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China-Gipfel im Vatikan

Mareike Aden22. Januar 2007

Der Vatikan will seine Beziehungen zu China verbessern - so das Ergebnis eines Treffens mit chinesischen Bischöfen. Doch die warmen Worte werden die seit 55 Jahren brachliegende Diplomatie wohl nicht so schnell beleben.

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Zwei Chines beten vor der katholischen Xishiku-Kirche in Peking.
Eine Katholische Kirche in PekingBild: AP

"Missverständnisse der Vergangenheit" zwischen dem Vatikan und China sollten ausgeräumt werden. Diese Empfehlung haben Vatikan-Vertreter und Bischöfe aus Hongkong, Taiwan und Macao, die sich am Wochenende (19. und 20.1.07) zu einem China-Gipfel in Rom getroffen haben, Papst Benedikt XVI. gegeben. Und Missverständnisse und Konflikte gab es reichlich zwischen Kommunismus und Katholizismus, seit die kommunistische Regierung in Peking im Jahr 1951 die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan abbrach.

Die kommunistische Regierung toleriert ausschließlich die staatlich kontrollierte katholische Kirche, die sich "Patriotische Vereinigung" nennt und rund fünf Millionen Mitglieder hat. Fünf bis zehn Millionen weitere Katholiken haben sich in die Untergrundkirche geflüchtet und erkennen weiterhin den Papst als höchste Instanz auf Erden an. Sie waren in der Vergangenheit Razzien, Verhaftungen oder Drohungen ausgesetzt.

Ein Papst-Brief für China

Papst Benedikt XVI. bei einer Audienz im Januar 2007.
Papst Benedikt XVI. will einen Brief schreibenBild: AP

Zwar hat sich die Situation entspannt und mittlerweile bestehen rege Kontakte zwischen der staatlichen Kirche und der Untergrundbewegung. Doch im vergangenen Jahr lösten drei nicht vom Papst abgesegnete Bischofsweihen das "tiefe Missfallen des Heiligen Vaters" aus, wie Benedikt XVI. der "Patriotischen Vereinigung" und der kommunistischen Regierung ungewohnt scharf mitteilen ließ. Es handele sich um eine Spaltung der Kirche. Bis dahin schien es eine stillschweigende Übereinkunft zwischen dem Vatikan und der "Patriotischen Vereinigung" gegeben zu haben. Chinesische Bischofsanwärter akzeptierten ihre Weihe nur dann, wenn sie sich des Einverständnisses aus Rom gewiss waren - und die hatte in den drei strittigen Fällen gefehlt.

Damit Vorfälle wie diese künftig ausbleiben, will der Vatikan nun eine ständige China-Kommission einrichten. Außerdem wird der Papst allen chinesischen Katholiken einen Brief schreiben, vermutlich zu Ostern. "Das war ein dringend notwendiger Schritt, denn die chinesischen Katholiken brauchen Anleitung und Sinnstiftung", sagt Antony Lam vom "Holy Spirit Institut" in Hongkong. Er hofft, das eine ständige Kommission den Dialog so weit verbessere, dass "bald wieder diplomatische Beziehungen zwischen China und dem Vatikan aufgenommen werden können".

Der Papst war nicht anwesend

"Bis es so weit ist, wird noch viel Zeit vergehen", widerspricht Roman Malek, Leiter des "Monumenta Serica"-Institutes in Sankt Augustin bei Bonn, das sich mit religiösen und kulturellen Entwicklungen in China beschäftigt. Er mahnt, sich nicht allzu viel von den Plänen des Vatikans zu versprechen. Schließlich seien weder der Papst noch Vertreter der chinesischen Regierung anwesend gewesen. "'Und wie effektiv Kommissionen arbeiten, weiß man ja aus der Politik."


Auch Erich Kusch, der viele Jahre als Vatikan-Korrespondent für verschiedene deutsche Medien arbeitete und im Heiligen Jahr 2000 das Pressebüro des Vatikan leitete, sieht noch einen langen Weg bis zu erneuten diplomatischen Beziehungen zwischen China und dem Vatikan. "Das Hauptproblem wir die Hoheit über die Bischofsernennungen sein, auf die sowohl der Vatikan als auch die chinesische Regierung bestehen", vermutet er.

Diplomatie ist kein Allheilmittel

Aus seiner früheren Tätigkeit wisse er, dass der Vatikan notfalls bereit sei, die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan einzufrieren. Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und in der Vergangenheit wurde ein Einstellen der Diplomatie mit Taiwan oft als Vorbedingung für eine Normalisierung des Verhältnisses zum Heiligen Stuhl genannt. "Monumenta-Serica"-Leiter Roman Malek hofft, dass die vatikanische Diplomatie andere Wege finden werde. Immerhin sei der Vatikan der einzige europäische Staat, der diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhalte.

Unterdessen reagierte die chinesische Führung kühl auf die warmen Worte aus Rom und gab zu verstehen, dass sie die Ankündigungen des Vatikans als Einmischung in interne Angelegenheiten sehe. Roman Malek ist sowieso der Ansicht, dass Diplomatie kein Allheilmittel ist. "Deshalb würde doch eh nicht der Kommunismus verschwinden." Die Katholiken in China blieben so oder so weiterhin eine Minderheit. "Aber es ist ein junger und dynamischer Katholizismus, der weit über vatikanische Diplomatie hinaus Unterstützung braucht."