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Terror-Anschlag in Russland

6. Dezember 2003

Dutzende Menschen sind bei einem Bombenattentat in Südrussland getötet und verletzt worden. Damit rückt der Tschetschenienkonflikt kurz vor der Parlamentswahl wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.

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Rettungskräfte kämpfen sich durch den völlig zerstörten ZugBild: AP

Bei dem Bombenattentat auf einen Zug in Südrussland wurden mindestens 41 Menschen getötet und 200 weitere verletzt. Der Anschlag ereignete sich in einem überfüllten Vorortzug nahe der Stadt Jessentuki. Der Zug war gegen 7.40 Uhr gerade aus dem Bahnhof gefahren, als die Bombe explodierte. "Der Zug fuhr, und dann gab es die Explosion und überall Asche und Rauch", berichtete ein Augenzeuge im staatlichen Fernsehsender Rossija. Der zerstörte Waggon blieb auf den Schienen stehen.

Der Unglücksort liegt unweit der abtrünnigen russischen Kaukasus-Republik Tschetschenien. Nach Erkenntnissen der russischen Ermittler waren vier Terroristen, drei Frauen und ein Mann, an dem Anschlag beteiligt. Ein Selbstmordattentäter habe die Bombe mit einer
Sprengkraft von rund zehn Kilogramm TNT in der Nähe der Stadt Jessentuki, 1500 Kilometer südlich von Moskau, zur Explosion gebracht. Durch die Wucht der Detonation wurde der voll besetzte Waggon des Pendlerzuges in zwei Teile gerissen.

"Lage destabilisieren"

Die Explosion ereignete sich zwei Tage vor der Parlamentswahl in Russland. Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Anschlag als Versuch von Terroristen bezeichnet, die Lage im Lande vor den Parlamentswahlen am Sonntag (7.12.2003) zu destabilisieren. "Ich bin mir sicher, dass ihnen das nicht gelingen wird. Das werden Russlands Bürger nicht zulassen", sagte Putin auf einer Lagebesprechung in Moskau. Er brachte den Anschlag in Verbindung mit dem internationalen Terrorismus, der nach wie vor ein "grausamer, hinterhältiger, gefährlicher Feind" sei. "Es sind vor allem Unschuldige, die leiden", sagte Putin. Innenminister Boris Gryslow kündigte an, die Täter unerbittlich zu jagen: "Der Boden wird ihnen unter den Füßen brennen. Diese Tiere werden sich niemals sicher fühlen."

Die Tat könnte den Tschetschenien-Konflikt, der im Wahlkampf bislang kaum eine Rolle spielte, wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Der Anschlag ereignete sich in der Region Stawropol, wo tschetschenische Separatisten seit mehr als einem Jahrzehnt gegen die russischen Truppen kämpfen. Bereits im September 2003 hatten Unbekannte auf der gleichen Bahnstrecke eine Bombe gezündet und dabei 7 Menschen getötet und 92 verletzt. In Tschetschenien und anderen Gebieten des Nordkaukasus sind seit dem Jahr 2000 Hunderte von Menschen bei Sprengstoffanschlägen getötet worden. (kas)