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Kunstvolle Auslegware

17. Juli 2011

Der Bochumer Jan Kath zählt zu den international renommiertesten Teppich-Designern. Zu seinen Kunden gehören Stars aus dem Showgeschäft, Größen aus Politik und Wirtschaft. Er selbst aber ist auf dem Teppich geblieben.

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Teppich-Designer Kath (Foto: M. Steffen)
Jan Kath kreiert kunstvolle AuslegwareBild: Martin Steffen

Dass Stars aus dem internationalen Showgeschäft und Größen aus Politik und Wirtschaft zu seinem Kundenkreis gehören, daran hat sich Jan Kath längst gewöhnt. Schließlich gilt der 38-jährige Bochumer als einer der international renommiertesten Teppichdesigner. Am Sitz des Unternehmens, einer ehemaligen Maschinenfabrikhalle in Bochum, treffen täglich die Teppiche ein, die seine Handschrift tragen. Hergestellt von weltweit rund 2500 Mitarbeitern, die seine Entwürfe in handgeknüpfte Kunstwerke umsetzen.

Produktion in Indien, Marokko und Nepal

Die Produktionsstätten, sagt Kath, befinden sich zum Großteil nach wie vor in Nepal. Ganz genau: im Grenzgebiet zwischen Tibet und Nepal. Dort schätzt er die tibetischen Techniken und die tibetischen Rohmaterialien. Und er betreibt nach eigenen Worten eine kleine, aber feine Werkstatt im Atlasgebirge in Marokko, wo er mit den Nachfahren der Berbernomaden zusammenarbeitet und ganz authentische Produkte herstellen lässt.

Prinz Albert von Monaco und Prinzession Charlene bei der Hochzeit auf dem roten Teppich aus Bochum (Foto: AP)
Roter Teppich mit weißer Bordüre - Bochumer Design bei fürstlicher Hochzeit in MonacoBild: AP

Außerdem setzt der 38-Jährige auf die außergewöhnlichen handwerklichen Fähigkeiten der Nachfahren des Mogul-Volkes in Indien. Dabei vergisst Jan Kath nicht zu betonen, dass seine Mitarbeiter in diesen Ländern faire Löhne erhalten. Kath gehört als deutscher Unternehmer zu den Vorreitern, die mit der Organisation Label Step in der Schweiz kooperieren. Deren Mitarbeiter kontrollieren unangemeldet die Arbeitskonditionen vor Ort, um auch Kinderarbeit zu verhindern. Eine weitere Produktionsstätte befindet sich in Thailand - und zwar für die halbtechnischen Qualitäten. Allerdings auch für eine ausgesprochen noble Kundschaft. Wie etwa ein 200 Meter langer Teppich in Rot und Weiß mit einer handgestickten weißen Bordüre aus Neuseelandwolle und Bambusseide. Dieser Teppich fand weltweit mediale Aufmerksamkeit. Denn darauf beschritten Fürst Albert II. von Monaco und Gattin Charlene ihren Weg in die Ehe.

Teppiche für Rang und Namen

Ein Auftrag, der zwar eine Herausforderung darstellte, über den Jan Kath aber lieber nicht viele Worte verliert. Ebenso wenig wie über seine erlesene Kundschaft, die normalerweise kleinere Teppiche bestellt. "Viele Politiker in Deutschland hier sind auch dabei. Auch das eine oder andere Gesicht aus dem Show-Geschäft. Das sind aber alles Leute, die mich mehr oder weniger stark bitten, da nicht noch genauer zu werden."

Das Kreativzentrum von Jan Kath befindet sich in einem Loft (Foto: Kath)
Das Kreativzentrum von Jan Kath befindet sich in einem LoftBild: Jan Kath

Bitten, denen er als diskreter Geschäftsmann nachkommt. Auf der anderen Seite freut es den fast jungenhaft wirkenden 38-Jährigen, dass seine Kreationen so geschätzt werden. Design hat Jan Kath übrigens nie studiert. Andererseits ist er mit Teppichen quasi groß geworden. Sein Großvater und Vater betrieben in Bochum bis Ende der 1980er Jahre im Ruhrgebiet das erste Haus am Platz für Orientteppiche. Bis der Zeitgeist um geknüpfte bunte Teppiche einen weiten Bogen schlug. Ein Hintergrundwissen, räumt er ein, das ihm auf seinem Weg geholfen habe. "Einfach dadurch, dass ich im elterlichen Geschäft aufgewachsen bin, als Kind schon über Teppichstapel getobt bin, mit meinem Vater in frühen Jahren im Iran verschiedene Basare und Knüpfereien besucht habe."

"Hier, Junge, mach mal!"

Trotzdem gesteht er bei allem Erfolg frank und frei ein, dass er zum Design gekommen sei wie die Jungfrau zum Kind. Als er zwei Jahre lang mit dem Rucksack in Asien unterwegs war, traf er in Kathmandu per Zufall einen Lieferanten seines Vaters. Der lud ihn erst zum Kaffee ein, machte ihn dann zum Leiter der Qualitätskontrolle seines Unternehmens am Ort und übergab ihm später symbolisch die Schlüssel zur Fabrik mit den Worten: "Hier, Junge, mach mal! Die nächste Messe ist in sechs Monaten, denk dir mal was aus."

Jan Kath auf einem Teppich (Foto: Kath)
Jan Kath: Originalität ist gefragtBild: Jan Kath

Seither hat sich Jan Kath eine Menge ausgedacht. Gefragt ist vor allem seine gestalterische Originalität. "Das kann ein Thema sein wie Erosion, das kann ein Thema sein wie Satellitenbilder." Und insbesondere: Materialien. "Zum Beispiel arbeite ich ganz viel mit Brennnesselfasern, gleichzeitig im gleichen Stück aber auch mit Seide. Das heißt: Sehr konträre Rohmaterialien treffen aufeinander. Da entsteht Reibung, das interessiert mich. So schälen sich peu à peu Themen heraus."

Teppiche, über die die Welt läuft

Die auf Teppichen dargestellten Themen, finden global Anklang. Teppiche zum Preis von etwa 1300 Euro pro Quadratmeter in der Hundert-Knoten-Qualität. Rund 16.000 Quadratmeter fertigen seine Mitarbeiter pro Jahr. Hinzu komme noch einmal die doppelte Menge im halbtechnischen Bereich.

Zu den Kunden gehören in diesem Segment reiche Familien aus den Emiraten, führende Hotels auf dem Globus wie das Burj Dubai, die Four-Seasons-Hotelkette und der renommierteste Luxusartikel-Hersteller Frankreichs mit dem Kürzel LV, der seine Filialen mit Produkten aus der Fertigung von Jan Kath ausstatten lässt. Der Umsatz seines Unternehmens übersteigt in diesem Jahr erstmals die Zehn-Millionen-Euro-Grenze. Außerdem wagt der bodenständige Designer aus dem Ruhrgebiet den Schritt über den großen Teich. Mit der Eröffnung einer Niederlassung im New Yorker Stadtteil Chelsea.

Autor: Klaus Deuse
Redaktion: Monika Lohmüller