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Tauwetter zwischen China und Japan

7. November 2014

Überraschende Kehrtwende: Wenige Tage vor dem Apec-Gipfel in Peking schlagen China und Japan versöhnliche Töne an. Wird es nach zweijähriger Erstarrung ein Spitzentreffen geben?

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Polizist vor einem APEC-Banner in Peking (Foto: AFP)
Bild: Reuters/W. Zhao

In den frostigen Beziehungen zwischen China und Japan zeichnet sich ein Durchbruch ab. Nach mehr als zweijähriger Eiszeit haben sich beide Länder auf die Wiederaufnahme hochrangiger Kontakte geeinigt. Das teilte das Außenministerium in Peking mit.

Am Montag reist Japans Regierungschef Shinzo Abe zum Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) nach China. Mit Spannung wird erwartet, ob Abe in Peking tatsächlich mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping zusammenkommen wird.

Japanische Medien: Durchbruch erzielt

Bis vor kurzem hatte China alle japanischen Annäherungsversuche zurückgewiesen. Jetzt berichten mehrere japanische Medien von einer Einigung. Sie berufen sich dabei auf japanische Regierungskreise. Abe selbst kündigte an, die Regierung treffe letzte Vorbereitungen für ein bilaterales Spitzentreffen.

China und Japan streiten unter anderem um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer, die auf chinesisch Diaoyu und auf japanisch Senkaku genannt wird. Die umgebenden Gewässer sind nicht allein wegen ihres Fischreichtums von Bedeutung: In der strategisch wichtigen Region soll es auch Gas- und Ölvorkommen geben. Außerdem kritisiert China eine angebliche Verharmlosung japanischer Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg.

Zugeständnisse aus Tokio

Der Streit zwischen beiden Ländern, der zweit- und der drittwichtigsten Volkswirtschaft der Erde, belastet die Kooperation der Pazifik-Anrainer. So dürfte es kein Zufall sein, dass gerade jetzt Bewegung in die verhärteten Beziehungen kommt. Japan ist auf China einige Schritte zugegangen. So verlautet in Tokio, Regierungschef Abe werde zwar erklären, dass die umstrittenen Inseln zu Japan gehören, er dürfte aber hinzufügen, dass auch China einen Anspruch erhebt, was Japan bisher nicht eingeräumt hat.

Zugleich hatte der japanische Vizepremier Taro Aso in Peking auf die sinkenden Investitionen in China hingewiesen - ein Wink mit dem Zaunpfahl, um zu verdeutlichen, wie wichtig ein Spitzentreffen beim Apec-Gipfel wäre. Es wäre die erste Begegnung von Xi und Abe seit Mai 2012, die über ein Händeschütteln hinausgeht.

Kerry sondiert das Terrain

US-Außenminister John Kerry (links) auf dem APEC-Ministertreffen in Peking (Foto: Reuters)
US-Außenminister John Kerry (links) auf dem APEC-MinistertreffenBild: Reuters/N. Kamm

In Peking führt US-Außenminister John Kerry bereits Vorgespräche. Wenn die Führer der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft am Montag und Dienstag in der chinesischen Hauptstadt zusammentreffen, wird auch US-Präsident Barack Obama als Vertreter der stärksten Wirtschaftsnation der Erde erwartet.

Kerry hatte trotz aller Differenzen für eine engere Kooperation zwischen den USA und China plädiert. Kein anderes Verhältnis habe so weitreichende Folgen in der Welt wie das zwischen diesen beiden Ländern, sagte Kerry. Die Amerikaner ärgern sich über Cyberattacken aus China und werfen Peking eine Missachtung der Menschenrechte vor, auch mit Blick auf die Demokratiebewegung in Hongkong. China wiederum kritisiert die amerikanische Unterstützung für Japan im Inselstreit und unterstellt den USA eine "Eindämmungspolitik", um das Reich der Mitte möglichst klein zu halten.

Drastische Maßnahmen

Vor dem Gipfel, den auch Russlands Präsident Wladimir Putin besuchen will, greift Peking zu drastischen Maßnahmen, um sich als makelloser Gastgeber zu präsentieren: Fabriken werden geschlossen, und es werden Fahrverbote für Autos ausgesprochen, um die notorische Luftverschmutzung zu begrenzen. Die ohnehin zahlreichen Sicherheitskontrollen wurden erweitert. Für die Dauer des Gipfels sollen - allerdings nur im Pressezentrum - Facebook und Twitter uneingeschränkt abrufbar sein.

Die Apec-Gruppe repräsentiert mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung. Zu ihr gehören 21 Länder und Regionen, darunter die USA, China, Japan, Russland, Kanada, Australien, Indonesien, Thailand und die Philippinen. Die Mitglieder streben einen leichteren Handelsaustausch an. Die USA und China ringen hierbei um die Führungsrolle. So treiben beide Staaten Verhandlungen über konkurrierende Freihandelszonen voran.

jj/mak (dpa, afp, rtr)