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Politik

"Technische Gespräche" über Nilstaudamm

25. Oktober 2019

Im Streit zwischen Äthiopien und Ägypten über den riesigen Staudamm, der am Oberlauf des Blauen Nils entsteht, wollen beide Seiten doch wieder direkt miteinander verhandeln. Ägypten fürchtet um seine Wasserversorgung.

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Grand Ethiopian Renaissance Dam
Bild: picture-alliance/dpa/G. Forster

Der Streit um das Wasser des Blauen Nils, das in Äthiopien in einen der größten Stauseen Afrikas fließen soll, wollen Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi und Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed die festgefahrenen Gespräche wieder aufnehmen. Ein Ausschuss aus technischen Experten solle jetzt seine Arbeit umgehend auf "offenere und positivere Weise" als bisher fortsetzen, teilte das ägyptische Präsidialamt mit. Ziel sei eine "abschließende Vision" zur Befüllung und zum Betrieb des  Grand Ethiopian Renaissance Dam. Nach Angaben aus Kairo trafen sich Al-Sisi und Abiy am Donnerstag am Rande des Russland-Afrika-Gipfels in Sotschi am Schwarzen Meer, um über die Streitpunkte zu verhandeln.

Gespräche ausgesetzt

Vor knapp drei Wochen hatte Ägypten in dem Streit mit dem Nachbarland die internationale Gemeinschaft um Vermittlung gebeten. Die Gespräche seien aufgrund der Unflexibilität der äthiopischen Seite in eine Sackgasse geraten, teilte das Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung in Kairo am 6. Oktober nach einer neuen Gesprächsrunde mit. Die Delegation aus Äthiopien habe "alle Vorschläge hinsichtlich der Wasserversorgung in Ägypten zurückgewiesen". Stattdessen habe sie "keine Garantien" gegeben, wie mit zukünftigen Dürreperioden umgegangen werden solle.

Staudammprojekt der Superlative

Äthiopien hatte 2010 mit den Bauarbeiten begonnen und hofft, mit dem geschätzt 4,3 Milliarden Euro teuren Projekt zum afrikanischen Energie-Umschlagplatz zu werden. Der Grand Ethiopian Renaissance Dam ist ein gewaltiges Projekt. Er wird den Blauen Nil auf knapp zwei Kilometer Länge aufstauen, und die Turbinen in den Staumauern sollen bis zu 6000 Megawatt Strom liefern. Die hohe Strommenge erklärt sich unter anderem durch die schieren Wassermassen, die im Blauen Nil fließen.

Karte Nil Verlauf und Renaissance-Staudamm

Rund zwei Drittel des Staudamms sind bereits fertiggestellt. Nach derzeitigen Plänen soll der Stausee in vier bis sieben Jahren befüllt werden. Strom erzeugen soll das dann größte Wasserkraftwerk des Kontinents schon ab Ende 2020. Fertiggestellt werden soll der Bau im Jahr 2023.

Seit Äthiopien mit dem Staudammbau begonnen hat, haben sich die Beziehungen zwischen Ägypten und Äthiopien erheblich verschlechtert. Ägypten befürchtet, dass der Damm die ohnehin schon knappe Wasserversorgung aus dem Nil, von der das Land fast vollständig abhängig ist, einschränken könnte. Ägypten bezieht 90 Prozent seines Süßwassers aus dem Nil und fordert, dass Äthiopien eine höhere Wassermenge aus dem geplanten Stausee freigibt als geplant. Kairo beruft sich dabei auf "historische Rechte", die in Verträgen aus den Jahren von 1929 bis 1959 garantiert seien. Äthiopien sagt, der Damm sei entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

qu/nob (dpa, rtr, ape)