeit an, wolle aber ein mit der Zentralregierung vereinbartes Referendum erreichen. "Wir haben das Referendum (vom 1. Oktober 2017) durchgeführt und wir werden erreichen, dass Katalonien erneut abstimmt", beteuerte der Politiker der linksgerichteten Partei ERC. "Wir werden es wieder tun, denn viele von uns wollen, dass Katalonien ein freies Land wird." Der sozialistische spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez bietet Aragonés weitere Autonomierechte an, lehnt ein Unabhängigkeitsreferendum jedoch kategorisch ab.

Regierungskrise in Barcelona

Der Jahrestag wird von einer Regierungskrise in Katalonien überschattet. Aragonés hatte am Mittwoch seinen Stellvertreter Jordi Puigneró von der liberalkonservativen JuntsXCat entlassen. JuntsXCat kritisiert den "Schmusekurs" von Aragonés gegenüber der linksgerichteten Zentralregierung in Madrid und hatte öffentlich die Möglichkeit eines Misstrauensvotums angesprochen.

Nach dem Referendum von 2017 und einem anschließenden Beschluss zur Trennung von Spanien war Katalonien von der damaligen konservativen Zentralregierung von Mariano Rajoy unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Der damalige Regionalregierungschef Carles Puigdemont und einige Mitstreiter flohen ins Ausland. Andere Separatisten wurden zu langer Haft verurteilt, wurden 2021 allerdings begnadigt. Die Hardliner unter den Separatisten betrachten Aragones' Plan, Spanien darum zu bitten, ein autorisiertes Referendum abzuhalten, als Verzicht auf das Vermächtnis der Abstimmung von 2017.

kle/wa (dpa, ap)