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Schalke hat einen Lauf

Marko Langer
20. Dezember 2017

Was Schalke 04 in der Hinrunde und im Pokal gezeigt hat, kann man mit einem simplen Wort nüchtern beschreiben: Erfolg! Die Stimmung auf Schalke ist dabei selbst dann euphorisch, wenn es die Spiele nicht sind.

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Fußball DFB Pokal FC Schalke 04 - 1. FC Köln
Bild: Reuters/W. Rattay

Wer dachte, es wäre für die zuletzt so siegesverwöhnten Königsblauen eine Selbstverständlichkeit, im Achtelfinale des DFB-Pokals Tabellenschlusslicht und Abstiegskandidat Köln aus dem Weg zu räumen, der musste sich nur einmal den Trainer von Schalke 04 nach dem Schlusspfiff ansehen. Domenico Tedesco rannte vom Spielfeldrand auf den Rasen, um dort seinem Spieler mit der Nummer 25, Amine Harit, voller Euphorie in den Arm zu springen. Man hätte glauben können, der Mann habe gerade die Champions League und die Fußball-Europameisterschaft auf einen Schlag gewonnen.

Das geht natürlich nicht. Obwohl den Schalkern zuletzt ja eine ganze Menge gelungen ist. Das 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Köln war für Tedesco die Fortsetzung einer brillanten Serie: Zum 13. Mal in Folge blieb sein Team ungeschlagen. In der Bundesliga-Tabelle überwintert Schalke auf Platz 2. Die beste Hinrunde seit 2011! Und der Sport-Informationsdienst rechnete flugs aus, dass der FC Schalke 04 durch das Weiterkommen im DFB-Pokal eine Zusatzeinnahme von 1,273 Millionen Euro verbuchen konnte.

Und noch eine Szene nach dem Spiel verdeutlichte, was Tedesco auf Schalke alles in die richtige Richtung bewegt hat: der Trainer lachend im Kreis seiner Spieler, die hochspringen und sich gemeinsam über den Erfolg freuen. So viel Euphorie war hier lange nicht.

Schön spielen und verlieren? Lieber nicht ...

Vielleicht lag das auch daran, dass sich die Schalker mit den Kölnern doch schwer taten. Das junge Team von Interimscoach Stefan Ruthenbeck agierte schon wie am letzten Bundesliga-Spieltag wie ein angeschlagener Boxer, der für die mutmaßlichen Sieger damit erst recht gefährlich wird. Beherzt gingen die Kölner zur Sache, aber wenn am Ende schon etatmäßige Abwehrspieler die einzige Hoffnung auf einen Treffer darstellten, zeigte das zugleich: Der Kader und das spielerische Potential des Gegners war doch arg begrenzt. So richtig Not hatte Keeper Ralf Fährmann im Tor der Gastgeber wirklich nicht.

Dass Schalke dann auch in solchen Spielen die Oberhand behält, ist vielleicht die eigentliche Leistung ihres Übungsleiters. Schön spielen und verlieren, das sollen in der Liga bitteschön andere - auch wenn Manager Christian Heidel zur Halbzeit fast verzweifelt den Kopf senkte und ungläubig schüttelte. Nein, ein gutes Spiel war es nicht, das sein Team zeigte.

"Das ist nicht selbstverständlich"

Der Kopf von Abwehrstar Naldo muss ja mitunter herhalten, wenn vorne wenig zusammengeht. Diesmal war es der Hinterkopf von Max Meyer, und dass ihm seine Mitspieler beim Torjubel liebevoll über den Schädel streichelten, war auch ein Zeichen dafür, dass sie mit diesem Bogenlampen-Siegtreffer ebenso wenig gerechnet hatten wie der in diesem Moment eher unglücklich aussehende Kölner Torwart Timo Horn. "Wir haben es in der ersten Halbzeit versäumt, vorne Lösungen zu finden. Das wurde in der zweiten Hälfte besser. Am Ende war der Sieg verdient. Es läuft sehr gut bei uns, das ist nicht selbstverständlich", sagte der Siegtorschütze in der ARD.

Fußball DFB Pokal  FC Schalke 04 - 1. FC Köln
Der ist ja drin! Freund und Feind nach dem Siegtor von Schalke gegen KölnBild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

Man könnte nun den Spruch bemühen vom guten Pferd, dass immer nur so hoch springt, wie es muss. Allzu viel Glück mag man Tedesco nicht vorhalten. Der Mann beweist Geduld: "Wir hatten schon vor dem 1:0 genug Torchancen. Die Führung war dann auch verdient. Wir haben über weite Strecken das Spiel dominiert und deswegen verdient gewonnen", sagte Tedesco später, emotional wieder etwas abgekühlt.

Taktisch und personell agiert er mit seinem guten Kader erfolgreich - so erfolgreich, dass er längst für hohe und höchste Aufgaben in der Bundesliga gehandelt wird. In der Liga, in der dieser Trainer doch so gar keine Erfahrung hatte. Egal. Mit dieser Saison zeigt der 32-jährige, dass von ihm noch mehr zu erwarten ist.