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Gefragt wie nie

2. Dezember 2010

Die Angst vor Terroranschlägen hat die Kundenzahl von Extremus steigen lassen. Die Kölner Versicherung bietet Policen an für Großkunden. Wegen zu hoher Kosten lohnt sich der Abschluss für Normalbürger nicht.

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Nach dem Terrorangriff in New York, Rauch über Manhattan (Foto: AP)
Bild: AP

Noch sei kein Versicherungsfall eingetreten, sagt Dirk Harbrücker, er ist Vorstandsmitglied bei Extremus. Und schnell fügt er hinzu: zum Glück nicht! Denn Deutschland ist in den vergangenen Jahren von einem islamistischen Terroranschlag verschont geblieben. 1.300 Kunden und rund 7.000 Objekte sind bei Extremus versichert. Darunter zwei Autokonzerne, Immobiliengesellschaften, Banken, Versicherungen, Industriefirmen sowie fast alle deutschen Flughäfen.

Vorstandsmitglied Dirk Harbrücker von der Extremus AG in Köln (Foto: Extremus)
Extremus-Vorstandsmitglied Dirk HarbrückerBild: EXTREMUS Versicherungs-AG

Aber auch bei Großereignissen - wie in diesem Jahr die Fußball Weltmeisterschaft in Deutschland - ist Extremus gefragt. So wurden beispielsweise alle Stadien in Deutschland gegen mögliche Terroranschläge versichert. Die Kunden müssen eine Versicherungssumme von über 25 Millionen Euro einbringen. Sachwerte und Betriebsunterbrechungen werden dabei eingerechnet. Ist das zu versichernde Objekt beispielsweise 25 Millionen Euro wert, muss eine Mindestprämie von 3.000 Euro jährlich bezahlt werden, sagt Harbrücker. "Aber, wenn wir eine Immobiliengesellschaft versichern, die Standorte und Objekte verteilt in ganz Deutschland hat, dann können die Prämien leicht in den Millionenbereich gehen." Die teuerste Extremus-Prämie beläuft sich nach Angaben von Harbrücker derzeit auf 2,5 Millionen Euro.

Extremus schließt eine Versicherungslücke

Getragen wird das Kölner Unternehmen von in- und ausländischen Versicherungsriesen. Sie wurden durch die Anschläge auf die Twin Towers in den USA im September 2001 auf eine "leichtsinnige Lücke" in ihren Verträgen aufmerksam. Denn bis dahin waren Terror-Risiken für Industrie oder Fluggesellschalten automatisch mitversichert. Aber genau durchgerechnet hatte diese Gefahr kaum ein Konzern. Die Schäden erreichen leicht einen zweistelligen Milliardenbereich. Und so wurden nach der Katastrophe in den USA entsprechende Passagen in den Verträgen der gewerblichen Kundschaft gestrichen. Seitdem schließt die Terrorversicherung Extremus diese Lücke in Deutschland.

Ein Polizist bei einer Untersuchung einer irischen Armeebaracke (Foto: AP)
In Großbritannien gibt es seit langem eine TerrorversicherungBild: AP

In anderen Ländern, so Dirk Harbrücker, gab es derartige Versicherer bereits viel früher. Beispielsweise in Spanien und auch in Großbritannien. Dort sei in den 90er Jahren eine Terrorversicherung ins Leben gerufen worden, als Anschläge der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) fast täglich das Land erschütterten. An dieser Versicherung beteilige sich auch der Staat. Schließlich richteten sich die Anschläge nicht gegen ein bestimmtes Unternehmen oder einen bestimmten Flughafen, so Harbrücker, sondern gegen die Politik des Landes.

Terrorversicherung mit Staatsgarantie

Auch in Deutschland gibt es eine Staatsgarantie. Extremus komme maximal für Kosten in Höhe zwei Milliarden Euro auf, sagt Harbrücker. "Alle Schäden in einem Jahr werden zusammen gerechnet. Und wenn wir dann die zwei Milliardengrenze überschritten haben sollten, dann springt der Staat ein. Für diese Staatsgarantie zahlt Extremus natürlich auch ein Entgelt." Nicht gedeckt seien allerdings die Folgen von Krieg, Kontamination durch chemische oder biologische Substanzen und durch Kernenergie, so Harbrücker. "Das kann man ja gar nicht ermessen, wie weit eine nukleare Verseuchung gehen würde." Extremus rechnet in diesem Jahr mit Prämieeinnahmen von gut 52 Millionen Euro.

Autorin: Monika Lohmüller

Redaktion: Klaus Ulrich