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28 Tote bei Anschlag in Ankara

18. Februar 2016

Wieder Terror in der Türkei: Im Regierungsviertel der Hauptstadt Ankara explodiert eine Bombe. Mindestens 28 Menschen werden getötet. Hinweise auf die Täter gibt es noch nicht. Präsident Erdogan kündigt Vergeltung an.

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Türkei: Anschlag in Ankara, ein brennender Bus (Foto: Reuters/Ihlas News Agency)
Bild: Reuters/Ihlas News Agency

Gut einen Monat nach dem Selbstmordattentat auf deutsche Urlauber in Istanbul ist die türkische Hauptstadt Ankara von einem schweren Bombenanschlag erschüttert worden. Ziel war ein Konvoi mit Bussen der Armee, mindestens 28 Menschen wurden getötet und mehr als 60 verletzt.

Soldaten unter den Toten

Die türkischen Streitkräfte teilten mit, der Anschlag habe sich am Mittwoch um 18.31 Uhr (Ortszeit; 17.31 Uhr MEZ) ereignet, als der Militärkonvoi an einer roten Ampel gehalten habe. Die Armee bestätigte, dass unter den Toten auch Soldaten seien, machte jedoch keine Angaben zu deren Anzahl.

Brennender Bus am Anschlagsort (Foto: Anadolu Agency
Brennender Bus am AnschlagsortBild: picture-alliance/AA/M. Kaynak

Nach einem Bericht des Fernsehsenders NTV ereignete sich die Explosion nahe einem Wohngebiet für ranghohe Militärs. Die Detonation war in weiten Teilen Ankaras zu hören. Zahlreiche Sanitäter und Feuerwehrleute waren im Einsatz. Über dem Anschlagsort, der nahe dem Sitz des Generalstabs und des Parlaments liegt, stieg dichter Rauch auf. Der Tatort wurde von der Polizei abgeriegelt.

Erdogan kündigt Vergeltung an

Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte eine entschlossene Reaktion auf den Anschlag an. Die Türkei werde von ihrem "Recht auf Selbstverteidigung" Gebrauch machen, erklärte das Staatsoberhaupt. Der Kampf gegen den Terror werde noch entschlossener weitergeführt.

Der türkische Präsident Erdogan (Foto: dpa)
Der türkische Präsident ErdoganBild: picture-alliance/dpa/Turkish President Press Office

Die Regierung verhängte aus Gründen der "nationalen Sicherheit" eine Nachrichtensperre über den Anschlag, die aber nicht für offizielle Verlautbarungen gilt. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte eine geplante Reise nach Brüssel ab. Ursprünglich wollte er am Rande des EU-Gipfels unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingskrise beraten.

Spekulationen über Drahtzieher

Zu der Tat bekannte sich bislang keine Organisation. Ein ranghoher Vertreter der Sicherheitskräfte sagte unmittelbar nach der Explosion, es gebe erste Hinweise, dass Extremisten der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK die Tat verübt hätten. In Sicherheitskreisen im kurdischen Südosten des Landes hieß es hingegen, möglicherweise stecke die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hinter dem Attentat. Die türkische Luftwaffe bombardierte am Mittwochabend nach irakischen Medienberichten Stellungen der PKK im Nordirak. Ob ein Zusammenhang mit dem Anschlag besteht, ist unklar.

Nach dem Zusammenbruch des Friedensprozesses im Sommer 2015 greifen PKK-Kämpfer immer wieder Sicherheitskräfte an. Gleichzeitig geht die Armee im Südosten der Türkei mit voller Härte gegen Rebellen vor. In dem seit 1984 anhaltenden Konflikt sind mehr als 40.000 Menschen getötet worden. In den vergangenen Tagen hatte die Türkei verstärkt Luftangriffe gegen kurdische Milizen im Norden des Nachbarlandes Syrien geflogen.

In der Vergangenheit hatte es aber auch immer wieder Anschläge gegeben, die nicht von der PKK verübt wurden, sondern dem IS oder linksterroristischen Gruppen angelastet wurden. Im Januar riss ein Selbstmordattentäter in Istanbul elf deutsche Touristen mit in den Tod. Die Regierung machte den IS für diese Tat verantwortlich. Im Oktober waren in Ankara beim schwersten Anschlag in der jüngeren Geschichte der Türkei mehr als Hundert Menschen getötet worden. Ziel waren damals Teilnehmer einer regierungskritischen Friedensdemonstration. Die Regierung machte auch dafür den IS verantwortlich.

wl/SC (dpa, afp, rtr)